3 traditionelle Schweizer Instrumente

An Schweizer Musikschulen wird längst nicht nur Klavier, Gitarre oder Schlagzeug unterrichtet – in allen Regionen gehören auch traditionelle Instrumente wie Schwyzerörgeli, Jodeln und das Alphon zum Angebot. Drei Musikpädagog:innen berichten.

Dominik Flückiger – Musiker, Komponist und Schwyzerörgeli-Lehrer (Bild: zvg)

Es ist leicht und einfach zu transportieren, und es funktioniert sowohl als Solo- als auch als Begleitinstrument – zwei interessante Pluspunkte für das Schwyzerörgeli. Die rechte Hand spielt die Melodie, und die linke übernimmt die Begleitung, meist stehen dafür drei Melodie- und zwei Bassreihen zur Verfügung. Dominik Flückiger, Musiker, Komponist und Musikpädagoge, spielt schon seit seiner Kindheit Schwyzerörgeli und unterrichtet heute nebst seiner Konzerttätigkeit gleich an drei Musikschulen: in Stans, Rottal und Luzern.

Liegt das Schwyzerörgeli im Trend?

„Man hört seit Jahren immer wieder, dass das Schwyzerörgeli boomt – ich glaube aber, dass es nie nicht geboomt hat“, sagt er. Trotzdem stellt er fest, dass sich die Einstellung heutiger Jugendlicher zum Örgeli und zu Ländlermusik verändert hat: „Ich musste mich als Kind dafür rechtfertigen, dass ich Örgeli spiele, und heute zählt es eher als cool.“ Den Grund dafür sieht er darin, dass sich musikalische Stilrichtungen heute eher durchmischen, und dass es zunehmend Musiker:innen gibt, die mit traditionellen Instrumenten auch moderne Musik machen – so wie er selber, der mit dem Schwyzerörgeli durchaus nicht nur Ländler spielt, sondern die Grenzen des Instruments in alle (Stil-)Richtungen auslotet.

Rüstzeug für die Stubete

An den Musikschulen unterrichtet er vorwiegend Kinder – mit dem Ziel, dass die Schüler:innen die gängigsten Takt- und Tonarten der Schweizer Volksmusik kennen und an einer Stubete spontan mitspielen können. „Ich pflege mit meinen Schüler:innen sowohl die traditionelle als auch die neue Volksmusik“, sagt er. Ins Repertoire nimmt er deshalb eher nicht Popstücke auf, sondern modernere Volksmusik, die Einflüsse aus dem Pop, dem Jazz oder auch internationaler folklorischer Musik aufnimmt.

Alle können jodeln lernen

Auch Jodlerin Silvia Rymann wird schon seit Jahren immer wieder gefragt, ob das Interesse am Jodeln angestiegen sei. „Die Frage zeigt, dass das Interesse schon immer gross war, was mich natürlich sehr freut, sagt sie. Sie unterrichtet jeweils im Winterhalbjahr, wenn sie nicht selber musikalisch unterwegs oder bei Auftritten ist, an der Musikschule Neuenkirch. „Jeder, der gut singen kann, kann auch Jodeln lernen, sagt sie, „aber es braucht Zeit, Biss und doch etwas Talent, um die Jodeltechnik – den Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme oder den Zungenschlag – gepflegt und perfekt zu wiedergeben.“ Ähnlich wie beim Alphorn, wird auch dem Jodeln nachgesagt, es sei aus Kommunikationsgründen entstanden – um Informationen oder der Gesundheitszustand des Älplers von Alp zu Alp weiter zu schicken. „Man kann dies nicht zu 100 % belegen, meint Rymann lächelnd, „aber eine schöne Geschichte ist es allemal!“ Belegt ist allerdings, dass das Jodeln nicht nur in der Schweiz, sondern in der ganzen Alpenregion verbreitet ist, jeweils mit regional unterschiedlichen Jodeltechniken.

Songs von Taylor Swift jodeln – warum nicht?

Silvia Rymann unterrichtet sowohl Erwachsene als auch Kinder, und ist von Jüngeren immer wieder beeindruckt, wie schnell sie Dinge umsetzen können. Ins Repertoire nimmt sie sowohl Klassiker als auch neue Kompositionen auf. Gut vorstellen kann sie sich auch, dass Popsongs für JodlerInnen arrangiert würden: „Ich bin da sehr offen. Wenn beispielsweise junge Leute wünschen, ein Lied von Taylor Swift zu singen und einen Jodel zu integrieren, warum nicht.“ Etwas auszuprobieren sei schön und wichtig, aber die klassischen Jodellieder seien wunderbar zeitlos, dass man sie bestehen lassen solle. Sie selber singt gerne auch mal Lieder ohne Jodel und hört viel andere Musik. Aber im Grunde sei sie schon komplett auf das Jodeln fixiert.

Valentin Faivre – Musiker und Alphornlehrer (Bild: zvg)

Alphorn – simpel und doch schwierig

In der Aufzählung der traditionellen Schweizer Instrumente darf das Alphorn natürlich nicht fehlen. „Es ist einfach ein wundervolles Instrument“, sagt Valentin Faivre, der am Conservatoire de musique neuchâtelois (CMNE) acht erwachsene Schüler:innen unterrichtet. „Der Klang ist pur und voller natürlicher Harmonien – obwohl es nur aus einem simplen Holzrohr besteht.“ Gerade wegen seiner Einfachheit ist das Alphorn allerdings schwierig zu spielen. Die Technik ist zwar ähnlich wie bei anderen Blechblasinstrumenten, zu denen es gezählt wird, aber die Herausforderung liegt darin, dass sämtliche Töne nur mit dem Mund und dem Luftdruck erzeugt werden müssen. Da nur Naturtöne gespielt werden können, ist das Repertoire zwar limitiert – dafür ist es auch Anfänger:innen schnell möglich, zu improvisieren.

Das Alphorn am Creux-du-Van

„Alphorn spielen ist wie Yoga“, meint eine Schülerin von Valentin Faivre, „Es ist besinnlich, man ist in Verbindung mit der Umgebung und der Natur. Es vermittelt einem ein Gefühl von Frieden, Zufriedenheit und Ruhe, das ist in diesen Zeiten sehr erholsam.“ Ein anderer Schüler erinnert sich daran, wie er als Sechsjähriger mit seinem Grossvater am Creux-du-Van stand und zum ersten Mal in seinem Leben ein Alphorn hörte: „Das ist ein Moment, den ich nie vergessen werde!“ Er hofft, bald selber auch gut genug spielen zu können, um in der Natur zu spielen, und Menschen eine Freude zu machen.

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