Konzeptuelle Musik

Ein Kompendium musikalischer Konzepte zusammengestellt und in eine Ordnung gebracht von Urs Peter Schneider.

Ensemble Neue Horizonte Bern. Foto: Thomas Batschelet

Hunderte und Aberhunderte von Konzepten dürften es gewesen sein, die das Ensemble Neue Horizonte Bern im Lauf der Jahrzehnte ausgeführt und erprobt hat, Partituren, die oft nur aus verbalen Spielanweisungen bestehen, die der Imagination grossen Spielraum lassen, die aber dennoch genau interpretiert sein wollen. So bildet sich Erfahrung, und die muss jeder für sich selber an den Stücken (wieder)holen. Da das Interesse an Konzeptmusik in den letzten Jahren stark gestiegen ist, kommt es gelegen, dass hier nun einer der Horizöntler, Urs Peter Schneider, aus seinem Erfahrungsschatz ein Kompendium zusammengestellt hat: Der im Aart-Verlag erschienene Band Konzeptuelle Musik ist einerseits eine Anthologie, keineswegs vollständig, worauf eine Liste weiterer Konzeptstücke verweist, und ein ungemein reichhaltiges Lesebuch. Die grossen Namen finden sich da, Fluxus, Cage, Wolff, aber auch viel Helvetisches und so manches auch, das schon wieder vergessen ist.

Das Buch, entstanden als Forschungsprojekt an der Hochschule der Künste Bern, bietet freilich keine Geschichte der konzeptuellen Musik, keine Definitionen und Abgrenzungen (auch nicht von den aktuellen Strömungen) und also keine Theorie, ordnet andererseits aber die abgedruckten Konzepte dennoch nach einem simplen Buchstabensystem ein. Zu LaMonte Youngs berühmtem Stück Ziehe eine gerade Linie und folge ihr etwa: A2 (Alltagshandlungen), H1 (Haltungen), K6 (Kontinuität), M5 (Minimalistisches), N2 (Nuancen), N3 (Nüchtern), R2 (Raum), R5 (Rezept), S2 (Schrift), S9 (Still), T1 (Tanz), U3 (Unikat) – und damit kriegt man denn doch die Ahnung einer typisch schneiderschen Ordnung, einer Art Theorie oder zumindest davon, was für Konzepte wichtig und charakteristisch ist. Ein Kommentarteil ordnet drittens wenigstens einige der Konzeptstücke ein, erklärt, bedenkt, berichtet von Aufführungen und macht deutlich, dass es sich um eine sehr praxisorientierte Auswahl handelt. Von da her und von nun an ist diese Anthologie ein absolutes Muss für den Performance-Unterricht.

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Urs Peter Schneider: Konzeptuelle Musik. Eine kommentierte Anthologie, hg.von Thomas Gartmann und Marc Kilchenmann, 370 S., Fr. 35.00, Aart-Verlag, Bern 2016, ISBN 978-3-9524749-0-7

Buchvernissage und Konzert
Sa. 21. Oktober 2017, 19 Uhr
Hochschule der Künste Bern, Grosser Konzertsaal,
Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern
Studierende der HKB, Ensemble Neue Horizonte Bern
Leitung Urs Peter Schneider

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