Performing Arts Medicine Association Musikermedizin weltweit
An der Pama Tagung (Performing Arts Medicine Association ) diskutierten Fachleute in New York City aktuelle Fragen der Musikermedizin.
SMM — The Performing Arts Medicine Association (PAMA) ist 1988 von einer Gruppe Medizinern gegründet worden, die sich zuvor isoliert mit Gesundheitsproblemen von Musikern und Tänzern beschäftigt hatten.
Die ersten Kontakte wurden bereits 1983, anlässlich eines Symposiums zu Gesundheitsaspekten des Musizierens in Aspen (Colorado) geknüpft. 1986 wurde in der Folge mit der Fachzeitschrift «Medical Problems of Performing Artists» eine erste gemeinsame Publikationsplattform geschaffen. Symposium und Zeitschrift wurden massgeblich von Alice Brandfonbrener, der Gründungspräsidentin der PAMA gepägt.
Mittlerweile kommen rund ein Fünftel der PAMA-Mitglieder von ausserhalb der USA. Neben Medizinern sind dies heute auch weitere Gesundheitsspezialisten sowie Künstler, Verwaltungsfachleute und Pädagogen.
Martina Berchtold-Neumann — Dank der grosszügigen Unterstützung durch die SIS (Schweizerische Interpretenstiftung) war es der Autorin im Juli dieses Jahres möglich, an der Pama Tagung in New York teilzunehmen. Pama ist eine Organisation, die sich um die Belange von ausübenden Musikern und Tänzern kümmert. Im Mittelpunkt stehen dabei die Prävention und Therapie von gesundheitlichen Problemen. Alle medizinisch relevanten Fachgebiete nebst psychologischen Wissenschaften und der Physiotherapie mit verwandten Verfahren werden in Forschung und Lehre mit einbezogen. Die Mitglieder von Pama sind über die ganze Welt verstreut. Rund 400 Teilnehmer, vorwiegend aus den USA, Kanada, aber auch aus Australien und Europa waren auf dem viertägigen Kongress versammelt. Der Kongress drehte sich vorwiegend um Musikermedizin. Die Tanzmedizin wurde integriert.
Selbstgestecktes Ziel der Organisatoren war, dass die Teilnehmer der Tagung einen umfassenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand der Musikermedizin erarbeiten und zusätzlich praktisches Handwerkszeug aus den Workshops mit in ihre tägliche Praxis nehmen können. Dieses Ziel wurde erreicht. Zu wählen war aus einem Angebot von unzähligen Vorträgen in der Regel im 15-Minuten-Takt, die parallel in drei Hörsälen abgehalten wurden. Die Vorträge waren gedacht als Inputs, um die Themen dann jeweils später im Selbststudium zu vertiefen. Ebenfalls parallel dazu gab es 45-minütige Workshops. So war es nicht einfach, aus den durchweg ansprechenden Beiträgen das für sich Wichtige auszuwählen. Zwangsläufig wurden dabei leider ebenfalls interessante Sitzungen versäumt.
Unterm Strich bemerkenswert ist, dass die Musikermedizin in allen vertretenen Ländern etwa den gleichen Entwicklungsstand aufweist. Sowohl die Probleme als auch deren Lösungen sind in in etwa vergleichbar. Auch die Forschungsfragen und wissenschaftlichen Settings sind in ähnlicher Weise aufgebaut.
Gegenstand der Beiträge waren beispielsweise Studien zu muskuloskelettalen Erkrankungen, physiologische Studien zur Streicher- und Bläserhaltung, zum Gehör, zum psychologischen Themenbereich der Angst und des Stresses und zur geeigneten physiotherapeutischen Behandlung. Die Mehrzahl der dementsprechenden Studien war rund um das Schmerzgeschehen von Musikern konzentriert. Dies scheint auch international ein wesentliches Hauptthema der Musikermedizin zu sein, was wir ja auch aus den hiesigen Studien bereits wissen. Freilich wurden auch speziell amerikanische Themen berührt, wie etwa die Armut der «New Orleans Jazzmusiker» im Allgemeinen und im Speziellem nach dem Hurrikan Katrina. In New Orleans zum Beispiel wurde durch Sponsoren eine Klinik eingerichtet, in der Jazzmusiker kostenlos behandelt werden, da sie wegen Armut in der Regel nicht krankenversichert sind.
Die Wissenschaft der Musikermedizin ist noch sehr jung und wird von Pionierleistungen der daran Beteiligten geprägt. Man hat das Gefühl, dass aus dem vielfach auch individuell begründeten Interesse der Teilnehmer eine Wissenschaft mit viel Herzblut entstanden ist, die sich weiter entwickelt. Hier wird mit Praxisbezug gearbeitet und geforscht. Es werden Lösungen für Künstler gesucht, damit diese ihrem Beruf besser und gesünder nachgehen können. Aufgrund des immer kompetitiver werdenden Musikbetriebs ist diese Forschung und deren Anwendung in der Praxis absolut notwendig. In unserer Anstrengung für die Arbeit in der Musikermedizin wurden wir bestätigt. Es war schön und motivierend zu sehen, dass es über die ganze Welt verteilt Kollegen gibt, die auch unser Anliegen vertreten und bereit sind, in den kollegialen Austausch zu treten, um voneinander und miteinander zu lernen. Vielen Dank an die SIS sowie an alle Mitstreiter und Mitstreiterinnen mit viel Engagement in der SMM.
Martina Berchtold-Neumann
… ist Präsidentin der SMM, Diplompsychologin, Stein am Rhein