Internationales Stelldichein der singenden Jugend

Vom 28. Mai bis zum 1. Juni zog das Europäische Jugendchor Festival in der Region Basel mit hochstehenden Konzerten ein breites, grosses und begeistertes Publikum an.

Mädchenchor Hannover auf dem Basler Theaterplatz. Foto: Andrea Theunert

Es gab Swing, mährische Lieder, Jodel gemischt mit Rap-Elementen und Pantomime oder traditionelle englische Chorliteratur für Knaben. Auffallend war, wie oft Darbietungen durch choreografische Elemente und Pantomimen angereichert wurden, welche die jugendlichen Akteurinnen und Akteure mit sichtlicher Freude und Engagement umsetzten.

Interessant war die Begegnung verschiedener Kulturen: Die Innerrhoder-Trachten des Hitzigen Chors aus Appenzell vermischten sich etwa mit den dunklen Anzügen der New Dublin Voices. Es wurde auf dem Podium und beim abendlichen Beisammensein gemeinsam die Chorliteratur des anderen Landes erkundet. So zum Beispiel die Little Singers of Armenia, die ihren amerikanischen und deutschen Kolleginnen und Kollegen nach dem Auftritt ein armenisches Singspiel beibrachten.

Glück hatten die Veranstalter um Kathrin Renggli, die den grossen Anlass souverän organisiert hatten, mit dem Wetter am Samstag: In Basels Innenstadt sorgten die Ensembles bei strahlendem Sonnenschein auf sechs grossen Open Air-Bühnen für ein Singspektakel. Schon von weitem wurde man von den Klängen aus den jugendlichen Kehlen angezogen, viel neugieriges Publikum scharte sich um die Bühnen. Staunende Kinder waren ebenso zu beobachten wie Erwachsene jeden Alters. Das Strassen-Open-Air bildete einen grosser Anziehungspunkt und war eine perfekte Reklame für das Singen.

Beispielhaft für das gesamte Europäische Jugendchor Festival 2014 war das Schlusskonzert, eine imposante Veranstaltung, die als Sonntagsmatinee im Theater Basel über die Bühne ging und noch einmal alle Ensembles vereinigte. Neunzehn Formationen aus ganz Europa sangen ihr Lieblingswerk, eingeführt und sorgfältig moderiert von Salome Kornfeld und Clemens Staub.

Schon beim Eintritt in den Theatersaal war man überwältigt von der Fülle der kleinen und grossen Sängerinnen und Sänger, die auf der Bühne Platz genommen hatten und diese fast vollständig ausfüllten. Die Organisation der umfangreichen Matinee war top, die dargebotenen Lieder und Songs von hoher Qualität und oft raffiniert choreografisch arrangiert.

Schon bald entpuppte sich die Matinee als ein Konzert von gegen drei Stunden Dauer, doch wurde einem dank des kurz getakteten Ablaufes und der abwechslungsreichen Programmierung nie langweilig. Da sang etwa der Kinder- und Jugendchor Coro Clairière Lugano in bunten Hemden und mit pantomimischem Charme den Lambrett Twist, dann folgten in ihren traditionellen roten Kutten The Choristers of Jesus College Cambridge in schöner harmonischer Klangsinnlichkeit mit dem traditionellen englischen Lied How Can I Keep From Singing?

Singende Jungs
Überhaupt sorgten die «singenden Jungs», denen das diesjährige Festival-Motto gewidmet war, für besondere Glanzlichter und ein wenig Wehmut, denn es gibt sie leider immer weniger. Dabei haben Knaben- und junge Männerstimmen sehr viel zu bieten, wie etwa der Lokalmatador, die rund siebzigköpfige Knabenkantorei Basel unter der Leitung von Markus Teutschbein mit dem ersten Satz aus Leonard Bernsteins rhythmusgeprägtem Cicester Psalm bewies. Es wäre zu wünschen, dass es wieder mehr männliche singverrückte Menschen gibt.

So bunt wie die Auftretenden in ihren Gewändern war auch die dargebotene Chorliteratur. Ob S’isch mer alles eis Ding der Mädchenkantorei Basel, das mährische Dúbravěnko zelenká des Kinderchors Motýli Sumperk, oder der Islenskt rapp des Jugendchors Hamrahlíd aus Island, man staunte, was es da für Werke gibt, oft arrangiert, zum Teil gar von den Dirigentinnen und Dirigenten eigens für ihre Ensembles. Überhaupt war nicht nur die singende Jugend ein Erlebnis, sondern auch das feurige Engagement der Chorleiter, die fast Unglaubliches leisteten. Begeistert und hoch motivierend hatten sie ihre Schützlinge auf den Grossanlass eingestimmt.

Ein besonderer musikalischer Leckerbissen war sicherlich der Student Choir of the Belarus State Academy of Music, der das Stück Gostcik seines Chormitgliedes Andrej Savritsky mit feinsinnigem, hoch differenzierten Singen vorstellte. Auch der Mädchenchor Hannover gehört zur Elite mit seinem unglaublichen Klang und der stringenten Schulung, dank der immer wieder Mädchen den Sprung zum Sängerinnenberuf schaffen. Und dann natürlich das Schlusslied Music is everywhere von Ivo Antognini, das aus hunderten von Kehlen erklang, inklusive dem Publikum im Chorus – ein prächtiger Abschluss!
 

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