Musik als schönste Nebensache der Welt
Auch wenn Musik nicht Beruf ist, können Gesundheits-aspekte wichtig sein. Ihnen widmet sich im Oktober das 14. Symposium der SMM.
SMM — Das Symposium, das dieses Jahr in den Räumen der Hochschule der Künste Bern (HKB) durchgeführt wird, deckt eine breite Palette an gesundheitlichen Aspekten ab. Auch die Liebhaber und Liebhaberinnen der Musik, die sich ungeachtet finanziellen Drucks dem Hobby widmen können, sehen sich einer Vielzahl physischer und psychischer Herausforderungen gegenüber: Selbst ohne Anspruch auf professionelle Spitzenleistungen sind sie gefordert, Technik und Ausdruck klug zu schulen oder mit fortschreitendem Alter Körper und Geist für die klingende Kunst fit zu halten. Die Zeit und Energie, die Profis zu investieren in der Lage sind, fehlt Amateuren angesichts sonstiger beruflicher Belastungen dazu allerdings oft.
Andreas Cincera, der an der HKB als Studienleiter Weiterbildung Musik amtet, fragt sich, ob es in einem qualitativ «guten» Musikunterricht einen Unterschied macht, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene am Lernen sind. Welche fachlichen, körperlichen, emotionalen und anderweitigen Herausforderungen sind bei Erwachsenen häufiger anzutreffen? Wie werden diese genussvoll und gesundheitsfördernd bewältigt? Und der Bremer Psychologe und Musiker-Coach Andreas Burzik zeigt auf, wie Üben im Flow als Übemethode die Unbefangenheit des Amateurs mit der extremen Genauigkeit des Profis verbinden und so die neurobiologischen Anforderungen an ein ideales Lernfeld erfüllen kann.
Die Fachärztin FMH ORL Salome Zwicky vom SingStimmZentrum Zürich erörtert die Faktoren, die über die Qualität einer Stimme entscheiden – mit der Einsicht, dass Stimmstörungen nicht immer Folge intensiven Gebrauchs sind, und auch nicht immer eine schlechte Technik Ursache sein muss. Der Neurologe Jürg Kesselring wiederum stellt in Frage, ob die Trennung zwischen Profis und Amateuren wirklich scharf ist. Er macht darauf aufmerksam, dass es einerseits voll ausgebildete, professionelle Musiker gibt, die von ihrem Beruf nicht leben können und daher einem anderen Lebensunterhalt nachgehen, und anderseits auch nicht- oder nur nebenberuflich ausgebildete Amateure, die ihren Lebensunterhalt durch Musik bestreiten. Die (Aus-)Bildungsvoraussetzungen sind, so Kesselring, in der Musik, wie in vielen künstlerischen Berufen, nicht alleine ausschlaggebend für den Erfolg und schon gar nicht für die Freude, die sich in der Ausübung ergibt.
In drei Workshops widmen sich am Symposium Andreas Burzik, die Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin Nicole Martin Rieder sowie die Physiotherapeutinnen Marjan Steenbeek und Sibylle Meier Kronawitter der Atmung, dem Üben im Flow und der richtigen Körperhaltung beim Musizieren. Rieder beleuchtet die Systeme und Regelkreise, über welche die Atmung auf Stimme, Aufrichtung und Haltung sowie das vegetative Nervensystem wirken und macht die Zusammenhänge mit praktischen Übungen am eigenen Körper erlebbar. Burzik zeigt im Rahmen einer Unterrichtsdemonstration die vier Prinzipien des Übens im Flow: ein besonderer Kontakt zum Instrument, die Entwicklung eines speziellen Klangsinns, das Gefühl der Anstrengungslosigkeit im Körper sowie der spielerische Umgang mit dem Studienmaterial. Steenbeek und Meier Kronawitter schliesslich erörtern die Anatomie der verschiedenen Körperabschnitte und zeigen, wie anhand von Bewegungen ihre Wahrnehmung geschult werden kann.