Notturno für Klavier und Viola

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf das Notturno für Klavier und Viola D-Dur op. 42 (Hess A 13).

Dass Beethoven nicht nur ein Komponist, sondern auch ein herausragender Pianist war und sich als solcher bei seiner Ankunft in Wien in den Musiksalons des Adels erfolgreich einführte, dürfte allgemein bekannt sein. Dass er zu jener Zeit bei dem in Böhmen geborenen und in Paris aufgewachsenen Wenzel Krumpholz (1750–1817) auch Geigenstunden nahm, wäre im Strudel der Geschichte untergegangen, wenn nicht Ferdinand Ries in seinen Biographischen Notizen (1838) festgehalten hätte: «Beethoven hat in Wien noch Unterricht auf der Violine bei Krumpholz genommen, und im Anfang als ich noch da war, haben wir noch manchmal seine Sonaten mit Violine zusammen gespielt. Das war aber wirklich eine schreckliche Musik; denn in seinem begeisterten Eifer hörte er nicht, wenn er eine Passage falsch in die Applicatur einsetzte.»

Ob Beethoven wohl mit demselben Feuer auch auf der Viola zuhause war, die er mit 18 Jahren in der Bonner Hofkapelle spielte? Seine «Dienstbratsche» hat sich jedenfalls bis heute erhalten. Abgesehen von der natürlichen Rolle des Instruments im Orchester oder in Kammerbesetzungen wie dem Streichquartett und Streichtrio findet sich bei Beethoven (wie übrigens bei fast allen seiner Zeitgenossen) allerdings kein vollendetes Werk, in dem die Viola obligat gefordert wäre. Beim singulären Notturno op. 42 (für Klavier und Viola) handelt es sich auch nur um ein fremdes Arrangement der Serenade op. 8 für Flöte, Violine und Viola. Angefertigt wurde es vermutlich von Franz Xaver Kleinheinz (1765–1832), der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Wien u. a. als Klavierlehrer tätig war. Nach den Gepflogenheiten der Zeit blieb er aber auf dem Titelblatt ungenannt. Dagegen findet sich im Kleingedruckten der Zusatz «revûe par l’Auteur», auf den Beethoven in einem Brief vom 20. September 1803 an den Verlag Hoffmeister & Kühnel auch bestand: «die Übersezungen sind nicht von mir, doch sind sie von mir durchgesehen und stellenweise ganz verbessert worden, also komt mir ja nicht, daß ihr da schreibt, daß ich’s übersezt habe, weil ihr sonst lügt, und ich auch gar nicht die Zeit und Geduld dazu zu finden wüste.»

Interessant ist das Anfang 1804 als eigenständiges Opus 42 erschienene Arrangement allemal. Die ursprüngliche Faktur wurde auf das Klavier übertragen; die Viola bekommt zwar einen eigenständigen Part zugesprochen, fungiert aber (auch mit Rücksicht auf ihre mittlere Lage) nicht als führendes Melodieinstrument. So bleibt das Notturno satztechnisch ein Zwitter, erzeugt aber (vor allem auf historischen Instrumenten) eine eigenwillige, höchst reizvolle Klangwirkung.

Link zu Beethovens «Dienstbratsche»


Hören Sie rein!

 

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