Fundgruben in Sachen Schumann

Ein jährlich erscheinendes Journal liefert Schumanniana in Hülle und Fülle.

Historische Lithografie des Robert-Schumann-Hauses in Zwickau. Wikimedia commons

Mit der Rede des damaligen Deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck beginnen zu können, der sich zwei Wochen vor dem Ablauf seiner Amtszeit in der Villa Hammerschmidt in Bonn über die Romantik und das Komponistenpaar Clara und Robert Schumann geäussert hat, ist ein Glücksfall, der die Erwartung an die übrigen Beiträge hochschnellen lässt. Dann aber wird die Entdeckerfreude gedämpft: Im Schumann-Journal 6/2017, einem Sammelband von 355 Seiten, finden sich neben einem Nachruf auf Nikolaus Harnoncourt, zwei längeren Gesprächen «Lieben Sie Schumann?» mit András Schiff einerseits und der jungen Pianistin Luisa Imorde über ihre neue CD Zirkustänze (mit Stücken von Schumann und Jörg Widmann) andererseits nur Berichte zu Tagungen, Vereinsjubiläen und anderweitigen Schumann-Veranstaltungen – dies allerdings konsequent zweisprachig deutsch und englisch. Immerhin erfährt man dabei, dass Heinz Holliger 2016 mit dem Zwickauer Schumann-Preis geehrt worden ist.

Die Neugier wird dann aber doch befriedigt, wenn noch auf 100 Seiten neue CDs, DVDs sowie Noten und Bücher nicht nur angezeigt, sondern auch besprochen werden. Nicht unterschlagen werden darf die grosse Zahl und die Qualität der Illustrationen in Farbe, die dank Hochglanzpapier vorzüglich präsentiert werden. Die Zielgruppe ist nicht ein «musikwissenschaftliches Fachpublikum, sondern Künstler, Schumann-Liebhaber und interessierte Laien, die gut und kompetent informiert, angeregt und erfreut werden sollen», heisst es im Editorial. Der Eintrag «Mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien» klärt auf, wer da unter anderen auch dem Schumann-Netzwerk unter die Arme greift. Die vollständigen Publikationen sind denn auch frei greifbar unter www.schumannjournal.net.

Der Band 7/2018 ist mit 445 Seiten noch umfangreicher und auch ergiebiger, folgt aber dem gleichen Konzept: Nachruf auf den Dichter Peter Härtling, zwei Gespräche über Schumann, diesmal mit dem Pianisten Florian Glemser das eine, das andere mit dem Cellisten Guido Schiefen und dem Pianisten Markus Kreul. Im Mittelpunkt jedoch stehen zwei gewichtige Beiträge (im Umfang von 170 Seiten, wiederum zweisprachig) über Clara in Kopenhagen von Gerd Nauhaus und Robert in Berlin von Theresa Schlegel, die gleich schon ankündigen kann, dass «Clara in Berlin» im Jahr 2019 behandelt wird. Wer nicht auf die 50-bändige Gesamtausgabe der Schumann-Briefe warten will, kann hier schon einige der Berlin-Briefe lesen.

Band 8/2019 ist mittlerweile ebenfalls greifbar.

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Schumann-Journal 6/2017 und 7/2018, Publikationen des Schumann-Netzwerks, hg. von Ingrid Bodsch und Irmgard Knechtges-Obrecht, deutsch/englisch, Verlag Stadtmuseum Bonn 2017/2018

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