Aus königlicher Hand

Mary Oleskiewicz präsentiert vier Sonaten des Flöte spielenden Friedrich II. als Erstveröffentlichungen.

Friedrich II. porträtiert von Johann Georg Ziesenis dem Jüngeren. Quelle: wikimedia commons

Der Preussenkönig Friedrich II. (1712–1786) hat zahlreiche Kompositionen für sein Instrument veröffentlicht. Seiner Schwester Wilhelmine schrieb er mit Begeisterung und Humor über seine Werke, auch geht aus dem Briefwechsel hervor, dass Friedrich manchmal die Hilfe von Hofkomponisten wie Carl Heinrich Graun, Johann Joachim Quantz und Johann Friedrich Agricola erhalten habe. Zu Friedrichs Lebzeiten wurden seine Werke systematisch von höfischen Kopisten erfasst, die meisten Abschriften gingen jedoch verloren. Im Jahr 1889 brachte der Bach-Kopist Philipp Spitta eine Ausgabe mit 25 Sonaten des Preussenkönigs heraus, von denen beinahe die Hälfte zu dessen spätesten Werken zählten.

Meistens sind Friedrichs Sonaten viersätzig in der Reihenfolge langsam-schnell-langsam-schnell angelegt, wie es auch bei den meisten anderen Berliner Hofkomponisten wie Quantz, Benda und Carl Philipp Emanuel Bach üblich war. Die langsamen Kopfsätze sind meist von einschmeichelnder Natur, reich verziert, oft lyrisch und mit rhetorischer Sprechweise. In der sehr früh komponierten Flötensonate a-Moll Sp. 21 findet sich im ersten Satz ein instrumentales Rezitativ. Mit dem cantablen ersten Satz der C-Dur-Sonate hatte Friedrich möglicherweise eine Huldigung an seinen Lehrer Johann Joachim Quantz im Sinne, der den Kopfsatz seiner eignen C-Dur-Sonate in ähnlicher Weise gestaltet hatte. Die Sonate B-Dur Sp. 76 beginnt sogar mit einem ausladenden Largo in b-Moll, bevor in der zweiten Hälfte des Stückes B-Dur erreicht wird. Im langsamen Eingangssatz der h-Moll-Sonate Sp.83 ist auch der empfindsame Stil, wie ihn beispielsweise C. Ph. E. Bach komponierte, spürbar. In Friedrichs Kompositionen ist die Tendenz ablesbar, die Sonaten immer länger und technisch anspruchsvoller zu machen. Dass der König, der ein Repertoire von ca. 290 Konzerten und 150 Sonaten von Quantz auf der Traversflöte spielte, selbst über äusserst virtuose Fähigkeiten verfügt haben muss, belegt die Sonate h-Moll Sp. 83, welche beispielsweise im zweiten Satz Allegretto sehr schnelle Passagen mit Sprüngen bis zum dreigestrichenen e und fis, in 32-teln notiert, enthält. Auch das Allegro assai überzeugt durch seine spielerischen Triolenkonfigurationen.

Bei diesen vier Sonaten handelt es sich um ansprechende Kompositionen, in denen Erfindungskraft, Stilempfinden und Können des Preussenkönigs sicht- und hörbar werden.Image

Friedrich II. der Grosse: Vier Sonaten für Flöte und Basso continuo,Erstdruck hg . von Mary Oleskiewicz, Partitur und Stimme, MR 2266, € 29.50, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2012

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