«Viva Cuba»

Die jüngste Ausgabe von «Melodie & Rhythmus» biete Eindrücke von der sich wandelnden kubanischen Musikkultur.

Foto: Mikel Ortega/flickr.com

1961 gab Präsident John F. Kennedy sein Okay zur Invasion auf Kuba. Doch der von den USA organisierte militärische Eingriff kubanischer Exilanten scheiterte. Mit der Folge, dass die Vereinigten Staaten ein Jahr später ein Handelsembargo gegen den Inselstaat verhängten, das erst in der Amtszeit von Barack Obama eine allmähliche Lockerung erfährt. Das politische und ökonomische Tauwetter wirkt sich auch auf die Kultur aus. Die Redaktion des deutschen Musik- und Kulturmagazins Melodie & Rhythmus reiste hin, um sich ein eigenes Bild zu verschaffen. Das Resultat ist eine Ausgabe mit dem Titel Viva Cuba!.

Auf gut fünfzig Schwerpunktseiten erfährt der Leser nicht nur, dass die kubanische Musik auf fünf stilistischen Säulen (Son, Rumba, Canción cubana, Danzón und Punton) fusst, sondern auch, wie sich die rund 11 000 Profimusiker des Landes ihre künstlerische Vielfalt bewahren oder warum sich der Frontmann der Metal-Band Tendencia, José Ernesto Medero «Kiko» Valdéz, entschied, seine Heimat nicht zu verlassen – trotz Verlockungen des US-amerikanischen Marktes. Als aufschlussreich entpuppen sich insbesondere das Interview mit Darsi Fernández Maceira, einer Fachanwältin im kubanischen Kultursektor, sowie die Begegnung mit dem Publizisten Enrique Ubieta. Während Maceira vom kubanischen Urheberrecht berichtet, das einen möglichst breiten Zugang zu Kultur und Information gewähren will, und zudem ausführt, weshalb Konzerte einer Pianistengrösse wie Roberto Fonseca in Havanna schlecht besucht sind («Wir haben nicht gelernt, wie man die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnt»), macht sich Ubieta Gedanken zu den verschiedenen Kulturmodellen. Der 57-Jährige zeigt sich überzeugt, dass die USA weiterhin danach streben, Kubas Revolution rückgängig zu machen: «Und die Kultur wird das Hauptfeld der Auseinandersetzung sein.»

Viva Cuba! ermöglicht es dem Leser, in die Musikwelt Kubas einzutauchen und präsentiert überdies facettenreiche Rück- und Ausblicke. Einziger und kleiner Kritikpunkt: Während altgediente Koryphäen wie die 85-jährige Omara Portuondo gross abgehandelt werden, müssen sich die Stars von morgen mit einigen Nebensätzen begnügen. Damit das Land und seine Musik fassbar werden, liegt der Ausgabe eine CD mit 17 Tracks bei. Auf dieser sind etwa Gitarrist Vicente Feliú, die Multiinstrumentalistin Yusa oder die Formation Mezcla – die laut Carlos Santana wie «frisches Wasser» klingt – zu hören. Obschon auch auf dem Sampler kaum Newcomer zu vernehmen sind, darf man konstatieren: Der musikalische Überblick ist nicht nur äusserst abwechslungsreich, sondern auch klug zusammengestellt.

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Melodie & Rhythmus, Viva Cuba, Ausgabe Juli/August 2016, Verlag 8. Mai, Berlin www.melodieundrhythmus.com

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