Tradition und Innovation: Das Orchester Chur

Das Orchester Chur heisst schon in wenigen Tagen rund 100 Orchesterdelegierte aus der ganzen Schweiz zur DV des EOV im Bündner Hauptort willkommen. Das innovative Traditionsorchester stellt sich vor.

Das Orchester Chur und seine Stadt freuen sich im Doppelpack, Gastgeber der Delegiertenversammlung des EOV am 8. Juni 2024 zu sein: So wie sich die verschiedenen Tonfarben des Sinfonieorchesters zu einem grossen Ganzen verweben, ermöglicht die Stadt mit ihrem weitgefächerten Kultur- und Sportangebot einen bereichernden Aufenthalt. Im Speziellen lädt das Orchester Chur zu einer Klangreise ins wenig bekannte Werk des Komponisten mit Bündner Wurzeln Paul Juon (1872–1940) ein. 

Das Orchester Chur feierte vor wenig mehr als einer Dekade sein hundertjähriges Bestehen. 1912 als Begleitorchester des städtischen Männerchors gegründet, etablierte sich die innovative Musiker:innengruppe bald als eigenständiger Klangkörper und initiierte mit ihrer internen Orchesterschule die Gründung der städtischen Musikschule. 

Die Sinfoniekonzerte des Orchesters waren in den ersten 25 Jahren fast die einzige Möglichkeit für Churer Musikliebhaber:innen, grossen Werken der Klassik und Romantik im Konzert zu begegnen. Von Anfang an ermög-lichte das Orchester jungen Musiker:innen, vornehmlich aus Graubünden, erste solistische Erfahrungen zu sammeln und in Instrumentalkonzerten vor einem grossen Publikum aufzutreten. 

Luzi Müller, der (nur!) dritte Dirigent, der das Orchester bis zu seinem 100-jährigen Jubiläum führte, blieb, wie seine zwei Vorgänger, diesem Grundsatz treu. Während seiner 38-jährigen Leitung suchte er in der Konzertgestaltung neue Wege, nahm wenig bekannte und in Chur kaum je aufgeführte Werke in die Programme auf und stellte diese oft unter ein Thema. So erlebten unter seiner Stabführung Mitspie-lende und Publikum immer wieder musikalische Neuentdeckungen. 

Seit 2018 mit Bollschweiler

Diese Tradition führt nun der Dirigent Hugo Bollschweiler (Leitung seit 2018) mit ebenso viel originellen Ideen, fundiertem Wissen und einer sorgfältigen Probearbeit weiter. Seine Freude am Entdecken musikalischer Innovationen zeigt sich für das Orchester Chur in mehreren Bereichen: Zweimal jährlich verknüpfen thematische Konzerte Künstler:innen und Kunstwerke auf oft ungewöhnliche Weise. Während der Coronazeit initiierte und begleitete Bollschweiler Trios oder Quartette aus den Orchestermusiker:innen. Er gab und gibt versierten Amateur-Holzbläser:innen die Möglichkeit, das Streichorchester schon während der wöchentlichen Proben zu bereichern, und hat sich vertieft mit dem Werk des Komponisten Paul Juon beschäftigt.  

Eine Gelegenheit zum Entdecken dieser spätromantischen Musik haben die Teilnehmer:innen der DV des EOV nun in Chur.  Am 8. Juni begibt sich das Orchester Chur mit sei-nem Dirigenten am Matinée-Werkstattkonzert «Zwischen den Zeiten – Der Grenzgänger Paul Juon» auf die Reise und freut sich auf zahlreiche musikalisch interessierte Mitreisende. 

Hugo Bollschweiler schreibt zum Inhalt dieses Werkstattkonzerts: «Die musikwissenschaftliche Klassifizierung nach Stilen, Epochen und Entwicklungslinien trübt den Blick auf das <Dazwischen>, die Mischzonen, wo sich Altes und Neues überlagert, Nachzügler auf Visionäre treffen und die Individualität des Künstlers und der Künstlerin fernab der offiziellen geschichtlichen und ästhetischen Einordnung erkennbar wird.
Exemplarisch dafür steht das Universum Paul Juon: Geografisch, zeitlich und stilistisch erscheint Juon als selbstbestimmter Grenzgänger zwischen unterschiedlichen Kulturräumen und in Zeiten radikaler künstlerischer Verwerfungen.»

www.orchesterchur.ch

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