Wagner-Manuskript nach 170 Jahren wieder in Zürich
Die Universität Zürich hat die Handschrift von Richard Wagners (1813–1883) «Mitteilung an meine Freunde» erworben. Darin nimmt der Komponist eine autobiografisch-künstlerische Standortbestimmung vor und blickt in die Zukunft. Die Erforschung des Manuskripts soll neue Erkenntnisse zu Wagners Zürcher Zeit bringen.
In ihrer Mitteilung vom 24. April schreibt die Universität Zürich (UZH), Wagner habe während seines Zürcher Exils von 1849 bis 1858 neben der Arbeit u.a. an Der Ring des Nibelungen auch wegweisende musik- und dramentheoretische Schriften verfasst. «Das originale Arbeitsmanuskript einer dieser Schriften mit dem Titel Eine Mitteilung an meine Freunde ist nun nach rund 170 Jahren an ihren Entstehungsort zurückgekehrt.» Wagner habe es 1851 in Zürich Enge geschrieben. «Erschienen ist der Text im selben Jahr als Beigabe und Vorwort zu den Libretti der Opern Der fliegende Holländer, Tannhäuser und Lohengrin. Die Schrift ist eine Art autobiografische Standortbestimmung, bezogen auf die Werke vor der Revolution und das grosse nach-revolutionäre Ring-Vorhaben.»
Handschrift als Untersuchungsobjekt
Die Zentralbibliothek Zürich (ZB) bewahrt das Manuskript auf. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Zürich erforschen es. Bisher sei der Text «nur im Erstdruck sowie in der Fassung der gesammelten Schriften und Dichtungen Richard Wagners verfügbar. Die Handschrift lässt dagegen eine intensive Arbeit erkennen.» Man erwartet, dass die Forschungen «neue Erkenntnisse und Einblicke in das Werk, das Denken und das Wirken Richard Wagners in Zürich ermöglichen werden. Nach Abschluss der Forschungsarbeiten wird die Handschrift durch die ZB verfügbar gemacht werden.»
Stiftungen ermöglichten den Kauf
Der Erwerb des Manuskripts bei Sotheby’s wurde möglich dank Zuwendungen der UBS-Kulturstiftung in Zürich und der Bareva Stiftung in Vaduz. Der Kauf dieser Handschrift sei für Zürich, die UHZ und die Wissenschaft von grosser Bedeutung, sagt UZH-Rektor Michael Schaepman in der Mitteilung. Laurenz Lütteken, Co-Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts der UZH, wo Wagner zu den Forschungsschwerpunkten gehört, meint: «Solche hochkarätigen Handschriften Wagners sind sonst kaum auf dem freien Markt verfügbar». Das Arbeitsmanuskript der Mitteilung an meine Freunde sei «eine weitere Perle in der bedeutenden Wagneriana-Sammlung an der ZB, die Musik- und Textmanuskripte, Musikdrucke, Druckschriften und Briefe umfasst», bilanziert die UHZ.