Der SMPV im Wandel der Zeit

Für den Wandel vom Verband, der für die private musikalische Berufsausbildung in der Schweiz verantwortlich war zum reinen Berufsverband für Musikpädagog*innen, blieben dem SMPV nicht einmal 20 Jahre Zeit.

Beim Räumen des Zentralsekretariats ist mir aufgefallen, in wie kurzer Zeit sich der SMPV Schweiz wie sehr verändert hat:

Vor 2005 drehte sich vieles im Verband um die Berufsausbildung: man wurde Mitglied, weil man selbst sein Lehrdiplom-Studium beim SMPV absolviert hatte, oder man war Mitglied, weil man über den SMPV selbst Studierende ausbildete.
Die Mitglieder profitierten schon damals von einzelnen Dienstleistungen, Dreh- und Angelpunkt war aber das private SMPV-Musikstudium.

Zur Erinnerung: 2005 beschloss der SMPV, die Berufsbildung zu verselbständigen, weil nur so die Anforderungen der „Bologna-Reform“erfüllt werden konnten, aber auch weil die Berufsstudien ein immer grösseres Loch in die Verbandskasse rissen. 2007 wurden die Verantwortung für die Berufsbildung der Stiftung SAMP übergeben, die 2009 mit der Kalaidos Fachhochschule zusammen die Musikhochschule SAMP AG gründete, die wiederum später zur Kalaidos Musikhochschule wurde.

Der SMPV hat die junge Musikhochschule unterstützt, bis alle für ein SMPV-Studium eingeschriebenen Studierenden ihr SMPV-Diplom erworben hatten. Der Hauptfokus des SMPV verschob sich aber zusehends weg vom Thema „Berufsbildung“.

Was nun?

Den Sektionen, deren Hauptaufgabe immer die Betreuung der Mitglieder und das Anbieten von für Musikpädagog*innen sinnvollen Dienstleistungen war, stand kein drastischer Richtungswechsel bevor.
Im Zentralverband stellte man sich hingegen viele Fragen: Braucht es uns noch? Was sind die Aufgaben des SMPV, wenn er keine Berufsausbildung mehr anbietet? Bringt uns die von der DV 2005 beschlossene Mitgliedschaft beim SGB etwas? Was sind die Aufgaben des „neuen“ SMPV?
Der Zentralvorstand organisierte 2011 für interessierte Mitglieder verschiedene Treffen in Luzern, an denen diese Fragen eifrig diskutiert wurden.
Schnell kristallisierte sich heraus, dass die Mitglieder ihren Verband bewahren und weiterentwickeln wollten. Sie fanden, er müsse zum reinen Berufsverband werden.
Aber während die einen sich eine reine Gewerkschaft wünschten, genügten anderen die beliebten Dienstleistungen und sie wollten gleich wieder aus dem SGB austreten. Alle waren sich einig, dass sich der SMPV für Professionalität in der Musikpädagogik einsetzen müsse. Der Verband dürfe nur diplomierte Musikpädagog*innen aufnehmen. Er setze damit ein Signal in Richtung geschützte Berufsbezeichnung „Musiklehrer*in SMPV“.

Der grosse Einschnitt

Mit der Corona-Pandemie hatte niemand gerechnet. Für viele unserer Mitglieder stellten sich plötzlich existenzielle Fragen. Vielen konnte der SMPV mit Rat und Tat zur Seite stehen: möglichst schnell alle wichtigen Informationen beschaffen, bündeln und an die Mitglieder weiterleiten. Manch ein Präsidium wurde quasi – learning by doing – zum/zur Krisenmanager*in „umgeschult“. Dass wir kaum Entschädigungen für die freischaffend Unterrichtenden erwirken konnten, liegt daran, dass unterrichtende Kulturschaffende wahlweise bei der Bildung oder der Kultur verortet werden, je nachdem wo man damit Kosten vermeiden kann. Wir konnten aber immerhin erreichen, dass möglichst viele unserer Anlässe stattfinden konnten, und weil wir mit guten Schutzkonzepten dafür sorgten, dass sich bei den Anlässen niemand ansteckte, konnten wir aufzeigen, dass Musiker*innen keine gefährliche Spezies sind – auch Sänger*innen nicht.
Leider mussten in dieser Zeit einige Mitglieder den Beruf wechseln. Andere machte die Krise besonders stark. Dem SMPV hat sie wahrscheinlich auf seinem Weg zur Professionalisierung sogar geholfen.

Der SMPV heute

Heute ist der SMPV ein reiner Berufsverband. In seiner 131-jährigen Geschichte sind beim Zentralverband und in den Sektionen immer wieder neue Dienstleistungsangebote entwickelt worden, und deshalb kann er seinen Mitgliedern ein so unüblich vielfältiges Angebot machen, dass eigentlich alle Musikpädagog*innen von einer Mitgliedschaft profitieren könnten.
Einige dieser Dienstleistungen muss man sich aber aktiv holen.
Der SMPV liefert: das SMZ-Abo, die bei vielen noch immer beliebte Agenda und die Richttarife für privaten Musikunterricht. Er setzt sich in Verhandlungen mit der Politik und im Austausch mit anderen Verbänden für eine grundsätzliche Verbesserung der Situation für Musikpädagog*innen ein. Bei Problemen am Arbeitsplatz findet man im Zentralverband oder den Sektionen Unterstützung und wenn notwendig, erhält man auch eine kostenlose juristische Erstberatung.
Aktiv bemühen muss man sich um sein Profil auf mein-musikunterricht.ch und auf rent-a-musician.ch – aber auch da beraten wir Sie gerne.
Bei der Pensionskasse Musik und Bildung können SMPV-Mitglieder ihren Verdienst im unterobligatorischen Bereich versichern.
Auf Sektionsebene kann man seine Schüler*innen an Musizierstunden auftreten lassen, an Lehrerkonzerten auftreten, praxisrelevante, vergünstigte Weiterbildung besuchen oder auch mal selbst einen Kurs erteilen. Alle Informationen dazu finden Sie auf smpv.ch/service
Profitieren Sie vom reichhaltigen Angebot und sagen Sie uns, wenn Sie eine Idee für eine weitere Dienstleistung haben!

Ausblick

Herausfordernde Zeiten stehen bevor: Die geburtenstarken Jahrgänge werden nach und nach pensioniert, und einige dieser Mitglieder werden aus dem Verband austreten. Mitgliederwerbung wird immer wichtiger, wollen wir nicht die Mitgliedergebühren stark anheben müssen oder die Dienstleistungen einschränken.
Die Berufsbezeichnung „Musikpädagog*in“ ist noch immer nicht geschützt, respektive nur in den Kantonen Waadt und Luzern und dort nur bei Anstellungen in Musikschulen.
Der durch die Pensionierungwelle ausgelöste Fachkräftemangel, der für die Instrumente Klavier und Gitarre schon real ist, kann dazu führen, dass Musikschulen pädagogisch ungeschultes Personal anstellen, dem man tiefere Löhne bezahlen kann, was allgemein zu einem Lohndumping führen könnte.
Und wir müssen politisch erreichen, dass Musik-, Tanz-, Theater- und Kunstpädagog*innen eine Lobby erhalten, und dass sie endlich als „Kulturschaffende plus Pädagogik“ anerkannt werden.

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