Gesangswettbewerb Elvirissima 2023
Am Pfingstmontag massen sich siebzehn junge Gesangstalente im Wettstreit um das Preisgeld der Elvira-Lüthi Wegmann-Stiftung von total 17’400 Franken im MaiHof in Luzern.
Am Flügel begleitete Satoko Kato.
„Ich weiss nicht, ob die Stifterin, Elvira Lüthi-Wegmann, am Wettbewerbsnamen „Elvirissima“ Gefallen gefunden hätte, war sie doch eine besonders zierliche Dame, zu der diese Steigerungsform kaum gepasst hätte“, sagte mir SMPV-Kollegin, Madeleine Zimmermann, kürzlich am Telefon. Meine Stiftungsratskolleg*innen, Lena-Lisa Wüstendörfer und Professor Bernhard Hunziker und ich hoffen jedenfalls, dass Frau Lüthi-Wegmann mit der Art und Weise, wie wir ihr Legat einsetzen und wie wir Ihrem Willen gemäss versuchen, begabte junge Sängerinnen und Sänger in der Schweiz bestmöglich zu fördern, einverstanden wäre.
Als der Migros-Genossenschaftsbund mitten in der Pandemie, in der die Kulturszene ohnehin schon mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, sein Studienstipendien-Programm für Sänger*innen, Instrumentalist*innen, Schauspieler*innen und Tänzer*innen still und leise eingestellt hat, also die bekannten „Migros-Preise“ abgeschafft hat, wurde uns schnell klar, dass unsere Stiftungsratsarbeit plötzlich noch wichtiger geworden ist. Mit den bescheidenen finanziellen Mitteln der Stiftung können wir zwar nur alle zwei Jahre nur vier Talente finanziell unterstützen, aber wir bemühen uns sehr, auch den anderen Kandidat*innen etwas bieten zu können: Wir wählen als externe Jury-Mitglieder immer Dirigent*innen aus, so dass der Wettbewerb für die Kandidat*innen auch gleich ein Vorsingen für diese ist, und wir freuen uns, dass tatsächlich immer wieder Preisträger*innen und „Leer-Ausgegangene“ von unseren Juroren und Jurorinnen engagiert werden. Der Wettbewerb wird aufgezeichnet, und die Videos können den Kandidat*innen, die gut gesungen haben, als Demo-Videos dienen. Und wenn der Auftritt nicht wunschgemäss gelungen ist, sehen die Sänger*innen, was noch zu verbessern ist.
Die Videos Elvirissima 2023 finden Sie unter www.youtube.com/@elvirissima5062
Grosse Unterschiede zwischen Elvirissima 2021 und 2023
Am Pfingstmontag 2021 fand Elvirissima unter strengstem Schutzkonzept ohne Publikum aber immerhin live vor der Jury im grossen Maihofsaal statt. Gegen 50 Sängerinnen und Sänger – auch längst diplomierte – hatten Ihre Dossiers eingereicht und sich um die Wettbewerbsteilnahme beworben, um überhaupt wieder einmal auftreten zu können und in der Hoffnung, mit einem Preisgewinn, die durch die Pandemie entstandene schwierige finanzielle Lage etwas lindern zu können. Es fiel mir damals nicht leicht, mehr als der Hälfte von ihnen eine Absage zu erteilen. – Insofern ist es eine gute Nachricht, dass sich 2023 nur 20 Kandidat*innen zum Wettbewerb angemeldet haben: offenbar gibt es wieder viel mehr Arbeit für die jungen Sänger*innen, und sie können auch wieder zu Wettbewerben und Vorsingen ins Ausland reisen.
Vor lauter Freude, endlich wieder einmal vorsingen zu dürfen, neigten die Kandidat*innen 2021 dazu, mit zu viel Kraft zu singen. Man hat aber auch gemerkt, dass sich die meisten sehr intensiv mit dem Ausdruck befasst haben und dass sie Zeit dafür hatten, ihre Interpretationen zu entwickeln. So stand 2021 in den Beurteilungsbögen auf der Plusseite oft „Ausdruck“ und auf der „Baustellen-Seite“ „nicht schreien“. 2023 sehe ich auf der Plusseite oft „gut geführte Stimme, wenn auch etwas eng“, „tolle Koloraturen“ und bei den „Baustellen“ „mehr Ausdruck“ oder „stilistisch zu wenig differenziert“ oder „muss lernen, mehr aus sich herauszukommen“. Daraus schliesse ich, dass die Einschränkungen der Pandemie den Sänger*innen in Ausbildung nicht nur Nachteile beschert haben: Genug Zeit, auf dem Instrument zu üben, genug Zeit, auch mal zur Ruhe zu kommen, bringt ganz klar auch Vorteile. Vielleicht liesse sich die Qualität steigern, wenn die Hochschulen einen Weg fänden, mehr ETCS-Punkte fürs Üben auf dem Instrument zu vergeben…
Aber natürlich will niemand die Pandemie zurück, und ich habe mich sehr gefreut, bei den Feedback-Gesprächen zu hören, dass junge Sänger*innen einen Studienplatz an einem ausländischen Opernstudio ergattern konnten, welche spannenden Projekte im In- und Ausland auf sie warten, dass sie zu Vorsingen eingeladen werden und dass einige von ihnen Arbeit finden, sei es solistisch oder in einem Opernchor. Allerdings wurde auch klar, mit wie grossen Kosten, die Vorsingreisen und die Aus- und Weiterbildung verbunden sind und wie wichtig finanzielle Unterstützung gerade im fliessenden Übergang von der Studienzeit zum Berufsleben für sie ist.
Unterstützen auch Sie die jungen Sänger*innen in der Schweiz
Der Stiftungsrat der Elvira-Lüthi-Wegmann-Stiftung arbeitet ehrenamtlich und legt das Stiftungsvermögen äusserst sorgfältig an, aber aus den Zinsen und Dividenden lassen sich keine Stipendien finanzieren. Die Stiftung ist deshalb eine „Verbrauchsstiftung“; d.h. das Vermögen wird nach und nach aufgezehrt. Weil es aber so wichtig ist, die jungen Künstler*innen auf dem Weg in die Musikwelt zu unterstützen, freut sich der Stiftungsrat sehr über jede kleine oder grössere Spende auf IBAN CH79 0630 0504 7766 0750 5 (Valiant Bank) – Elvira-Lüthi-Wegmann-Stiftung, 3067 Boll – Vermerk „Spende Elvirissima“. Allfällige Fragen richten Sie gerne an die Stiftungsratspräsidentin, Marianne Wälchli, unter wettbewerb@elvirissima.ch
Preisträger*innen Elvirissima 2023 – von links nach rechts: Polina Kulykova, 3. Platz; Alice Paroissien, 4. Platz; Jonas Jud, 2. Platz und Evan Gray, 1. Platz (klangworker.ch)
Die Preisträger*innen 2023
Der Schweizer Bassbariton, Evan Gray, (1. Preis) überzeugte die Jury mit seiner tollen Stimme, seiner starken Präsenz und seiner herausragenden Musikalität. Der Schweizer Bass, Jonas Jud (2. Platz), gefiel mit seiner resonanzreichen echten Bassstimme, seiner Professionalität und seiner Ausdruckskraft. Die ukrainische Mezzosopranistin, Polina Kulykova (3. Platz), beeindruckte mit ihrer Präsenz, ihrer dramatischen Kraft und ihrer grossen Stimme, während die französische Sopranistin, Alice Paroissien, die Jury mit ihrem natürlich lieblichen Ausdruck, den beseelten Piani und den sorgfältigen Koloraturen berührte.
Der 1. Preis ist ein Stipendium von 12 x monatlichen CHF 800.-, der Zweitplatzierte erhält 12x monatlich CHF 400.-. Der 3. Preis beträgt CHF 2’000.- und der 4. Preis CHF 1’000.-.