SJMF Burgdorf 2019 vs. St. Gallen 2023: Musikerinnen ziehen Fazit
Julia Kurth und Julia Studer sind Gründungsmitglieder des RJSO und haben sowohl am SJMF 2019 in Burgdorf als auch am Fest dieses Jahr in St. Gallen teilgenommen. Sie vergleichen die beiden sehr unterschiedlichen Jugendmusikfeste und blicken auf die Entwicklung ihres Orchesters zurück.
Die Schweizer Jugendmusikfeste 2019 in Burgdorf und das diesjährige in St.Gallen waren zwei sehr unterschiedliche Erlebnisse. 2019 haben wir mehr vom Fest rundherum mitbekommen. Wir durften vor unserem Juryauftritt ein Platzkonzert spielen und nach unserem Auftritt haben wir noch einen weiteren Auftritt gehört von einem Jugendsinfonieorchester aus dem Tessin. Ausserdem waren wir nachher bei der Rangverkündigung dabei, da diese am selben Tag stattgefunden hat. Hierfür haben sich alle in einem Festzelt versammelt und Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat sogar eine Rede gehalten. Dieses Jahr haben wir «nur» unseren Juryauftritt gespielt und sind anschliessend gemeinsam Essen gegangen. Vom Fest sonst haben wir ein paar Gruppen durch die Stadt laufen oder am Einspielort einspielen sehen, sonst nichts. Die Rangverkündigung war in St. Gallen erst am Sonntag, weshalb wir dort nicht waren.
Unser Können hat sich in den vier Jahren definitiv verbessert. Ein Stück wie das Klavierkonzert von Kabalewski zu spielen, wäre 2019 undenkbar gewesen. Wir konnten damals noch nicht einmal richtig Stimmen (die Bläser haben in mehreren Kleingruppen nacheinander gestimmt, statt alle miteinander) und waren allgemein noch unsicherer. Diese Verbesserung ist auch in den Jurybewertungen sichtbar. Die Kritiken gehen viel mehr ins Detail. 2019 waren es eher grundlegende Dinge wie Bogenführung und Stimmführung, die für verbesserungsfähig befunden wurden, dieses Jahr eher die Phrasierung oder die Klangfarbe.
Auftritt ohne Einspielen
Sogar unsere Kleidung und damit die Präsentation haben sich angepasst. In Burgdorf haben wir noch schwarz-weiss getragen. Fast alle haben einfach eine schwarze Hose und ein weisses Oberteil angezogen, mit dem sie auch Zugfahren konnten, also eher schlicht. Dieses Jahr war der Dresscode ganz schwarz. Die meisten haben ihre Konzertkleidung mitgenommen, da sie nicht geeignet war zum Zugfahren. Viele haben ein Hemd, einen Anzug oder ein Kleid getragen.
Wir denken, dass unsere Verbesserung aber auch dafür gesorgt hat, dass uns die Akustik in der Tonhalle St. Gallen so starke Probleme bereitet hat. Da wir vorher nicht dort einspielen durften, hatten wir keine Ahnung, wie die Akustik sein würde und wie laut oder leise wir spielen müssen oder können, damit es für das Publikum ausgewogen klingt. Wir haben uns auch gegenseitig kaum gehört. Für die Bläser waren die Streicher kaum hörbar (während wir selber gespielt haben) und auch die Streicher untereinander haben sich nicht alle gehört (v. a. die Celli und Violinen). Ausserdem hat kaum jemand, der weiter hinten als in der zweiten oder dritten
Reihe sass, den Solisten gehört, was dazu geführt hat, dass wir nicht immer mit dem Solisten zusammen waren (laut Jurybewertung). Das hat uns alle sehr gestresst, zeigt aber auch, wie sehr wir uns daran gewöhnt haben, aufeinander zu hören und einen Einklang zu bilden, statt einfach nur die eigene Stimme zu spielen.
Man muss flexibel sein am SJMF
Was die Organisation und Kommunikation betrifft, war St. Gallen nicht optimal. Schon damit angefangen, dass es in der Turnhalle, in der wir einspielen konnten, kein Klavier hatte. Das heisst, wir mussten ohne den Solisten einspielen und er konnte auch nur kurz vorher an den Flügel in der Tonhalle sitzen. Uns ist vorher auch nicht gesagt worden, dass wir nur die Noten und ausgepackten Instrumente in die Tonhalle mitnehmen dürfen. Theoretisch hätten wir sogar in der Olma auspacken sollen, aber das wusste niemand von uns. Auch nicht, dass wir erst hätten Stimmen dürfen, nachdem sie uns auf der Bühne angekündigt haben. Wir hatten ein wenig den Eindruck, als hätten die Organisatoren nicht so viel Erfahrung mit Sinfonieorchestern, was wahrscheinlich daran liegt, dass es erst das zweite Mal ist, dass am SJMF solche teilnehmen dürfen. Eine unserer Mitspielerinnen, die noch in einer Blasmusik spielt und schon öfter am Fest teilgenommen hat, hat aber gesagt, dass diese «Probleme» normal seien und man sich einfach zu helfen wissen müsse. Uns fehlt demnach einfach noch die Erfahrung mit solchen Festen.
In Burgdorf haben wir solche Komplikationen zwar nicht erlebt, aber dort wurde vielleicht besonders darauf geachtet, dass wir gut aufgenommen und informiert werden, da es eben das erste SJMF auch für Sinfonie- und Streichorchester war.
Alles in allem haben die meisten, die schon 2019 dabei waren, die bessere Erinnerung an Burgdorf, was das Fest rundherum angeht. Aber unser Können und auch unser Zusammenhalt sind jetzt definitiv besser als damals und wir denken, dass das schlussendlich das Wichtigste ist.