«Eine sehr bereichernde Aufgabe»
Nach zwei Jahren als VMS-Präsident zieht Philippe Krüttli eine erste Bilanz – seine Tätigkeit sei von vielfältigen Themen und herzlichen Begegnungen über Kantons- und Landesgrenzen hinweg geprägt.
Philippe, wie hast du die letzten zwei Jahre erlebt?
Zu allererst: Die Aufgabe als VMS-Präsident erlebe ich als sehr bereichernd und horizonterweiternd. In den letzten Monaten habe ich zahlreiche Musikschulen besucht – ich habe Konzerte gehört und Jubiläen beigewohnt. Jedes Mal bin ich tief beeindruckt vom Einsatz und der enormen Kreativität von Musikpädagog:innen und Schulleitenden. Auch die kantonalen Verbände sind sehr aktiv und stossen Dinge an, was ich unter anderem an den Delegiertenversammlungen immer wieder feststelle. Es gilt, das Netzwerk der musikalischen Bildung in der Schweiz weiterhin zu hegen und zu pflegen – es ist so wertvoll!
Gab es auf politischer Ebene besondere Momente, die dir wichtig waren und sind?
Wir durften viel Schönes verzeichnen, zum Beispiel mit dem Bundesprogramm „Junge Talente Musik“. Als ich im VMS einstieg, konnten meine Kolleg:innen vom Vorstand und ich uns direkt mit der Umsetzung beschäftigen – nun wurde es nach vielen Jahren der intensiven Arbeit unter anderem von meiner Vorgängerin Christine Bouvard konkret. Auch das Programm „Jugend+Musik“ entwickelt sich ständig weiter. Damit werden der Breiten- und Talentförderung Rechnung getragen, aber eine grosse Frage bleibt der Absatz 2 des Bundesverfassungsartikel 67a zur Grundförderung, oder der musikalischen Bildung in der Volksschule. Hier bleiben wir gemeinsam mit anderen Verbänden dran.
Wir stellen ganz grundsätzlich fest, dass politisch vieles in Bewegung ist. In mehreren Kantonen befinden sich Musikschulgesetze in Entwicklung. Das ist sehr erfreulich und zeigt auf, dass der Wille da ist, Musikschulen ein stabiles Fundament zu geben, um die Chancengerechtigkeit weiterhin zu verbessern. Dies bleibt für mich von hoher Priorität.
Dein Alltag ist geprägt von Projekten – zum Beispiel der Veröffentlichung des neuen Berufsleitbilds „Musikpädagog:in“, oder das Digitalisierungskonzept.
Genau. Die Arbeit am Berufsleitbild, in Partnerschaft mit mehreren Verbänden, war sehr inspirierend. Das Berufsprofil stiess auch in Deutschland, Frankreich und Österreich auf Interesse. Ich glaube, dass uns dieses Dokument ermöglicht aufzuzeigen, wie vielseitig, kreativ und herausfordernd der Beruf des oder der Musikpädagog:in ist. Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, wie sich das pädagogische Selbstverständnis verändert hat, und wie Musikschulen mit den Entwicklungen in der Gesellschaft mitgehen. Zusätzliche Wichtigkeit erhält das Berufsprofil im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel an Musikschulen, der sich weiterhin zuspitzt – eine Entwicklung, die wir im Auge behalten. Wir stehen diesbezüglich mit der Konferenz der Musikhochschulen Schweiz (KMHS) in Diskussion.
Die Arbeit am Digitalisierungskonzept, das Musikschulen dabei unterstützen wird, eine eigene Digitalisierungsstrategie zu entwickeln, geht weiter. Wir freuen uns auf die erste digitale Publikation. Auch dies ist ein sehr interessantes Projekt, geprägt vom hohen Tempo der technischen Entwicklungen, zuletzt im Zusammenhang mit der künstlichen Intelligenz.
Welche Höhepunkte wird es für dich in den nächsten Jahren geben?
Ganz besonders freue ich mich auf das 50jährige Jubiläum des Verbandes im nächsten Jahr. Mit dem Radiobus-Projekt werden sich Musikschulen und -schüler:innen aus zahlreichen Kantonen präsentieren und damit aufzeigen können, wie dynamisch, bunt und vielfältig in der Schweiz Musik erlernt wird.
Bleibt dir eigentlich noch Zeit, um deine Instrumente – die Tuba und das Serpent – zu spielen?
Ja. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich halte jeden Morgen eines meiner Instrumente in den Händen, was für Ausgleich sorgt und mein inneres Gleichgewicht stärkt. Weiterhin dirigiere ich auch Orchester und Chöre, auch im Kontext meiner Musikschule. Die Musikpraxis und ihre Vermittlung sind und bleiben für mich sehr wichtig.