Musikschule SMPV Schaffhausen
In Schaffhausen gibt es neben der MKS Musikschule Schaffhausen seit 25 Jahren eine SMPV Musikschule, deren Trägerin der SMPV Schaffhausen ist.
Es kann sich lohnen, Musikschulgesetze ganz genau zu lesen. So entdeckten findige Köpfe im SMPV Schaffhausen 1999, dass ihr kantonales Musikschulgesetz dem Verband die Möglichkeit bietet, eine eigene Musikschule mit subventioniertem Unterricht zu gründen.
Die Formulierung des Zwecks unterscheidet sich zwar kaum von der anderer Musikschulgesetze:
„1. Der Kanton fördert als Ergänzung oder zur Fortsetzung des Musikunterrichts an den öffentlichen Schulen den Musikunterricht junger Menschen, mit dem Ziel, ihnen eine aktive Teilnahme am Musikleben zu ermöglichen.
2. Zu diesem Zweck leistet er Beiträge an anerkannte Musikschulen…“
Um anerkannt zu werden, müssen die Musikschulen ihren Sitz im Kanton Schaffhausen haben, aber dann steht unter „Trägerschaft“ auch:
„Als Schulträger werden Gemeinden, Gemeindeverbände sowie Vereine oder Stiftungen mit entsprechender Zwecksetzung anerkannt.“
Damit sahen der damalige Sektionspräsident, Werner Joos, Beat Studer, der erste Leiter der Musikschule SMPV, und Vorstandsmitglied Anne Marie Rohr die Voraussetzungen gegeben, erfolgreich eine eigene SMPV-Musikschule zu gründen.
Heute wird die Musikschule SMPV von Christoph Honegger geleitet, der variabel, je nachdem wieviele Schüler*innen an der SMPV Musikschule eingeschrieben sind, zu mehr oder weniger Prozent angestellt ist.
Die Lehrpersonen übernehmen organisatorisch viel Verantwortung; d.h. sie suchen und finden ihre Schüler*innen selbst durch Mund-zu-Mund-Propaganda oder z.B. auch über die SMPV-Privatunterrichtsplattform mein-musikunterricht.ch, und sie unterrichten sie in eigenen Unterrichtslokalen oder bei sich zu Hause, weil die SMPV-Musikschule keine Räumlichkeiten hat. Dafür erhalten sie eine kleine Raumzulage. Die Schule wird von Stadt, Gemeinden und Kanton mit 55% subventioniert, wobei wie bei „normalen“ Musikschulen natürlich nur der Unterricht nicht erwerbstätiger Schüler*innen unter 25 Jahren subventioniert wird.
Jedes Mitglied des SMPV Schaffhausen hat das Recht Schüler*innen im Kanton Schaffhausen über die SMPV-Musikschule zu unterrichten. Musiker*innen müssen ja zwingend sowohl einen künstlerischen wie einen musikpädagogischen Abschluss haben, um überhaupt dem SMPV beitreten zu können, und so haben Stadt und Kanton die Garantie, dass sie nur Unterricht von bestens ausgebildeten Musiklehrpersonen subventionieren – also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.
Eine Besonderheit der Schule ist die Lohn-Flatrate: Jede Lehrperson verdient unabhängig vom Alter genau gleich viel. Pro Kind gibt es allerdings eine schulspezifische Familienzulage von 5%. Die Schulleitung kümmert sich ums An- und Abmeldungswesen, das Inkasso, die Abrechnung mit den Sozialversicherungen und die Lohnzahlungen, und sie organisiert jährlich einen schuleigenen Musiktag.
Rund 170 Schüler*innen sind zurzeit an der Musikschule SMPV eingeschrieben.
Ich habe mit zwei der aktuell vierundzwanzig Lehrpersonen gesprochen:
Flor Stammer ist Bratschistin und erteilt seit 2021 Geigen- und Bratschenunterricht an der Musikschule SMPV; zusätzlich ist sie seit Kurzem an der MKS als Bratschenlehrerin angestellt. Offenbar gibt es eine sehr friedliche Koexistenz zwischen der MKS und der kleineren Musikschule SMPV und Flor fühlt sich von der MKS überhaupt nicht unter Druck gesetzt, ihre SMPV-Schüler*innen zum Wechsel an die MKS zu bewegen; Konkurrenz belebt ja auch das Geschäft, und eine grössere Auswahl an Lehrpersonen kann durchaus auch eine grössere Nachfrage nach Musikunterricht generieren.
Besonders beim Erwachsenenunterricht, der allerdings nicht subventioniert ist, findet sie, bietet die Musikschule SMPV Vorteile, weil man z.B. die Unterrichtswochen und -zeiten freier einteilen kann. Die Verbandsstrukturen bei der Musikschule SMPV führen auch zu vertieftem kollegialem Austausch, dazu dass für den Musiktag Ensembles aus verschiedenen Klassen zusammengestallt werden oder dass man Notenmaterial für den Unterricht austauscht.
Als sie mitten in der Covid-Pandemie ihr Studium abgeschlossen hat und es wegen der unsicheren Lage sehr schwierig war, eine Anstellung als Musikpädagogin zu finden, war sie besonders dankbar, dass sie quasi sofort ihre ersten Schüler*innen über die Musikschule SMPV unterrichten durfte.
Urs Bringolf ist seit der Gründung der Schule als Schlagzeuglehrer mit dabei und hat bisher am meisten Schüler*innen an der Musikschule SMPV unterrichtet.
Er schätzt an dieser speziellen Musikschule, dass er dort zwar subventionierten Unterricht erteilen kann, dass ihm aber trotzdem viel mehr Freiheiten bleiben als an einer staatlichen Musikschule; regelmässige Sitzungen vermisst er z.B. nicht. Er unterrichtet knapp 30 Schüler*innen über die Musikschule SMPV. Allerdings merkt auch er, dass es heute schwieriger ist, genügend Schüler*innen zu finden. Einerseits gibt es das Musikgeschäft nicht mehr, in dem er immer Probelektionen geben konnte; es fehlt ihm also der direkte Zulieferer, andererseits beobachtet er, dass die Leute seit Corona mit mehr Ängsten zu kämpfen haben. Es geht ihnen finanziell gefühlt oder real schlechter, die Nachrichten von Kriegen schüren zusätzliche Ängste, und so sind sie weniger bereit, Geld für Musikstunden auszugeben. V.a. wenn Kinder dann nicht viel üben, wird der Unterricht nach ein bis zwei Jahren beendet, wogegen früher die Schüler*innen oft zehn Jahre oder länger geblieben sind. Trotzdem unterrichtet er nach wie vor sehr gerne, und er erzählt begeistert davon, wie er an Musiktagen das Schlagzeug immer wieder umbauen muss, damit es jeweils mal für die Links- und dann für die Rechtshänder ideal steht und wie er im Publikum Gehörschutze verteilt, weil es in der Begeisterung des Auftritts halt auch mal „chlöpft“.