La musica come "strumento della società"

Mit den Veränderungen in Künsten, Medien und Gesellschaft verändert sich auch die Musik, die damit eine Chance hat, neue Formen und Funktionen zu entdecken.

Das Handwerk einer Musiker*in ist und bleibt seit Jahrzehnten (fast) das gleiche. Anders sieht es aus hinsichtlich ihrer Rolle in der Gesellschaft: Hier ist alles in permanentem Wandel begriffen. Und mit diesen Veränderungen wandeln sich auch die Begriffe, mit denen Hochschulen auf gesellschaftliche Herausforderungen an die Künste reagieren. Kaum hatte man bemerkt, dass «Musikvermittlung» eine relevante Disziplin geworden war, für die dringend Fachpersonen ausgebildet werden sollten, musste man sich schon an den Begriff «Kulturelle Teilhabe» gewöhnen. Parallel dazu war auch noch von «Audience Development», «Community Music», «Co-Creation» oder «Musicking» die Rede. Allen Begriffen ist gemeinsam, dass sich Musiker*innen über ihr Handwerk hinaus auch als Künstler*innen in die Gesellschaft einbringen. Oder wie es Augusto Boal, der brasilianische Regisseur und Theoretiker formuliert: “Being a citizen is not living in society, it is changing it.” Diese Trends werden nicht nur an den Hochschulen, sondern auch in den internationalen Verbänden wie der AEC (Musikhochschulen) oder ELIA (Kunsthochschulen) intensiv diskutiert.

An der Hochschule der Künste Bern wurde kürzlich ein disziplinenübergreifendes Lehrgefäss zum Thema «Artistic Citizenship» durchgeführt, um dem Interesse von Studierenden nach gesellschaftlichem Engagement zu begegnen, das weit über Musikvermittlung hinaus geht. Wir untersuchten in einer Forschungswoche theoretisch und empirisch, ob und wie dafür das Modell des «Artistic Citzenship» taugt: Können Konzepte wie künstlerische Bürgerschaft, soziale Verantwortung und staatsbürgerliche Mission mit künstlerischer Exzellenz, Phantasie und Kreativität eine fruchtbare Verbindung eingehen? Was passiert mit unserer Kunst, wenn wir ihre Praxis als sozialen Prozess oder als «tool in society» begreifen? Dabei beschäftigten wir uns auch mit globalen Megatrends, die unter den Stichworten wie beispielsweise «Global Migration» oder «Down-aging» (ältere Menschen fühlen sich zunehmend jünger) identifiziert werden. Studierende aller Fachrichtungen führten ein eigenes qualitatives Experiment durch, das sie selbstbestimmt mit einem der behandelten Megatrends verbanden. Die Ergebnisse, darunter Performances, Projekt- und Workshop-Konzepte, konnten sie an einem öffentlichen Event Konzertveranstaltern vorstellen.

Eine Studentin hat sich in diesem Zusammenhang spezifisch der Dialoggruppe der hochbetagten Menschen gewidmet und ihr Experiment in den Trend «Silver Society» gestellt. Die Alterung der Gesellschaft ist heute Herausforderung wie Chance für eine neue soziokulturelle Vitalität. Die Studentin – eine Flötistin – hat eine über 90-jährige an Demenz erkrankte Dame, die früher auch Querflöte gespielt hatte, regelmässig im Alterszentrum besucht. Sie war tief beeindruckt von der grossen und erfreulichen Resonanz der Dame auf ihr Flötenspiel, insbesondere auf ihre frei bearbeiteten Volkslieder.

Um als Hochschule neue Methoden und innovative Strategien zu entwickeln, setzt die Berner Fachhochschule seit längerem auf drei strategische Felder: digitale Transformation, Nachhaltigkeit und «Caring Society». So will man auf Herausforderungen reagieren und Studierende befähigen, beispielsweise klassische Musik mit hochbetagten Menschen zu teilen. So arbeitet aktuell ein Team aus den Departementen Musik und Soziale Arbeit daran, wie auf das Bedürfnis von betagten Menschen nach musikalischer Ausdrucksmöglichkeit und nach kreativem, prozesshaftem Austausch mit jungen Menschen reagiert werden kann. Längerfristig soll dies in einem Hochschulkontext gelehrt und gelernt werden können.

Im Fachbereich Musik der Hochschule der Künste besteht seit längerer Zeit die Möglichkeit, Inhalte rund um Vermittlung und Teilhabe im Rahmen des MA in Specialized Music Performance zu studieren. Teil der Abschlussarbeit ist dann ein massgeschneidertes Projekt, das etwa neuartige Konzertformate oder die Inklusion von klassikfernen Gruppen beinhalten kann.

Wenn wir also Musik nicht bloss als performativen Akt von Ausführenden für ein passives Publikum begreifen, sondern ihre Praxis gesellschaftlich umfassend denken, erforschen und erweitern, dann bestärkt das die Bedeutung dieser Musik insgesamt, es bringt vormals eher getrennte gesellschaftliche Gruppen in aktiven Austausch und es erhöht die Legitimation unserer Hochschulen als Bildungs-, Kommunikations- und Kulturinstitutionen.

 

Barbara Balba Weber ist Leiterin Schwerpunkt «Music in Context», Hochschule der Künste Bern

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