Das «schwierige» Kind im
Musikunterricht

Kinder mit besonderen Heraus­forderungen werden mehr
als früher sonderpädagogisch gefördert oder medikamentös behandelt. Aber auch im Rhythmik- und Instrumentalunterricht sind spezielle Massnahmen gefragt.


Kinder haben wie Erwachsene auch Grenzen, die sie nicht einfach überschreiten können. Bei manchen ist es die feinmotorische Ungeschicklichkeit, bei anderen setzt eine schulische Krise dem musikalischen Elan Grenzen; wieder andere kommen aus einer musikfernen Familie und müssen ihren Übewillen zuhause durchsetzen. Wie können Fachkräfte mit den unterschiedlichen Kindern und ihren Bedürfnissen umgehen?


Nützlich ist die Strukturierung und Rhythmisierung (!) des Unterrichts mit einem abwechslungsreichen, aber voraussehbaren Ablauf. Mit Unterrichtsthemen wie Farben, Jahreszeiten, bestimmten Komponisten oder Musikstilen lassen sich Interessen des Kindes einbinden. Es ist sinnvoll den Unterricht einfach, aber doch abwechslungsreich zu gestalten und verschiedene Sinne der Kinder anzusprechen.


Grundlage für erfolgreiches und beglückendes Unterrichten ist eine gute Beziehung zum Kind. Dazu gehört, dass man seine Vorlieben, Familien- und Geschwisterstruktur, Stärken und Schwächen zumindest ansatzweise kennt. Grundlage dazu ist ein verbindlicher Kontakt mit dem Elternhaus. Vor allem das junge Kind bewegt sich oft noch etwas unsicher zwischen den Polen «Elternhaus – Instrument – Musiklehrperson». Der Bezug der Lehrperson zu den Eltern sollte sich nicht nur auf das Abgeben von Übe-Tipps beschränken. Eltern merken an der Stimmung des Kindes, ob die Lehrperson das Kind wertschätzt und ob sie, die Eltern, als Partner im Musikbildungs-Prozess willkommen sind.


Das «zappelige» Kind mit ADHD (Attention Deficit Hyperactivity Disorder) zeigt oft Tagesschwankungen mit vermehrter Ablenkbarkeit gegen Abend. Es profitiert am besten von Unterrichtsstunden am frühen Nachmittag. Einige, aber längst nicht alle Kinder mit ADHD sind auch feinmotorisch eher ungeschickt. Sie nehmen sehr genau wahr, ob die Lehrperson ihnen etwas zutraut. Das belastete Kind hat vielleicht Sorgen, die es besprechen möchte. Ist eine Beziehung tragfähig, sollte es möglich sein, es zu motivieren, mit Eltern oder anderen erwachsenen Bezugspersonen Lösungen zu suchen, oder gar fachliche Hilfe zu holen. Der Versuchung, einziger Vertrauter des Kindes zu sein oder gar eine Therapeutenrolle einzunehmen, muss man widerstehen.


Musiklehrkräfte sind täglich vielfältig gefordert. Regelmässiger Austausch mit Klassenlehrern oder Eltern – auch telefonisch – verhindert aber Konflikte und enttäuschte Erwartungen auf beiden Seiten.


Dr. med. Dominique Simon


Kinder- und Jugendpsychiaterin und systemische Psychotherapeutin


Supervisorin in eigener Praxis in Zürich.


> dr.simon@hin.ch


> www.ausbildungsinstitut.ch


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