pastorale forever

«Mein Dekret: nur im Lande bleiben. Wie leicht ist in jedem Flecken dieses erfüllt! […] Ist es doch, als ob jeder Baum zu mir spräche auf dem Lande: heilig, heilig! Im Walde Entzücken! Wer kann alles ausdrücken? […] Süße Stille des Waldes! […]»
Ludwig van Beethoven – Skizzenblatt 1815
In «pastorale forever» stellen wir die Natur in den Mittelpunkt und damit auch unsere ewige Beziehung zu ihr. Was Beethoven bereits im Jahr 1815 über das Lande schrieb, ist ein durchaus zeitgenössisches Phänomen: Insbesondere in der Stadt lebende Menschen suchen immer mehr die Ruhe und Verbindung zur Natur als Kontrast zum stressigen, sich oft unnatürlich anfühlenden Leben. Beethoven war ein grosser Naturliebhaber, liebte Spaziergänge und erinnert mit seiner Symphonie an das Landleben. In den Sätzen der Symphonie Nr. 6 stellt er verschiedene Gefühle und Situationen in der Natur musikalisch dar, unter anderem im 4. Satz Donner, Sturm auch die Gewalt der Natur. Auch Caroline Shaw liess sich für ihr Werk von einem Spaziergang inspirieren, allerdings nicht in Europa, sondern in Kanada. Sie sieht ihr Werk als Gabe (engl. offering) an einen Baum, welches den ewigen Zyklus der Wiedergeburt der Natur widerspiegelt. Bei ihrem Werk steht mehr die Natur an sich im Vordergrund, was aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen im Schatten der allgegenwärtigen Klimakrise entspricht. Anstatt die Welt nur vom Menschen aus zu denken – anthropozentrisch –, sind wir dazu gezwungen, die Natur nach jahrhundertlanger Ausbeutung in den Mittelpunkt zu stellen. Shaw erfindet dafür unglaublich zarte Klänge, welche die – auch zerbrechliche – Schönheit der Natur nachempfinden. Durch eine ganz andere Klangsprache ihres Werks bildet es für die Zuhörenden einen spannenden Kontrast zu Beethovens «Pastorale». Der Titel «pastorale forever» setzt sich aus beiden Titeln der gespielten Werke zusammen und ist mehrdeutig. Einerseits beschreibt er die zeitlose Beziehung von Natur und Mensch und den Wunsch des Menschen mit der Natur verbunden zu sein, egal ob im 19. oder 21. Jahrhundert. Anderseits steckt in dem Titel auch die Idee, dass die Natur den Menschen überdauert: sie war vor ihm da und wird nach ihm da sein; «evergreen». Allerdings haben wir es auch viel zu lange für selbstverständlich genommen, dass eine gesunde, immergrüne Natur um uns herum einfach so existiert. Ausserdem steckt im Wort «pastorale» die Idee des Menschen als Hirte und Beschützerin der Natur, wenn auch für seine Zwecke. Im Angesicht der Klimakrise sollten wir uns diese Idee zu Herzen nehmen, da unsere Zukunft von der der Natur abhängt. Ein Schutz zum Selbstschutz.

Datum und Zeit
25. April 2025, 19:30

Adresse
Geigenbauatelier Widmer Schutter (Balmweg 24, 3007 Bern)

Organisator
arte frizzante

Werke
Caroline Shaw - Evergreen Streichquartett | Ludwig van Beethoven - Sinfonie Nr. 6 "Pastorale", arr. für Streichsextett von M.G. Fischer

Solisten
Sofia De Falco und Zoë Gordon, Violine | Alberico Giussani und Flavia Kaufmann, Viola | Alma Tedde und Benedikt Böhlen, Violoncello | Hans Greve, Moderation und Konzept zeit.los!

Eintrittspreis
Eintritt frei - Kollekte (Richtwert CHF 30.00)

Kontakt
sponsoring@artefrizzante.ch

Website
https://www.artefrizzante.ch