Beethoven erahnen

Eine anspruchsvolle Klavierkomposition mit «doppeltem Boden».

Foto: Manu Theobald, 2012 © Ernst von Siemens Musikstiftung

David Philip Hefti schrieb seine Beethoven-Resonanzen, sein zweites Klavierstück, im Auftrag des Musikkollegiums Winterthur. Die Aufgabe bestand darin, ein Klavier-Solowerk mit Bezug auf Beethovens Sinfonik zu schreiben. Hefti nahm als Ausgangspunkt für sein Stück das Thema aus dem langsamen Satz der 7. Sinfonie.

«Die kompositorischen Mittel wurden in diesem Klavierstück insofern reduziert, als auf die erweiterten Spieltechniken im Innern des Flügels … verzichtet wurde. Durch den Einsatz aller drei Pedale und verschiedener Pedaleffekte wird dennoch eine vielschichtige Palette an Klangfarben erreicht. Zudem entsteht ein Spannungsfeld zwischen freien und exakt notierten Passagen sowie zwischen scharfen Attacken und zart resonierenden Echotönen, die immer wieder Beethovens Musik in diffuser Klanggestalt erahnen lassen.» Diese präzise und sehr zutreffende Beschreibung stammt vom Komponisten selber. Tatsächlich sind die Beethoven-Zitate nur an wenigen Stellen vordergründig wahrnehmbar. Viel dominierender sind die Resonanzen, welche mit Hilfe des oft verwendeten Tonhaltepedals dem Stück einen «doppelten Boden» verschaffen.

Entstanden ist eine anspruchsvolle Komposition, die auch unabhängig von Beethovens Thematik bestehen kann, eben als Klavierstück Nr. 2. Und obwohl nur traditionelle Spieltechniken zur Anwendung kommen und der Notentext sich klar und plausibel liest, erfordert das Werk – wie sich der Schreibende selbst überzeugen konnte – eine gehörige Portion Geduld und Disziplin beim Einstudieren …

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David Philip Hefti: Beethoven-Resonanzen, Klavierstück Nr. 2, GM 1880, Fr. 21.00, Edition Kunzelmann, Adliswil 2012

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