Ausgangspunkt Hôtel de Musique

Halb Essaysammlung, halb Nachschlagewerk erhellt dieses Buch Aspekte zur Musik- und Theaterszene weit über Bern hinaus.

Theaterplatz in Bern, rechts das Hôtel de Musique um 1820. Anonymes Aquarell, Stiftung Schloss Jegenstorf, fotografiert von ManuelKehrli, wikimedia commons

Es war der Initiative der Grande Société de Bern zu danken, dass sich in dieser Stadt ab 1800 ein reges Theaterleben entwickeln konnte. Die Aktivitäten im Hôtel de Musique bildeten die Voraussetzung für das 1903 eröffnete Stadttheater. Das 250-jährige Bestehen der Grande Société nahm die Berner Musik- und Theaterwissenschaft zum Anlass, «sich mit der Rolle des Hauses sowie der Musik- und Theatergeschichte Berns und der Schweiz näher auseinanderzusetzen», wie Klaus Pietschmann und Fabian Kolb im Vorwort des Buches Musik und Theater in der Schweiz des 19. Jahrhunderts schreiben.

Der Band in der Reihe Berner Veröffentlichungen zur Musikforschung fasst auf 396 Seiten die wichtigsten Resultate zusammen. Darin enthalten sind sowohl Fachaufsätze zum Thema als auch umfassende dokumentarische Auflistungen. Zur letzten Kategorie gehört Florence Sidlers Verzeichnis der Theateraktivitäten des Hôtel de Musique in Bern von 1798 bis 1900, das sie durch Auswertung von Quellen wie dem Tagebuch des Berner Bürgers Samuel Rudolf Walthard, des Nachlasses von Peter Stadler und des Intelligenzblattes Bern erhalten hat.Ein reicher Fundus für die Wissenschaft.

Vergleichbares liefert Irène Minder-Jeanneret in Opernpraxis in der Westschweiz zwischen 1750 und 1850. Eine spannende vergleichende Studie bietet Gabriela Freiburghaus in ihrem Essay Theater als Pachtbetrieb um 1850, wo sie schreibt: «Während sich die Voraussetzungen und Umstände der Gründung der beiden Aktiengesellschaften in Bern und Zürich völlig unterschiedlich gestalteten, erwiesen sich die Schwierigkeiten zur Aufrechterhaltung des Theaterbetriebs im Pachtbetrieb als ähnlich.»

In weiteren Aufsätzen widmet sich etwa Edith Keller den Schweiz-Aufenthalten Louis Spohrs, während Samuel Weibel den Berner Musik- und Sängerfesten nachspürt. Schliesslich sei noch auf Manfred Veraguths aufschlussreichen Aufsatz zur Theaterlandschaft der Stadt Bern am Ende des 19. Jahrhunderts hingewiesen.

Insgesamt steht diese Veröffentlichung zwischen einer Sammlung von Essays zu spannenden Einzelaspekten und einem hilfreichen Nachschlagewerk.

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Musik und Theater in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Das Berner Hôtel de Musique und sein Umfeld, hg. von Fabian Kolb und Klaus Pietschmann, (=Berner Veröffentlichungen zur Musikforschung, Bd. 5), 396 S., Fr. 102.00, Peter Lang, Bern u. a. 2016, ISBN 978-3-0343-2061-0

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