Tschaikowskys Leben

Modest Tschaikowskys Biografie seines Bruders liegt nach über hundert Jahren in einer neuen Ausgabe vor.

Peter Iljitsch Tschaikowsky porträtiert von Nikolai Kusnetsow 1893, Wikimedia commons

In der reichhaltigen Literatur über den Komponisten, Bearbeiter, Dirigenten, Musiktheoretiker und Pädagogen Peter Tschaikowsky nimmt die von seinem Bruder Modest verfasste Biografie eine herausragende Stellung ein. Das russisch geschriebene Werk erschien 1903 bei Tschaikowskys Hauptverleger Jurgenson in Moskau in zwei Bänden und zählt über 1300 Seiten. Grösstenteils auf dem Briefwechsel mit der eng befreundeten Mäzenin Nadeschka von Meck basierend, enthält es auch Briefe an die Berufskollegen Alexander Glasunow und Sergej Tanejew, Porträts und weitere Abbildungen.

Ins Deutsche übertragen wurden die beiden Bände von Paul Juon (1873–1940), einem schweizerisch-russischen Tanejew-Schüler aus Moskau. Die zu einem wichtigen Quellenwerk gewordene, schon früh vergriffene Publikation zählte fast ein Jahrhundert lang zu den seltensten Musikerbiografien. Erstaunlicherweise erschien die Neuausgabe erst 2011 als 13. Band der Tschaikowsky-Studien. Für die sorgfältig revidierte Edition, gefördert durch die Internationale Juon-Gesellschaft (Liebefeld/BE) und die Tschaikowsky-Gesellschaft Tübingen, zeichnen Alexander Erhard und Thomas Kohlhase verantwortlich. Juons Übertragung werfen sie vor, sie sei «sprachlich zuweilen wunderlich und nicht immer befriedigend, voller stilistischer Sonderbarkeiten». Da ihre korrigierte Neuausgabe der in der Slavistik üblichen Transliteration folgt, erscheint Frau von Meck in der phonetisch zwar konsequenten, jedoch ebenso wunderlichen wie unbefriedigenden Schreibweise «fon Mekk».

Im Unterschied zum deutschen Erstdruck nennt die Neuausgabe bei Daten sowohl den Julianischen Kalender «alten Stils» als auch den Gregorianischen Kalender. Im Weiteren verdienen im wissenschaftlichen Anhang ein differenziertes Sachregister, ein alphabetisches Werkverzeichnis, ein Namenregister, ein Abkürzungsverzeichnis und weitere Register erwähnt zu werden. Ausführlich mit Briefzitaten dokumentiert wird die Entstehung des 1878 in Clarens am Genfersee komponierten Violinkonzerts und der dort begonnenen Oper Die Jungfrau von Orleans.

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Modest Tschaikowsky, Das Leben Peter Iljitsch Tschaikowskys, deutsch von Paul Juon, Neuausgabe von Alexander Erhard und Thomas Kohlhase, XXX S., 2 Bände, 1152 S., € 54.95, Schott, Mainz 2011, ISBN 978-3-7957-0778-1

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