Umfangreiche und gross besetzte Passionsmusiken
Eine anspruchsvolle Kantate von Friedrich Theodor Fröhlich und Bachs Pasticcio der Markus-Passion in neuen Ausgaben.
Friedrich Theodor Fröhlich lebte von 1803 bis 1836 und zählte in dieser Zeit zu den namhaften Aargauer Musikerpersönlichkeiten. Seine Passions-Cantate erlebte die Erstaufführung am Karfreitag, den 1. April 1831. Sie ist sehr umfangreich und anspruchsvoll in der kompositorischen Satzweise wie auch in der chorischen und solistischen Besetzung und umfasst nicht weniger als 21 Sätze. Eine umfangreiche Ouvertüre eröffnet das musikalische Geschehen. Bereits im Eingangschor werden stellenweise bachsche Koloraturen eingesetzt. Nummer 5 ist für Frauenchor geschrieben. Gefragt sind ein dreistimmiger Kleinchor und ein ebensolcher Tuttichor. Das Quartett Nr. 9 fordert zwei Solotenöre zwei Solobässe und einen vierstimmigen Männerchor. Arien sind für alle Solostimmen vorgesehen. Speziell besetzt ist das Duett für Alt und Tenor. Sehr anspruchsvoll ist auch der Instrumentalsatz, insbesondere bei den Rezitativen und Arien. Die Ausgabe im Verlag Cantate Domino in Fleurier wurde ermöglicht durch die Unterstützung von Swisslos Kanton Aargau.
Theodor Fröhlich, Passions-Cantate, texte de Abraham Emmanuel Fröhlich, partition chant-piano, CD 1193, Fr. 23.50, Cantate Domino, Fleurier 2011
Bach und Händel in einer Passion
Johann Sebastian Bach erstellte im Laufe seines Lebens drei Fassungen der Markus-Passion von «Kaiser». Die dritte entstand um das Jahr 1747; er war damals bereits sechzig Jahre alt. Sie wurde im Karfreitagsgottesdienst als Pasticcio mit sieben Arien aus Händels Brockes-Passion aufgeführt. Mit dem Terminus «Pasticcio» bezeichnet man die Praxis, Musikstücke von mehreren Komponisten zu einem neuen Werk zusammenzustellen. Die einzelnen Werkteile können unverändert oder bearbeitet erscheinen, einem neuen Kontext angepasst oder gar für einen bestimmten Anlass neu komponiert werden.
Die vorliegende Passion ist zweiteilig und sehr umfangreich. Der Basso continuo besteht lediglich aus einem bezifferten Bass. Die Edition nimmt in Kauf, dass über Einzelheiten in der dynamischen und artikulatorischen Gestaltung keine Klarheit zu erlangen ist, da die Instrumentalstimmen schon 1747 35 Jahre alt waren und die Vokalstimmen bereits 20 Jahre früher notiert wurden. Das Werk zählt 39 Nummern; die Partitur weist einen Umfang von hundert Seiten auf. Im heutigen Gebrauch würde eine gottesdienstliche Aufführung alle Normen sprengen.
«Kaiser» Markus-Passion als Pasticcio von Johann Sebastian Bach mit Arien aus Georg Friedrich Händels «Brockes-Passion», für Soli, Chor, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Violinen 2 Violen und B. c., hg. von Christine Blanken; Partitur, C 35.502/00, € 69.90; Klavierauszug, C. 35.502/03, € 24-50; Carus, Stuttgart 2012