Musik messen: über Wettbewerbe und Rankings

Wettbewerbe und Rankings sind auch innerhalb von Musikhochschulen ein Thema. In dieser Ausgabe stehen die Bedeutung von Wettbewerben und deren Auswirkung auf die Wahrnehmung einer Hochschule im Fokus. In der nächsten Nummer wird das Thema der Rankings beleuchtet.

Philippe Dinkel — La notion de classement met les hautes écoles d’art face à un paradoxe insoluble : mesurer la qualité d’un cursus ou d’une institution à l’aide de critères quantitatifs. Certes, on peut chiffrer le nombre de candidatures rapporté au nombre d’étudiants admis, le taux d’insertion professionnelle ou encore le volume d’affaire des activités de recherche ou de formation continue – un peu à la manière du classement de Shanghai qui additionne le nombre d’ouvrages scientifiques publiés ou celui des prix Nobel liés à telle université. Mais l’analyste en saura-t-il davantage sur le profil de l’école concernée et sur les raisons de la préférer à une autre ?

En vérité, chaque haute école d’art est le produit d’une histoire et d’une géographie singulières, marquée par des personnalités – professeurs et étudiants – qui la façonnent encore aujourd’hui de manière d’autant plus frappante que la structuration des cursus (au moins dans les pays occidentaux) s’est beaucoup homogénéisée au fil de la mise en œuvre de la réforme de Bologne. Son code génétique la distingue de sa voisine de manière indubitable et explique une bonne partie de son attractivité spécifique. Il explique aussi pourquoi tel étudiant souhaite se perfectionner auprès de tel maître admiré au sein de telle communauté artistique. Il justifie enfin la nécessité de cultiver la diversité des conservatoires, à la manière de toutes les espèces vivantes.

Ainsi, les outils de développement d’une haute école d’art ne se chercheront pas dans sa place qu’elle occupe sur je ne sais quel podium olympique, mais bien plutôt dans la prise de conscience et l’approfondissement de la position unique et irremplaçable qu’elle occupe parmi ses voisines proches ou plus lointaines. Confiante dans son identité, elle se projettera alors plus sûrement dans l’avenir en misant sur ses qualités et sur ses atouts pérennes, tout en entretenant un dialogue fertile avec son environnement naturel et avec ses consœurs.

Un mot encore sur la notion d’excellence : si elle est souvent associée à la maîtrise technique et artistique du compositeur ou de l’interprète, elle ne doit pas occulter d’autres acceptions, comme celles liées à la transmission et à l’ouverture sociétales. Celles-ci se mesurent non pas à la vitesse atteinte sur le métronome ou à l’applaudimètre, mais bien plutôt à l’effet harmonieux produit sur le développement d’un enfant ou d’un groupe défavorisé, qui se répercutera tôt ou tard, directement ou indirectement, sur le bien-être de la société toute entière. Il en va finalement de la place de la musique dans notre vie.

 

Philippe Dinkel
… est directeur de la Haute école de musique de Genève.

 

 

Matthias von Orelli — Die in Berlin geborene Cellistin Nadja Reich studiert seit 2013 bei Thomas Grossenbacher an der Zürcher Hochschule der Künste.

Nadja Reich, hat das Ranking der Hochschule eine Rolle gespielt bei der Wahl der Musikhochschule?

Die Wahl der Musikhochschule hing für mich vom Hauptfachdozenten ab. Zugegebenermassen habe ich das Wort Ranking im Zusammenhang mit Hochschulen erst im Laufe meines Studiums kennengelernt.

Welche Wettbewerbe haben Sie bislang absolviert und gewonnen?

Ich habe bisher erste Preise bei folgenden Wettbewerben gewonnen: Internationaler Hindemith Wettbewerb Berlin, Kiwanis Wettbewerb der ZHdK, internationaler Suggia Wettbewerb (Porto) sowie einen Studienpreis des Migros Kulturprozent. Sonderpreise oder zweite Preise erhielt ich bei folgenden Wettbewerben: Tonali Wettbewerb (Hamburg), Orpheus Wettbewerb (Bern), Kiefer Hablitzel Göhner Musikpreis, Zeitgenössische Musik Wettbewerb der ZHdK. Leer ging ich bei diesen aus: Instrumentenwettbewerb der deutschen Stiftung Musikleben, Finale des Prix Credit Suisse jeunes solistes, Solistenwettbewerb der Schenk Stiftung.

Was sind Ihre, positiven wie negativen, Erfahrungen bei Wettbewerben?

Wettbewerbe bieten Herausforderungen. Das eigene Vorankommen sehe ich als Ziel eines Wettbewerbs — in der Vorbereitung arbeite ich konsequent kritisch an mir, um einen Schritt vorwärts zu kommen. Dabei kann ich mir selber nicht viel vormachen und gehe auch an meine Grenzen, um unter Druck bestehen zu können. Man lernt sich kennen; man lernt sich selber einschätzen. Der Austausch mit anderen Musikern ermöglicht es mir zu sehen, woran ich selber weiter arbeiten kann, was mir zusagt und mich inspiriert etc. Es kann aber je nach Atmosphäre auch ein bedrückender Konkurrenzkampf sein.

Welche Auswirkung hat ein gewonnener Wettbewerb auf die weitere Karriere? Und welche Auswirkung eine negative?

Positive Auswirkungen sind, wahrgenommen zu werden, Feedback und Resonanz zu bekommen. Durch einen Wettbewerb kann ich Kontakte knüpfen und erhalte Konzertmöglichkeiten. Ein verlorener Wettbewerb hat aus meiner Erfahrung keine Konsequenzen, man probiert es halt ein nächstes Mal wieder, macht es anders, besser. Man muss dabei versuchen, sein Selbstwertgefühl vor vorschnellen Schlüssen zu schützen. Es kann aber auch mal gesund sein, nicht überall bestens abzuschneiden. Das eigene Hinterfragen, die Selbstkritik oder die eigene Unzufriedenheit können dann weiter angenommen werden, man steht wieder auf und probiert es von Neuem.

Was macht einen guten Wettbewerb aus, was sind aus Ihrer Sicht die Kritikpunkte?

Das Messbare und die Perfektion im «Handwerk» spielen die freie Interpretation und Spontaneität oftmals aus bzw. unterstützen diese Aspekte des Musikmachens nicht unbedingt bei ihrer Vertiefung. Musik insgesamt zu messen ist eigentlich nicht möglich. So Vieles basiert auch auf dem persönlichen Eindruck, den man hinterlässt, und dem Geschmack. Toll finde ich, wenn man bei Wettbewerben durch eine eher freie Programmwahl die Möglichkeit hat, eigene Interessen zu vertiefen oder sich diesen bewusst zu werden. Ich gestalte gerne Programme und freue mich, wenn ich meiner Neugier freien Lauf lassen kann. Dann fällt es mir oft auch leichter, über längere Zeit an etwas dranzubleiben und Stück für Stück meinen persönlichen Weg der Umsetzung zu finden.

 

Georges Starobinski — Je nach Studienrichtungen ist der Stellenwert von Wettbewerben im Curriculum von Musikstudierenden sehr unterschiedlich. In einigen spezialisierten Masterprogrammen der Basler Hochschule für Musik, Klassik, gehören die Konzert- und Wettbewerbsaktivitäten zum Curriculum, so in den Studienrichtungen Kammermusik, Liedgestaltung, SolistIn und Zeitgenössische Musik. Dies ist aber an den anderen Instituten der Hochschule (Schola Cantorum Basiliensis und Jazz) nicht der Fall, was auch mit den unterschiedlichen Wettbewerbskulturen zu tun hat. Selbstverständlich nehmen Studierende aus anderen Studienrichtungen (vor allem aus dem Master Performance) an Wettbewerben teil, denn gute Wettbewerbe können eine sehr positive Rolle für den Einstieg in eine Karriere spielen, etwa wenn sie den Preisträgerinnen und Preisträgern für einige Jahre Auftrittsmöglichkeiten vermitteln, diese im PR-Bereich beraten oder bei vertraglichen Fragen unterstützen. So ist der Kurs «Psychophysiologisches Vorspiel- und Vorsingtraining» in Basel als Vorbereitung sehr beliebt. Wie alle Schweizer Musikhochschulen arbeitet auch die Basler Hochschule für Musik mit einigen Wettbewerben in der Schweiz zusammen, zum Beispiel wenn nur eine kontingentierte Anzahl von Kandidatinnen und Kandidaten auf Empfehlung der Hochschulleitung zugelassen wird.

Erfolge an renommierten Wettbewerben sind wichtig für die internationale Ausstrahlung einer Hochschule und für das Renommee der Dozierenden unter Fachkolleginnen und Fachkollegen. Und schliesslich möchten die besten Studierenden in Klassen studieren, welche ein besonders hohes Niveau aufweisen können. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass der Ruf einer Hochschule auf der Exzellenz in allen Bereichen eines vielseitigen und vernetzten Ausbildungsangebotes, das nur teilweise mit dem Profil der Wettbewerbe kompatibel ist, beruht. Es wäre also falsch, die Relevanz und den Impact einer Ausbildung rein statistisch auf die Wettbewerbserfolge, die nur für eine Minderheit der Studierenden repräsentativ sind, zu reduzieren.

Die Landschaft der Musikwettbewerbe in der Schweiz ist breit und facettenreich in der Klassik, limitiert im Jazz und bedauerlicherweise nahezu inexistent in der Alten Musik. Am sichtbarsten sind die fünf Wettbewerbe, die Mitglieder der World Federation of International Music Competitions sind. Im internationalen Vergleich (122 Mitglieder) ist diese Zahl hoch für die Grösse unseres Landes, vor allem wenn man bedenkt, dass wir bei Wettbewerben eine sehr hohe internationale Attraktivität geniessen. Im Zentrum der Schweizer Wettbewerbslandschaft steht der Concours de Genève (1939 gegründet) als ältester und von den Disziplinen offenster Wettbewerb. Er ist umgeben von sehr renommierten Wettbewerben, die einem Instrument und dem Andenken einer grossen Musikpersönlichkeit gewidmet sind: Internationaler Klavierwettbewerb Clara Haskil (seit 1963 in Vevey, alle zwei Jahre), Tibor Varga International Violin Competition (seit 1967 in Sion, alle zwei Jahre) und der Concours Géza Anda (seit 1979 in Zürich, alle drei Jahre). Die Migration aus Osteuropa hat Spuren in der Schweizer Wettbewerbslandschaft hinterlassen! Erwartungsgemäss sind es die solistischen Instrumente par excellence (Klavier und Violine), welche dort vertreten sind.

Neben diesen Gipfeln gibt es weitere Wettbewerbe, die unsere Landschaft bedeutend erweitern, sei es weil sie einem spezifischen Repertoire gewidmet sind (Concours Nicati, Wettbewerb Soundzz.z.zzz…z für Zeitgenössische Musik, ORPHEUS – Swiss Chamber Music Competition für Kammermusik) oder weil sie ausdrücklich national ausgerichtet sind, wie jene der Schenk Stiftung, der Stiftung für junge Musiktalente Meggen, der Prix Credit Suisse Jeunes Solis- tes, der Kiefer Hablitzel Göhner Musikpreis oder die Studienpreise des Migros Kulturprozent.

Wichtig, insbesondere für den Nachwuchs in der Schweiz, ist der Schweizerische Jugendmusikwettbewerb, der auch eine Fachkommission Jazz und Pop hat, die von Bernhard Ley präsidiert wird, dem Leiter des Basler Instituts Jazz. Allerdings ist es der einzige überregionale Jazz und Pop-Wettbewerb in unserem Land. Die Situation ist eigentlich nicht viel besser im Ausland. Es gibt aber Bestrebungen, die Wettbewerbskultur für den Jazz und Pop einzuführen. Somit besteht in der Schweiz eine abwechslungsreiche und begehrte Wettbewerbs-Landschaft, in der einzig die Alte Musik fehlt. Dafür muss man ins Ausland gehen.

 

Georges Starobinski
… ist der Leiter der Hochschule für Musik, Klassik in Basel

Das könnte Sie auch interessieren