Erinnerung an eine legendäre Konzertreise
Nur Wochen nach Kriegsende reisten Yehudi Menuhin und Benjamin Britten durch Norddeutschland und spielten vor und zugunsten Überlebender.

Zeichen setzen ist ein wichtiges Buch, publiziert in einer Zeit, da Antisemitismus sich wieder breitzumachen droht. Werner Schmitt, Initiant und Mitautor des Buches, dokumentiert darin das Konzert, das er 2016 in der Holocaust-Gedenkstätte Bergen-Belsen organisierte. Es galt der Erinnerung an die legendäre Konzertreise vom Juli 1945, die Yehudi Menuhin zusammen mit dem Komponisten Benjamin Britten durch norddeutsche Städte und Dörfer unternahm. Dabei traten sie auch in einem Kinosaal der Kaserne des Konzentrationslagers Bergen-Belsen auf. Dieses war am 15. April gleichen Jahres von alliierten Truppen befreit worden.
Das damalige Konzert fand im Beisein von Überlebenden des Lagers statt. Menuhin spielte zusammen mit Britten ein Programm, welches u. a. Werke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Claude Debussy enthielt, aber sich aufgrund der Quellen nicht ganz rekonstruieren lässt In Anlehnung daran wurden am Gedenkkonzert mit dem Duo Aleksey Semenenko (Violine) und Inna Firsova (Klavier) die Chaconne von J. S. Bach, der 1. Satz der Kreutzer-Sonate, die Sonate von Edvard Grieg, Werke von Chausson, Debussy und Tschaikowsky bis hin zum Kaddisch von Maurice Ravel als Zugabe gespielt.
Die Aufnahme auf zwei CDs liegt dem Buch bei, das in Wort und Bild Eindrücke der historischen Konzertreise zusammenfasst, als die beiden grossen Musiker zugunsten überlebender Opfer spielten. Die Autoren, Werner Schmitt, Cellist und langjähriger Direktor des Berner Konservatoriums, und Hendrick Feindt, Literaturhistoriker und Medienwissenschaftler, haben mit diesem Buch mehr als nur eine Dokumentation geschaffen: Sie haben ein Zeichen gesetzt, das heute mehr denn je wahrgenommen werden muss.
Zeichen setzen/ Taking a Stand. Yehudi Menuhin / Benjamin Britten / Bergen-Belsen 1945, hg. von Werner Schmitt, 100 S., 2 CDs, Fr. 57.00, Müller & Schade, Bern 2018, ISBN 978-3-905760-19-4