LES HEM suisses cultivent la diversité / Lebendige Vielfalt an den Schweizer Musikhochschulen

Die Absicht der Konferenz Musikhochschulen Schweiz (KMHS) liegt unter anderem darin, die Vielfalt der einzelnen Schulen zu fördern, um damit eine möglichst umfassende stilistische Breite der professionellen Musikausbildung und der Musikpädagogik zu gewährleisten. Die Bandbreite dieser Angebote ist umfassend.

La Conférence des Hautes Écoles de Musique Suisses (CHEMS) vise notamment à encourager la diversité des écoles helvétiques, afin de garantir une palette aussi large et complète que possible en termes de styles de musique et de pédagogie musicale. L’éventail de ces offres est de grande envergure. Outre les programmes de formation usuels, certaines hautes écoles se profilent par des offres individuelles. La vaste palette de filières de bachelor et de master ainsi que les formations complémentaires de la Haute école d’art de Zurich (Zürcher Hochschule der Künste) fait d’elle une des meilleures écoles d’art d’Europe. Les deux hautes écoles de Suisse romande, sises à Genève et à Lausanne, se complètent de façon idéale par la diversité de leurs contenus. L’école de Genève abrite l’institut Jaques-Dalcroze, fondé en 1915, une des plus anciennes institutions au monde sur le terrain de l’enseignement de la musique et du mouvement. À Lausanne, les départements jazz et musiques actuelles sont proposés en exclusivité en Suisse romande. Sur ce terrain, Lucerne contribue tout particulièrement à la diversité du paysage suisse (voire européen) des hautes écoles de musique. En effet, la musique folklorique suisse a connu un regain d’intérêt inattendu au cours des dernières décennies, enthousiasme auquel Lucerne a répondu par une filière de musique folklorique. Pour illustrer l’incroyable éventail de l’offre, nous citerons Bâle et l’interprétation de la musique ancienne. Bâle est un centre de connaissances de rayonnement international, où la musique du passé est jouée, étudiée et objet de recherches. La Haute école de musique de Berne jette quant à elle un pont entre la Suisse allemande et romande et se concentre notamment sur l’enseignement de la musique. La diversité de la Haute école de musique tessinoise est quant à elle soutenue par le cadre italophone dans lequel l’école occupe une place de choix dans le domaine de la pédagogie instrumentale et vocale, notamment avec un master double en collaboration avec la Haute école pédagogique de Locarno.

Matthias von Orelli — Neben den generellen und bei allen Schulen ähnlichen Ausbildungsprogrammen profilieren sich die einzelnen Hochschulen mit individuellen Angeboten. Dieser Vielfalt an der jeweiligen Hochschule begegnen die Studierenden tagtäglich, etwa im umfangreichen Angebot des vielseitigen, kulturellen Umfelds, die ihre Grundlage teilweise auch in der Geschichte der einzelnen Institute haben. Die Zürcher Hochschule der Künste entstand aus der Fusion der Hochschule für Gestaltung und Kunst und der Hochschule für Musik und Theater und ist seit September 2014 im kreativen Umfeld des Toni-Areals untergebracht. Mit einem enormen Angebot von Bachelor- und Master-Studiengängen sowie Weiterbildungen in unterschiedlichsten Kunstbereichen, aber auch der Forschung, künstlerischen Forschung oder De-signforschung, ist sie eine der führenden Kunsthochschulen Europas. Diese Vielfalt ermöglicht es, auf komplexe Fragen der aktuellen Zeit disziplin-übergreifende Antworten zu geben, die in starken disziplinären Kompetenzen begründet liegen. Zürich legt dabei grossen Wert auf nationale und internationale Kooperationen (etwa zu Uni und ETH), die den Studierenden Netzwerke für ihre künftige Tätigkeit eröffnen.

Mit Genf und Lausanne verfügt die Romandie über zwei Musikhochschulen, die sich dank ihrer inhaltlichen Schwerpunkte in ihrer Vielfalt ideal ergänzen. Mit dem Konservatorium hat Genf die älteste Musikausbildungsstätte in der Schweiz und schaut auf eine entsprechend lange Tradition zurück. Mit dem Institut Jaques-Dalcroze, welches 1915 gegründet wurde, beherbergt sie gleichzeitig eine der ältesten Institutionen auf dem Gebiet der Musik- und Bewegungsausbildung. Dazu ergänzend befindet sich in Lausanne das gemeinsame Institut romand de pédagogie musicale (IRPM) der beiden Musikhochschulen, das sich schwerpunktmässig mit der Bildung, Musikerziehungsforschung und der Vermittlung von Musik auseinandersetzt, ergänzt durch die Berufsausbildung von Musiklehrerinnen und Musiklehrern sowie von Musikdozenten. Die Vielfalt wird, und das zeigen die Hochschulen von Genf und Lausanne beispielhaft, auch durch zahlreiche Kooperationen mit regionalen Partnern bereichert. Ein weiterer Aspekt bildet in Genf der im Studienjahr 2016/2017 erstmals angebotene Master-Studiengang auf dem Gebiet der Musikethnologie (in Zusammenarbeit mit den Universitäten von Genf und Neuenburg). Eine weitere Bereicherung stellt das gemeinsame Mitwirken der beiden Westschweizer Musikhochschulen beim Institut de recherche en musique et arts de la scène (IRMAS) dar.

Elektronische, Neue und Gegenwartsmusik

Das in Genf beheimatete und 2005 gegründete Zentrum für elektroakustische Musik (CME) ist – neben dem gleichsam renommierten Institute for Computer Music and Sound Technology in Zürich – ein Exzellenzzentrum auf dem Gebiet der Komposition, der Elektroakustik und musikalischen Informatik. Dieses Zentrum stellt sich den Fragestellungen der Verbreitung und Übertragung elektronischer Musik und den Divergenzen zwischen technischen Neuerungen und traditionellem Komponieren. Bedeutung erlangt die dortige Arbeit durch die internationale Zusammenarbeit mit Instituten wie dem IRCAM in Paris oder der Schulich School of Music of McGill University in Montréal. Historisch gesehen wird an der Hochschule für Musik Lausanne die klassische Musik seit über 150 Jahren gelehrt. Die Angebotspalette wird durch die Abteilungen Jazz und Gegenwartsmusik (die über vier Standorte verteilt sind) im Besonderen ergänzt. Die Lausanner Hochschule arbeitet zudem sehr eng mit nicht berufsbezogenen Studiengängen am Conservatoire de Lausanne zusammen, was für Studierende besonders vorteilhaft ist.

Auf dem Gebiet der Neuen Musik bietet auch die Musikhochschule Luzern mit Contemporary Music Studies zukunftsweisende Lehrgänge in den Bereichen Interpretation, Improvisation und Komposition an. Diese richten sich an Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, die eine künstlerisch-interpretatorische Tätigkeit in zeitgenössischer Musik anstreben. Den Absolventen werden beispielsweise die Mitwirkung im Ensemble HELIX, im OFF-Programm der Donaueschinger Musiktage oder die Mitgestaltung des jährlichen Festivals Wege der Wahrnehmung sowie des Festivals New Music Days angeboten.

Auch im Tessin findet sich ein inhaltlicher Schwerpunkt im Bereich der Performance, wo ein grosses Gewicht auf die Neue Musik gelegt wird und sich beispielsweise darin manifestiert, dass sich die Dirigierausbildung auf Ensembleleitung im Bereich der zeitgenössischen Musik oder eine auf Neue Musik spezialisierte Gesangsklasse fokussiert. Erweitert wird diese Bedeutung auch durch die Tatsache, dass die Scuola Universitaria di Musica in diesem Bereich auch bei der Musikproduktion führend ist.

Zentralschweiz und Tessin

In Luzern entstand 1999 aus den Trägervereinen von Konservatorium Luzern, Akademie für Schul- und Kirchenmusik Luzern und Jazz Schule Luzern die Musikhochschule Luzern, die wiederum Teil der Fachhochschule Zentralschweiz ist. Auf einem Gebiet trägt Luzern ganz besonders zur Vielfalt der Schweizer Musikhochschullandschaft bei. Der Tatsache geschuldet, dass die Schweizer Volksmusik in den letzten Jahrzehnten einen ungeahnten Aufschwung erlebt hat und die traditionelle Musik immer mehr Musiker und Zuhörer anspricht, bietet die Musikhochschule Luzern (innerhalb des Studiengangs Bachelor of Arts in Music) die Studienrichtung Volksmusik an. Neben dem Unterricht auf dem Hauptfachinstrument stehen zahlreiche Ensemblekurse auf dem Programm, in denen ein breit gefächertes Repertoire erarbeitet wird. Im Zentrum steht dabei das hochschuleigene Volksmusikensemble Alpini Vernähmlassig, das in der Zwischenzeit zu einem viel gefragten En- semble geworden ist. Was den Aspekt des Vielfältigen noch unterstreicht ist die Ausdehnung der Studienerfahrung auf andere Bereiche, weshalb Volksmusikstudierende immer auch Klassik oder Jazz zu belegen haben. Mit diesem breiten Spektrum kann dem Volksmusik-Nachwuchs eine ideale Ausbildungsplattform geboten werden, die viel Potential in sich birgt.

Der Diversität der bereits genannten Tessiner Musikhochschule dient sicherlich die Nähe zum italienischsprachigen Umfeld, für welches die Schule auf dem Gebiet der Instrumental- und Vokalpädagogik eine besondere Stellung einnimmt. Neu ist auch ein unter dem Dach der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule in Locarno angebotener Doppelmaster, welcher von Musik und Bewegung über den Musikunterricht an der Primarschule bis zur Schulmusik I alles abdeckt.

Historisch

Besonderes Augenmerk verdienen die Basler Musikhochschulen auf dem Campus der Musik-Akademie, welche seit dem Jahr 2008 zur Fachhochschule Nordwestschweiz gehören. Die 1907 entstandene Hochschule für Musik und die 1933 von Paul Sacher gegründete Schola cantorum Basiliensis sind zwar unterschiedlich ausgerichtet, werden aber durch einen ähnlichen Innovationsgeist getragen, der auch in anderen Kunstgattungen ein besonderes Merkmal der Stadt ist. Zentral dabei ist der kontinuierliche Dialog zwischen Praxis und Forschung. Davon zeugt die Schola Cantorum Basiliensis, die von Anfang an entscheidende Impulse zur Historischen Aufführungspraxis gab und ein Wissenszentrum mit internationaler Strahlkraft geworden ist. Aus einem ähnlichen Pioniergeist sind an der Hochschule für Musik bereits sehr früh Studiengänge mit Schwerpunkten im Bereich der Neuen Musik entstanden, wo Interpretation, freie Improvisation und Komposition, gelehrt und reflektiert werden. Im elektronischen Studio, das dabei eine wichtige Rolle spielte, konnten zahlreiche Impulse gesetzt und wichtige Erfahrungen gesammelt werden, die später beispielsweise auch in den völlig neu konzipierten Jazz-Master in Producing und Performance einflossen. Eine Basler Spezialität ist ausserdem der Fokus auf Kammermusik, der in den regulären Studiengängen sowie im Graduate Course für Streichquartette (Walter Levin-Chair) seinen Ausdruck findet.

Vermitteln und Forschen

Der Fachbereich Musik der Hochschule der Künste Bern schafft mit den Standorten Bern und Biel den Brückenschlag zwischen der Deutsch- und Westschweiz, was sich in der breiten Palette der Angebote aber auch dank Dozierenden aus den beiden Kulturräumen niederschlägt. Ein zentraler Schwerpunkt sind die Transdisziplinarität und die Musikvermittlung, die sich quer durch alle Inhalte ziehen, dasselbe gilt für die rege Forschungstätigkeit, etwa die Beschäftigung mit historischen Blasinstrumenten. Die Musik der Berner Hochschule bietet in Kooperation mit der Universität Bern die Möglichkeit zum Doktorat in der gemeinsam betriebenen Graduate School of the Arts, zudem betreibt sie das Schweizer Opernstudio, pflegt als Spezialität den Studiengang Musik und Medienkunst sowie die Vertiefung Théâtre musical, ein Studium für Musikerinnen und Musiker, die sich sowohl als Composer wie als Performer betrachten.

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