Nik Bärtsch
Was hat es in Deinem Fall gebraucht, dass du dich als Musiker derart schön hast entfalten können?
Es braucht vor allem Eigeninitiative: nicht jammern, sondern handeln. Ab einer gewissen lokalen Resonanz braucht es dann dringlich internationale Erweiterung, sprich Möglichkeiten, mit bereits sehr erfahrenen Leuten arbeiten zu können. Das fordert und macht Spass. Man lernt gleichzeitig ungeheuer viel und merkt trotzdem, dass die auch nur mit Wasser kochen – und das Wasser in der Schweiz ist bekanntlich ausgezeichnet.
Sind die Verhältnisse in der Schweiz einer musikalischen Entfaltung zuträglich oder hinderlich?
Grundsätzlich habe ich die Verhältnisse als sehr zuträglich empfunden: Wir haben genug zu essen und gutes Wasser zu trinken und gute Chancen, zu lernen. Dazu kommt eine grosse kulturelle Offenheit. Die Schweiz ist so etwas wie eine permanente Weltausstellung. Alles und alle kommen irgendwann mal hier vorbei. So kann man recht früh loslegen, beobachten und Risiken eingehen, seine eigenen Grenzen kennenlernen und erweitern. Gefährlich wird es, wenn man es sich wellnessmässig im Wohlstand bequem macht. Das funktioniert international nicht. In der Schweiz gibt es eine sehr gute und breite Kulturförderung, aber nur einen kleinen Markt. Das hat beides Vor- und Nachteile. Aber mit dem Markt hier kommt man mittelfristig auf keinen grünen Zweig.
Ist es für eine musikalische Selbstverwirklichung unabdinglich, ins Ausland zu gehen?
In unserem Bereich ganz klar. Die Schweiz ist zwar offiziell ein Land aber im Vergleich mit wichtigen grossen Musikländern wie den USA, Deutschland oder Grossbritannien, ist sie eigentlich eher eine Bonsai-Staat, so wie Tennessee oder Schottland. In den USA macht zum Beispiel eine Band erst die Tour um die Heimatstadt herum, dann im eigenen Staat, dann in denen darum herum, dann im ganzen Land und dann ev. noch in Übersee.
Bei uns bedeutet also der zweite Schritt bereits München oder Paris …
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Nik Bärtsch ist solo unterwegs, aber auch mit Ronin und Mobile.