Von Brusio bis Landquart – Musikschulen in Graubünden
Graubünden ist flächenmässig der grösste Kanton der Schweiz, und gleichzeitig der am dünnsten besiedelte. An den 18 Musikschulen in drei Sprachregionen besuchen rund 7000 Kinder und 700 Erwachsene Musikunterricht.
Der Kanton Graubünden besteht vor allem aus Berglandschaften und Tälern – zu den beiden Haupttälern Surselva und Engadin, die parallel zu den Alpen verlaufen, kommen 150 kleinere dazu. Daraus erklären sich die zum Teil grossen Distanzen zwischen den 120 Gemeinden und die niedrige Bevölkerungsdichte, und gleichzeitig auch die historisch im Verhältnis zu anderen Schweizer Kantonen hohe Autonomie der Gemeinden. Für Musikschulen liegt die Herausforderung damit auf der Hand. Oft müssen Schüler:innen für den Unterricht recht weit anreisen, da sich der Weg für die Lehrpersonen in die einzelnen Dörfer nicht lohnt. „In den kleinsten Gemeinden sind die Wege lang“, bestätigt Mengia Demarmels, Delegierte für den Kanton im Verband Musikschulen Schweiz und vor ihrer Pensionierung Leiterin der Musikschule Oberengadin. Sie engagiert sich auch im Verband der Sing- und Musikschulen Graubünden (VSMG), der sich seit 1971 für die musikalische Bildung im Kanton starkmacht. Politisch sind die Voraussetzungen im Kanton grundsätzlich gut – 2018 trat das Kulturförderungsgesetz in Kraft, das auch Rahmenbedingungen für die Musikschulen festlegt, unter anderem die kantonalen Beiträge von durchschnittlich 30% der anrechenbaren Kosten.
Talentförderung: ein wichtiger Meilenstein
Das Konzept für das Talentförderungsprogramm „Junge Talente Musik“ liegt beim Kanton und ist auf gutem Weg. „Damit kommen wir dann einen grossen Schritt weiter“, sagt Mengia Demarmels.
Ein Höhepunkt für die talentiertesten Schülerinnen und Schüler ist der jährliche Bündner Musikwettbewerb, der in Zusammenarbeit mit der Kammerphilharmonie Graubünden und dem Schweizerischen Musikpädagogischen Verband (SMPV) durchgeführt wird. Jeweils im Januar finden die Vorspiele statt, bei der denen die Solist:innen ausgewählt werden, die dann im Juni beim Preisträgerkonzert mit der Kammerphilharmonie auftreten dürfen.
Jugendsinfonieorchester für den ganzen Kanton
Ein ebenso wichtiges VSMG-Projekt ist das Jugendsinfonieorchester Graubünden (JUSI). Da die Musikschulen im Kanton Graubünden in der Regel zu klein sind, um ein eigenes Schulorchester von sinfonischer Grösse zusammenzustellen, gründete der VSMG 2005 das Jugendsinfonieorchester Graubünden.
Kantonaler Austausch
Zwei- bis dreimal im Jahr reist Mengia Demarmels zu den Delegiertenversammlungen des VMS nach Olten. Diesen Austausch schätzt sie sehr – es sei interessant zu sehen, was in den anderen Kantonen politisch aktuell laufe, selbst wenn sich die Strukturen oft stark unterscheiden.
Mengia Demarmels, VMS-Delegierte für den Kanton Graubünden. Bild: ZVG