Erneuertes Standardwerk

Schon mehrfach ist das «Handbuch Musikpsychologie» überarbeitet worden; diesmal mit vielen Artikeln von neuen Autoren.

Ausschnitt aus dem Titelbild

Das Handbuch Musikpsychologie wurde 1993 erstmals publiziert – als leicht lesbarer Überblick über die Arbeiten vornehmlich der deutschen Forschung auf dem Gebiet. Es hätte sich auch als «Handbuch zur Soziologie der Musik» übertiteln lassen, dominierten doch – der deutschen Denktradition folgend – gesellschaftliche Aspekte des Musizierens fast alle Beiträge. Der Band ergänzte zu seiner Zeit das Handbuch der Musikpsychologie der deutschen Pionierin auf diesem Gebiet, Helga de la Motte-Haber, das 1985 in geisteswissenschaftlichem Duktus eher ausufernde, wenig auf den Punkt gebrachte Konzeptionen zum Thema präsentiert hatte.

2008 wurde das Handbuch Musikpsychologie überarbeitet, die Materie etwas anders strukturiert. Der Inhalt gliederte sich neu in die Kapitel Musikkultur und musikalische Sozialisation, Musikalische Entwicklung, Musik und Medien, Musikleben, Grundlagen der Musikwahrnehmung, Wirkungen und Forschung. Längere Zeit war der Band vergriffen, nun ist er, ein weiteres Mal gründlich überarbeitet, vom Autorenteam Andreas C. Lehmann und Reinhard Kopiez neu aufgelegt worden.

Die thematische Gliederung ist diesmal zwar beibehalten worden, viele Artikel sind allerdings von neuen Autoren neu verfasst, einige von den ursprünglichen Autoren überarbeitet und aktualisiert worden. Im Kapitel «Wirkungen» findet sich neu ein Artikel zu «Mythen und Legenden zur Wirkung von Musik». Da werden verdienstvollerweise etwa weit verbreitete Behauptungen zu Wirkungen von Musik auf Tiere und Pflanzen, angebliche subliminale Botschaften oder Intelligenzsteigerung durch Musik erbarmungslos auf ihren wissenschaftlichen Gehalt abgeklopft.

Wie es sich für ein praxisorientiertes akademisches Lehrmittel gehört, wird es nun auch von einer Webseite begleitet, auf der pädagogisches Material greifbar ist, namentlich Fragenkataloge und Aufgaben zur Repetition und Vertiefung des Stoffes. Sie findet sich unter http://musicweb.hmtm-hannover.de/mpiea/ressourcen.html und ist Teil einer Plattform für die überregionale Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des deutschen Sprachraums auf dem Gebiet der musikpsychologischen Forschung. Diese «Musik-Psychologische Initiative für empirisches Arbeiten» (MPIEA) ist laut Selbstdefinition «institutionell unabhängig und hält Informationen über aktuelle Forschungstendenzen, Tagungen, und Aktivitäten wissenschaftlicher Gesellschaften bereit».

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Handbuch Musikpsychologie, hg. von Andreas C. Lehmann und Reinhard Kopiez, 800 S., € 49.95, Hogrefe, Göttingen 2018, ISBN 9783456855912

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