Musikwoche Braunwald: Kinderszenen für Wunderkinder

1936 gegründet, fand die Musikwoche Braunwald dieses Jahr zum 85. Mal statt. Das Motto bot den passenden Rahmen, um das Thema «Hochbegabung» zu erörtern.

Fotos: Katrin Spelinova

Seit jeher ist der Austausch am «Musikalischen Ferienkurs» in Braunwald wichtig. So nannten die Lehrerin Nelly Schmid und der Musikwissenschaftler Antoine-Elisée Cherbuliez die Musikwoche 1936 bei ihrer Gründung (siehe Thomas Meyer Ein Fest für die Ohren. Artikel zum 75-jährigen Bestehen, in: SMZ 6/2010). Sie ist – ohne sich explizit darauf zu berufen– das älteste Musikfestival in der Schweiz.

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Gedenkstein für Nelly Schmid und Antoine-Elisée Cherbuliez in Braunwald

Motto «Kinderszenen»

Schumanns gleichnamiger Klavierzyklus op. 15 erklang im Original, gespielt vom Lausanner Pianisten Cédric Pescia. Die 13 Klangbilder animierten Chris Wiesendanger zu Improvisationen. Und sie wurden ebenfalls zur Inspiration für Studierende der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), die sie für zahlreiche Ensembles der Musikschule Glarus bearbeiteten. Damit gestalteten über 80 Musizierende die Eröffnung der 85. Musikwoche Braunwald. Sie bot darüber hinaus Begegnungen mit Nachwuchstalenten der ZHdK im Rahmen einer Kammermusikakademie unter der Leitung von Anna Gebert, mit dem Zürcher Kammerorchester und Maurice Steger, dem Stradivari-Quartett und vielen weiteren Künstlerinnen und Künstlern.

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Alles ist bereit für das Referat von Letizia Gauck im Saal des Märchenhotels in Braunwald

Begabte Kinder

Rege war der Austausch zwischen Publikum und Vortragenden zum Thema «Begabte Kinder». Letizia Gauck, Leiterin des Zentrums für Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie an der Universität Basel, ist eine Expertin auf diesem Gebiet. Mit ihrem Referat Entwicklung musikalischer Hochbegabungen steckte sie das Themenfeld breit ab: von der Erkennung eines Potenzials und dessen Entwicklung über Einflussfaktoren bis hin zum Umgang mit Druck. Sämtliche Aspekte wurden später an einem Podiumsgespräch mit der Referentin vertieft. Es diskutierten zusammen mit Letizia Gauck unter der Leitung von Michael Eidenbenz, Direktor des Departements Musik an der ZHdK und künstlerischer Leiter der Musikwoche Braunwald, die junge Geigerin Audrey Haenni, Daniel Knecht, Leiter des Bereichs PreCollege Musik an der ZHdK, sowie Peter Aebli, Rektor der Kantonsschule Glarus.

Einig war man sich darin, dass für die alltägliche Entwicklung und Förderung individueller Talente neben dem privaten Umfeld die Flexibilität öffentlicher Institutionen eine wesentliche Rolle spielt. Was die Erforschung der musikalischen Begabung und ihrer Entwicklung betrifft, muss man sich aber bewusst sein, dass sich heute die meisten Studien auf klassische abendländische Musik beziehen – da gibt es noch viele offene Fragen. Jedes Kind ist bei seiner Geburt im Grunde ein Wunderkind, dessen Perspektiven es zu erkennen und zu entwickeln gelte, war ein sehr allgemeines, aber immer wieder faszinierendes Fazit.

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Podium: v.l. Peter Aebli, Letizia Gauck, Michael Eidenbenz, Audrey Haenni, Daniel Knecht

Weitere Informationen

Die nächste Musikwoche Braunwald findet vom 3. bis 9. September 2022 statt.
Thema: «La voix humaine»

https://musikwoche.ch

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