Schumanns schreiben in die Schweiz

Die Korrspondenzen mit Freunden und Künstlerkollegen geben einen ungeahnten Einblick in den Aufschwung des hiesigen Musiklebens ab 1850.

Robert und Clara Schumann 1847. Lithografie von Eduard Kaiser, Wikimedia commons

Die Schumann-Briefedition ist ausserordentlich umfangreich – es ist schier unglaublich, was Robert und Clara alles geschrieben haben. Soeben sind die «Briefwechsel mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz» erschienen, die einen spannenden Einblick in die Entwicklung der Musik hierzulande bieten.
Am umfangreichsten ist der Briefwechsel mit Theodor Kirchner, der auf Empfehlung von Mendelssohn und Schumann ab 1843 in Winterthur eine Organistenstelle bekleidete und den in späteren Jahren eine enge Freundschaft mit Clara Schumann verband. Der grösste Teil des über 100 Schriftstücke umfassenden Konvoluts stammt aus der Feder Clara Schumanns, leider sind viele Kirchner-Briefe verschollen. Dank Clara Schumanns Beiträgen erfährt man aber einiges zu Kirchners Wirken in der Schweiz sowie indirekt zu Jakob Rieter-Biedermann.

Der Winterthurer Verleger, bei dem Clara Schumann Werke ihres verstorbenen Mannes herausbrachte, gehört zu einer grossen Anzahl von Briefadressaten, deren Schreiben oft nur wenige Seiten umfassen. In Basel war es etwa das Ehepaar Riggenbach-Stehlin, das Clara Schumann 1857 bei einem Konzert dort kennengelernt hatte, worauf sich bald eine Freundschaft ergab. Insgesamt sind 58 Briefe nachzuweisen, von denen allerdings nicht alle erhalten sind.

Ein besonderes Beispiel ist der Komponist Wilhelm Baumgartner, von dem nur ein einziger Brief vom Dezember 1851 überliefert ist. Darin stellt er Robert Schumann als Widmungsträger seine Klavierlieder op. 10 vor. Es sind gerade solche «Kleinst-Korrespondenzen», die ein umfassendes Bild ergeben. Und zwar nicht allein durch die Briefe selbst, sondern durch die überaus hilf- und lehrreiche Editionsarbeit von Annegret Rosenmüller. Nicht nur der Anmerkungsapparat ist akribisch gestaltet, zu jeder Person gibt es eine Kurzbiografie, in der die Beziehung zu den Schumanns und zur Schweiz beleuchtet ist.

Damit schafft Rosenmüller eine wahre Fundgrube, man kann sich verweilen und lernt dank ihrer umfassenden Recherchen viel über den seit 1850 einsetzenden gewaltigen Aufschwung der Musik in der Schweiz. So etwa im kurzen Briefwechsel mit dem Basler Komponisten August Walter oder mit dem Musiker Heinrich Szadrowsky, der in St. Gallen für Clara Schumann ein Gastspiel ausrichtete, das offenbar durch Rieter-Biedermann vermittelt worden war. Oder vom Briefpartner Joseph Viktor Widmann, einem Weggefährten Brahms’. Letzterer hatte seine Freundin Clara 1889 in Baden-Baden mit dem Ehepaar Widmann bekannt gemacht.

Die «Schweizer Briefe» sind insgesamt so zahlreich, dass es zweier Teilbände mit insgesamt über 1000 Seiten bedarf, um alles darin unterzubringen.

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Schumann-Briefedition, Serie II Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen, Band 10, Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz, hg. von Annegret Rosenmüller, 2 Teilbände, 1121 S., € 158.00, Dohr, Köln 2022, ISBN 978-3-86846-021-6

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