Rhythmische Vielfalt

Eine Bereicherung des Harfenrepertoires im empfindsamen Stil.

Johann Wilhelm Hertel, anonyme Zeichnung. Quelle: wikimedia commons

Es ist der Harfenistin Johanna Seitz sehr zu danken, dass sie ein zweites Harfenkonzert von Johann Wilhelm Hertel herausgegeben hat. In einem äusserst informativen Vorwort vernehmen wir, dass sich der Cembalist Hertel gut mit den technischen Möglichkeiten der Harfe auseinandergesetzt und seine drei Konzerte ( F-Dur, D-Dur und G-Dur) womöglich für die Tochter des berühmten Harfenspielers Franz Petrini geschrieben hat.

Das vorliegende Konzert D-Dur stammt aus der Zeit des empfindsamen Stils (Frühklassik) und verlangt nach einem Orchester bestehend aus zwei Hörnern, Violinen, Viola und Violoncello. Während das Orchester ein stark rhythmisches Eröffnungsmotiv auf einem insistierenden Ton spielt, wird dieses Motiv von der Harfe sehr leicht und spielerisch umwoben. Der zweite Satz ist elegant gehalten, wobei auch hier der solistische Harfenpart verzierte Kapriolen schlägt. Mit einem Vivace endet das Konzert beschwingt.

Es fällt auf, dass Hertel eine Vorliebe für rhythmische Vielfalt hatte: Als ob er seine Soli improvisieren würde, erscheinen da innerhalb einer Phrase Achtel, Sechzehntel, Triolen und dazu noch Verzierungen. Oft spielt er mit Synkopen. Die Musik wirkt dadurch lebendig, heiter und leicht und niemals langweilig, obwohl das Konzert in harmonischer Hinsicht recht einfach ist. Vermutlich wurde es für die Barockharfe, eventuell für die Einfachpedalharfe geschrieben. Alle drei Sätze bleiben in D-Dur.

Dank kurzweiliger Motive und grosser Transparenz ist die Harfenstimme sehr gut spielbar. Das Konzert wird zu einer sehr willkommenen Bereicherung unseres Repertoires.

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Johann Wilhelm Hertel, Konzert D-Dur für Harfe (oder Cembalo), 2 Hörner, 2 Violinen, Viola und Violoncello, Erstausgabe, Partitur, EW 533, € 22.50, Edition Walhall, Magdeburg 2011

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