Komponieren für die Interpreten nebenan

Das Künstlerhaus Boswil fördert mit der soeben lancierten Akademie für Neue Musik die Vernetzung. «What’s now?» heisst das erste Projekt.

Mit zwei Konzerten in Boswil und Zürich wurde Anfang September der Startschuss für die Neuausrichtung des Ensembles Boswil gegeben. Das seit 2007 bestehende Ensemble setzt sich jeweils aus rund zwanzig Studierenden verschiedener Musikhochschulen der Schweiz zusammen. Werke der etablierten Komponisten Hindemith, Cage und Varèse wurden mit Zeitgenössischem von Isabel Mundry und Philippe Kocher kombiniert. Sicherlich kein allzu spektakuläres Konzertprogramm, wenn da nicht eine längerfristige Idee mit Potenzial dahinterstecken würde.

Ausgangspunkt war, dass die Zusammenarbeit mit den Schweizer Musikhochschulen vertieft werden sollte: Neben der Weiterbildung hochbegabter Interpreten in zeitgenössischer Musik sollen auch junge Komponistinnen in das Projekt integriert werden. So wurde eine Akademie lanciert, die mit dem Projekt What’s now? startete. «Diese Vernetzung von Komponisten und jungen Interpreten in Form der gleichzeitig stattfindenden Masterclasses ist sozusagen der Kerngedanke der Akademie», erläutert Projektleiterin Stefanie C. Braun.

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Meisterkurs mit Isabel Mundry. Foto: Künstlerhaus Boswil

Im Rahmen der Proben zum September-Konzert des Ensembles Boswil wurde daher auch ein Meisterkurs für Komposition durchgeführt. Beide Anlässe fanden in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) statt. Das Auswahlverfahren war differenziert, wie Braun ausführt: «Die Komponisten haben sich auf eine Ausschreibung des Künstlerhauses bzw. der Akademie mit ihrem Lebenslauf und Arbeitsproben bei uns beworben. Bei den Arbeitsproben ging es sowohl um die Partituren, als auch um Audio- und Video-Material der Werke.»

Die Leiterin des Meisterkurses, Isabel Mundry, Felix Baumann seitens der ZHdK, Michael Schneider, der Geschäftsführer des Künstlerhauses, und Stefanie Braun sichteten die Arbeitsproben gemeinsam und luden dann sechs Teilnehmer aufgrund ihrer Eignung, Technik, Ausbildung, Erfahrung und künstlerischen Aussagekraft nach Boswil ein: Die Akademie für Neue Musik richte sich im Unterschied zu den Kursen für Instrumentalisten, «die ja alle noch Studierende der Hochschulen sind, an Komponisten nach oder in ihrem Master».

Im Rahmen des Meisterkurses Komposition fand dann ein reger Austausch mit den anwesenden Interpreten statt, die parallel dazu unter Leitung des versierten, international bekannten Dirigenten Peter Tilling das bereits erwähnte Konzertprogramm einstudierten. Die Konzerte in Boswil und Zürich waren gut besucht.

Im Januar 2018 folgt dann eine zweite Probephase, bei dem die neuen Werke einstudiert und aufgeführt werden, welche die sechs Komponisten inzwischen geschaffen haben. Ein bestechendes Konzept, dessen Unterstützung durch einen Dreijahresvertrag mit der Ernst von Siemens Musikstiftung Zug/München gesichert ist. Und so laufen gemäss Stefanie Braun bereits Verhandlungen mit den Hochschulen Lausanne und Basel für die nächsten beiden Ausgaben der Akademie.

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Konzert am 7. September 2017 in der Alten Kirche Boswil. Foto: Künstlerhaus Boswil

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