Orff-Instrumente spielen – nicht schlagen

Micaela Grüner stellt in ihrem Buch 48 Schlaginstrumente und die richtige Spielweise vor.

Foto: kataijudit / Fotolia.com

«Ich strebte die Aktivierung des Schülers durch Selbstmusizieren, das heisst durch Improvisieren und Entwerfen eigener Musik an. So wollte ich nicht eine Ausbildung an hochentwickelten Kunstinstrumenten, sondern eine solche an vorzüglich rhythmisch orientierten und verhältnismässig leicht erlernbaren, primitiven, körpernahen Instrumenten.» – Carl Orff (1895-1982) war ein Pionier. Sein Schulwerk revolutionierte die Musikpädagogik und brachte neue Ansätze in den Unterricht, weit über das gemeinhin übliche Singen hinaus: «Elementare Musik ist nie Musik allein, sie ist mit Bewegung, Tanz und Sprache verbunden, sie ist eine Musik, die man selbst tun muss, in die man nicht als Hörer, sondern als Mitspieler einbezogen ist.» Seine Gefährtin Gunid Kneetman fügt hinzu: «Diese Einheit (…) ist (…) nur noch bei Kindern vorhanden. Sie ihnen zu erhalten und weiterzuentwickeln ist eine Hauptaufgabe, die sich die Schulwerk-Arbeit gestellt hat.»

In jeder Schule von heute finden sich «Orff-Instrumente». Erfunden hat Carl Orff sie allerdings nicht, weder das Xylofon noch den Schellenkranz. Aber er hat die Schlaginstrumente zusammengestellt für seinen Unterricht, zuerst für seine Studentinnen in ihrer Ausbildung für Gymnastik, Musik und Tanz, dann für den Einsatz mit Kindern. Und genau genommen dürfe der Name «Orff-Instrumentarium» nur für die Stabspiele verwendet werden, die Orff in Zusammenarbeit mit dem Münchner Instrumentenbauer Karl Maendler entwickelte, meint Autorin Micaela Grüner. 48 verschiedene Schlaginstrumente stellt sie in ihrem Buch vor, aufgeteilt in Stabspiele (Glockenspiel, Xylofon), Fellinstrumente (Trommeln), Kleines Schlagwerk (Claves, Triangel, Rasseln) und Erweiterte Orff-Instrumente (Latin Percussion, Boomwhackers). Diese Einteilung ist zwar weder wissenschaftlich (Instrumente geordnet nach dem klingenden Teil) noch besonders unterrichtspraktisch (was man in den Schulzimmern so findet). Aber sie zeigt die Entwicklung des Instrumentariums auf, vom Kern bis zu den Erweiterungen.

In Kapitel 2 werden Handhabung und Spielweise anschaulich beschrieben und illustriert. Das ist gut, denn Schlaginstrumente haben ein Problem: Man schlägt sie, anstatt sie zu spielen. Dabei sind sie genau so klangsensibel wie ein Klavier oder eine Geige. Wo auf dem Fell muss die Hand aufschlagen, damit die Trommel am vollsten klingt? Welcher Schlag entlockt ihr den lautesten Klang, welcher den trockensten? Und wie nimmt man eine Kabassa eigentlich richtig in die Hand, wie hält man eine Guiro? Überhaupt: Wie macht man damit Musik? Das Kapitel 4, «Mit Orff-Instrumenten spielen», bringt Rhythmuslinien und ganze Spielsätze, welche die Klangvielfalt der Schlagzeuge schön aufzeigen. Und es werden viele unterrichtspraktische Spielideen vorgestellt. Orientierungshören im Raum, Klangketten bilden, Wetterspiele und grafische Notation, Trommelgespräche, Texte und Geschichten verklanglichen. Alle diese Anregungen sind gut beschrieben – in Wort, Bild und Ton – und leicht umzusetzen. Besonders interessant: die Tonbeispiele auf der CD mit Kompositionen von Orff selber!Image

Micaela Grüner: Orff-Instrumente – und wie man sie spielt, Ein Handbuch für junge, alte, kleine und grosse Hände, ED 21039, 128 S., mit CD, € 24.95, Schott, Mainz 2011

Das könnte Sie auch interessieren