Kulturwirtschaft erholte sich 2021 langsam von der Pandemie

Die Anzahl Beschäftigter in der Kultur ist laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) 2021 wieder angestiegen, jedoch weniger stark als in der Gesamtwirtschaft.

Symbolbild: stuartmiles/depositphotos.com

Die Wertschöpfung der Kulturwirtschaft lag laut der Medienmitteilung des BfS wieder über der Grenze von 15 Milliarden Franken, ohne aber das Vor-Corona-Niveau zu erreichen. Das sind einige der neuen Ergebnisse der Statistik der Kulturwirtschaft des Bundesamtes für Statistik (BFS).

2021 verzeichnete der Kultursektor 1426 Unternehmen mehr als 2020 (plus 2,2 Prozent), bei insgesamt 65 369 Kulturunternehmen. Diese Zahl ist sogar höher als vor der Covid-19-Pandemie und entspricht einem neuen Höchstwert seit 2011. Die Zunahme fiel damit in der Kulturwirtschaft (plus 2,2 Prozent) deutlich höher aus als in der Gesamtwirtschaft (plus 1,5 Prozent). Am ausgeprägtesten war sie in den Bereichen Audiovision und Multimedia, bildende Künste und Werbung, schwächer im Bereich Architektur und sogar negativ in Buch und Presse (minus 1,5 Prozent).

Die Anzahl Beschäftigter stieg hingegen 2021 im Kultursektor weniger stark als in der Gesamtwirtschaft. Der Aufschwung betraf vor allem kleine Strukturen. Der Anteil der kleinen Kulturunternehmen (weniger als 3 Beschäftigte) war 2021 nicht nur höher als 2020, sondern lag sogar über demjenigen von 2019.

Streaming-Manipulationsdienst geht vom Netz

Laut IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) ist der deutsche Streaming-Manipulationsdienst SP-Onlinepromotion.com nach einer erfolgreichen Abmahnung vom Netz gegangen.

Foto: Sergey Nivens/depositphotos.com

SP-Onlinepromotion.com war eine viel genutzte Website, die künstlich generierte Likes, Plays/Views, Kommentare und Abonnenten auf Spotify, SoundCloud und YouTube verkaufte und es ermöglichte, die tatsächlichen Streaming-Abrufzahlen in rechtswidriger Art und Weise zu manipulieren und dadurch den Wettbewerb zu verzerren.

In Deutschland hatten der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und IFPI 2021 bereits erreicht, dass dem Betreiber der Streaming-Manipulation-Websites likeservice24.de und likeservice24.com die Erzeugung zusätzlicher Plays, Views, Likes als Dienstleistung untersagt wurde. 2020 mussten netlikes.de und likesandmore.de und weitere Angebote vergleichbare Dienste einstellen. Die Musikindustrie hat auch andernorts, unter anderem in Brasilien, Massnahmen ergriffen und arbeitet mit Regierungsbehörden und Schnittstellen in vielen Ländern zusammen, um den Betrieb solcher Dienste zu unterbinden.

Tod des Berner Musikpublizisten Urs Frauchiger

Der Berner Musikwissenschaftler, Kulturaktivist und frühere Pro-Helvetia-Direktor Urs Frauchiger ist im Alter von 87 Jahren verstorben.

Urs Frauchiger. Foto: Kaspar Ruoff

Der 1936 im Emmental geborene Urs Frauchiger  studierte zunächst an der Hochschule für Musik Cello. Ab 1970 leitete er die Musikabteilung des Berner Radiostudios und ab 1977 das Konservatorium Bern. Von 1992 bis 1997 leitete er zudem die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Frauchiger war überdies Generalsekretär der europäischen Musikhochschulen und Honorarprofessor der Universität Bern.

Allgemein bekannt wurde Frauchiger mit Büchern wie «Was zum Teufel ist mit der Musik los? Eine Art Musiksoziologie für Kenner und Liebhaber» (1981/1982) und «Mit Mozart reden» (1990).

 

2017 gab Urs Frauchiger der Schweizer Musikzeitung ein Interview zum Thema «sensibilisieren»: Die Offenheit gegenüber den Erscheinungen wecken. Darin berichtete er, er sei durch seine singende Mutter und im Wald für das Hören sensibilisiert worden. Achtsam sein für alles, was geschieht, und differenzieren können sah er als Grundlage, aber auch als Ziel des Musiklernens und Musikmachens.

Ein Ausschnitt: Als ich als Drittklässler zum ersten Mal ins Konsi kam, nicht zum Unterricht, ich sollte nur Zeichnungen (…) abgeben, war das übrigens auch ein Urerlebnis für mich: dieses Haus voller Musik; dass es so viele Leute gab, die ein Instrument spielten! Im Emmental war ich weit und breit der einzige mit meinem Cello. Ich musste zwei Kilometer laufen bis zur Lehrerin, und wenn ich bei Bauern vorbeikam, sagten die immer: «Wo willst du hin mit deiner Bassgeige?» – «Das ist keine Bassgeige, das ist ein Cello.» – «Wie lange musst du üben, bist du es kannst?» – «Casals übt jeden Tag acht Stunden und der ist jetzt schon 75!» Die dachten bestimmt: Der Bub spinnt ein bisschen.

 

Arbre gewinnt den ZKB Jazzpreis 2023

Das Berner Kollektiv Arbre hat den mit 15’000 Franken dotierten ZKB Jazzpreis 2023 gewonnen. Der zweite Platz im Wert von 5’000 Franken ging an das Quartett Knobil aus Lausanne.

Arbre (Bild: Videostill)

Das Berner Kollektiv Arbre besteht aus Paul Butscher  (Flügelhorn, Stimme, Synthesizer), Mélusine Chappuis (Rhodes, Synthesizer) und Xavier Almeida (Drums, Piano) und entwickelt eine Klangwelt zwischen Jazz und alternativer Musik.

Der ZKB Jazzpreis wird seit 21 Jahren vergeben. Er fördert junge, innovative Schweizer Bands und soll die Vielfalt der Schweizer Jazz-Szene bereichern. Der Wettbewerb um den  findet  im Zürcher Jazzclub Moods statt. Die Preisgelder sollen für die Musik eingesetzt werden; für Studioproduktionen, CD- und Label-Kosten, für Instrumente, Werbung oder Bookings. Die international besetzte Jury, bestand dieses Jahr aus Jane Cornwell (Journalistin, UK), Carlo Brühlhart (Journalist, CH), Rabih Abou-Khalil (Musiker, LB), Elina Duni (Musikerin, CH) und Martina Berther (Musikerin und Publikumsvertreterin).

Grandy wird Chefdirigent des Sapporo Symphony Orchestra

Das Sapporo Symphony Orchestra hat Elias Grandy, der unter anderm in Basel studiert hat, zum neuen Chefdirigenten ab 2025 ernannt.

Elias Grandy (Bild: Shervin Lainez)

Der deutsch-japanische Dirigent wird die Position ab April 2025 für zunächst drei Jahre übernehmen. Sein Vertrag wird den 43-Jährigen für acht Wochen pro Saison nach Sapporo führen. Vor Vertragsbeginn wird er im November 2024 wieder in Japan sein.

Grandy studierte Cello, Musiktheorie und Dirigieren in München, Basel und Berlin. Nach einigen Jahren Tätigkeit als Cellist unter anderem beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und im Orchester der Komischen Oper Berlin begann er seine Karriere als Dirigent als Kapellmeister am Staatstheater Darmstadt und gewann kurze Zeit später den internationalen Dirigierwettbewerb Sir Georg Solti. Von  2015 bis 2023 war er Generalmusikdirektor am Theater und Orchester Heidelberg.

Chur fördert junge Rockbands

Zum zweiten Mal bringt die Stadt Chur gemeinsam mit Churer Konzertlokalen drei junge Musikgruppen auf die Bühne und bietet diesen die Möglichkeit, einen Einblick in das Live-Business zu erhalten.

Dr. Dipshit (Bild: Videostill Youtube)

Im Rahmen des städtischen Zielbilds «Kulturräume» wurde laut der Medienmitteilung der Stadt Chur mehrfach darauf hingewiesen, dass besonders für junge Bands ein grosses Manko an Auftrittsmöglichkeiten bestehe. Deshalb hat der Stadtrat mit «Newcomer Stages & Live Support» ein neues Fördergefäss für junge Bands eingerichtet.

Das Pilotprojekt wurde im vergangenen Jahr realisiert. Neben Auftrittsmöglichkeiten auf den Konzertbühnen der Churer Konzertlokale Cuadro22 und Palazzo Beat Club mit professioneller Infrastruktur erhalten die teilnehmenden Bands Expertenfeedbacks. Sie werden an einem Workshop von Fachpersonen beraten und in einem Videoporträt vorgestellt. Im Rampenlicht stehen dieses Jahr die Churer Rockbands Dr. Dipshit, Revival und Reat.

Am Freitag, 6. Oktober, spielen Dr. Dipshit & Revival im Cuadro22 in Chur. Ihren Rocksound mischen sie teilweise mit Elementen aus Grunge oder Punk. Am Samstag, 7. Oktober, treten Reat im Palazzo Beat Club auf. Wohnhaft sind die drei Bandmitglieder und Jugendfreunde aus dem Engadin mittlerweile in Chur. Ihre Musik ist eine Mischung aus Alternativ- und Punkrock und wird in ihrer Muttersprache Rätoromanisch gesungen.

Benjamin Lang übernimmt Rostocker Rektorenamt

Benjamin Lang, der von 2010 bis 2017 an der Zürcher Hochschule für Künste Komposition und Musiktheorie unterrichtete, wird Rektor der Hochschule für Musik und Theater Rostock (HMT).

Benjamin Lang (Bild: hmt)

Lang promovierte in Irland in Komposition sowie in Österreich in Musikwissenschaft. Als Lehrbeauftragter für Musiktheorie war er an der Hochschule für Künste Bremen, der HMT Rostock und dem Institut für Musik der Hochschule Osnabrück tätig. Von 2010 bis 2017 wirkte er zunächst als Dozent später als Professor für Komposition und Musiktheorie an der ZHdK. Anschliessend lehrte er fünf Jahre lang im Fach Historischer und Zeitgenössischer Tonsatz und Musiktheorie an der Hochschule für Musik «Hans Eisler» Berlin. Seit 2018 ist er Professor für Musiktheorie (inklusive Komposition) an der HMT Rostock.

Die 1994 gegründete Hochschule für Musik und Theater Rostock (hmt)  ist eine internationale Ausbildungsstätte in den Bereichen Musik, Schauspiel, Lehramt Musik, Lehramt Theater (Darstellendes Spiel) sowie Musikwissenschaft. Die etwa 500 Studenten kommen aus 42 Nationen.

Désirée Meiser mit Basler Kulturpreis geehrt

Der diesjährige Basler Kulturpreis geht an die Schauspielerin und Intendantin Désirée Meiser. Das Okra Collective, das sich für diskriminierungsfreie Clubkultur einsetzt, erhält den Förderpreis.

Desirée Meiser (Bild: Bettina Matthiesen)

Mit dem mit 20’000 Franken dotierten Preis ehrt der Basler Regierungsrat das Engagement der Mitbegründerin und langjährigen künstlerischen Leiterin des Gare du Nord, dem Bahnhof für Neue Musik in den ehemaligen Buffeträumen des Badischen Bahnhofs in Basel. Meiser ist 1988 als junge Schauspielerin und Ensemblemitglied im Theater Basel nach Basel gekommen. Nach ihrer Schauspielkarriere wurde sie 2002 Mitbegründerin des Gare du Nord. Seither hat sich der Bahnhof für Neue Musik zu einem renommierten Treffpunkt für die zeitgenössische Musikszene aus dem In- und Ausland entwickelt.

Der Basler Kulturförderpreis soll ein öffentlich sichtbares kulturpolitisches Signal für junge kulturelle Initiativen setzen. Dieses Jahr hat sich die Jury dafür ausgesprochen, den mit 10’000 Franken dotierten Preis dem Basler Okra Collective zu vergeben. Die Gruppe, bestehend aus Jean Foncé, Joy Asumadu, Anouchka Enziga, Glenn Asumadu, Tidiane Sane, Mirco Joao-Pedro, Imani Fux, Abdulmalik Abdi und Katie Omole, schafft Party-Orte, an denen Diskriminierung keinen Platz hat.

Kulturschaffende verdienen immer weniger

Der Kultur-Dachverband Suisseculture hat zusammen mit der Agentur Ecoplan eine Umfrage zur Situation der Kulturschaffenden nach der Pandemie erstellt. Das Resultat ist ernüchternd.

Foto: lisica66/depositphotos.com

Die Unterstützungsmassnahmen während der Pandemie hätten gewirkt und Schlimmeres verhindert, schreibt Suisseculture. Langfristig sei jedoch zu beobachten, dass das Einkommen der Kulturschaffenden weiterhin am Sinken ist und sich die Tendenz von 2016–19 fortsetze.

Im Vergleich zu anderen Branchen ist das Einkommensniveau in der Kultur sehr tief. Die Politik hat sich während der Pandemie für den Erhalt der Kulturtätigkeit eingesetzt und mit Unterstützungsmassnahmen die Einkommenseinbussen minimiert. In der Tendenz scheinen sich die Einkommen auf einem (tiefen) Niveau vergleichbar mit den drei Jahren vor der Pandemie einzupendeln. Wird hingegen ein längerer Zeitraum betrachtet – unter Bezugnahme auf die früheren Studien von Suisseculture Sociale zum Einkommen der Kulturschaffenden –, dann ist laut dem Dachverband zu konstatieren, dass die Einkommen der Kulturschaffenden über die Jahre tendenziell sinken.

Link zur Studie:
https://www.suisseculture.ch/uploads/media/default/179/FR_Ecoplan_Kulturschaffende_nach_der_Pandemie_20230620.pdf

Deutschland führt Mindesthonorare ein

Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat angekündigt, dass die vom Bund geförderten Kultureinrichtungen ab 2024 Freiberuflichen Mindesthonorare bezahlen müssen.

Claudia Roth (Bild: Heinrich-Böll-Stiftung)

Roth erklärte an der Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrats, dass die vom Bund geförderten Kultureinrichtungen ab dem kommenden Jahr für Leistungen von freiberuflich arbeitenden Künstlerinnen und Künstler mindestens Honorare in Höhe einer Honoraruntergrenze zahlen müssen. Der Deutsche Kulturrat fordert schon seit Jahren eine deutlich höhere Entlohnung der freiberuflich arbeitenden Künstlerinnen und Künstler. In einigen Bundesländern (NRW, Brandenburg, Bremen und Sachsen) sind die sogenannten Basishonorare bereits in Vorbereitung.

Das deutsche Kulturstaatsministerin hat zudem noch einmal ein Förderprogramm «Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland» ausgeschrieben. Mit den Fördergeldern des Programms können Orchester und Ensembles «Projekte zu gesellschaftlich relevanten Themen umsetzen». In diesem Jahr sollen Projekte unterstützt werden, die sich mit Fragen der Nachhaltigkeit und den Folgen der Klimakrise auseinandersetzen oder Diversität fördern. Insgesamt stehen für das Programm 4,8 Millionen Euro zur Verfügung, ein Projekt kann mit bis zu 400’000 Euro gefördert werden.

Berner Musikpreise 2023 vergeben

Der Kanton Bern zeichnet dieses Jahr Patrick Demenga, Christine Lauterburg, Bänz Oester und das Duo Tootard mit einem Musikpreis in der Höhe von je 15’000 Franken aus. Der mit 3000 Franken dotierte Nachwuchsförderpreis «Coup de cœur» geht an Annie Aries.

Tootard (Bild: Tootard)

Der Cellist Patrick Demenga gründete die Jahreszeiten-Konzerte in Blumenstein, die er von 1995 bis 2015 leitete. Von von 2002 bis 2006 war er künstlerischer Leiter des Cello-Festivals Viva Cello in Liestal. Seit 2005 ist er künstlerischer Leiter der Musikfestwoche Meiringen. Er unterrichtet unter anderem an der Haute Ecole de Musique in Lausanne und an der Accademia di Musica di Pinerolo in Italien.

Christine Lauterburg ist Pionierin der neuen Schweizer Volksmusik und mittlerweile als Sängerin und Musikerin auch in Pop, Chanson und der World Music zuhause. Sie tritt seit mehr als 20 Jahren mit der Formation Doppelbock auf und hat mit Weggefährtinnen und -gefährten wie Cyrill Schläpfer, Hank Shizzoe, Michael von der Heide oder Gardi Hutter Schweizer Musik- und Kulturgeschichte mitgeschrieben.

Bänz Oester gehört zu den herausragenden Kontrabassisten der Schweizer Jazz-Szene. Mit seinem gegenwärtigen Hauptprojekt The Rainmakers war er in diesem Jahr auf Tournee in der Schweiz, in Europa und in Südafrika. An zwei Hochschulen, der Haute Ecole de Musique in Lausanne und der Musikakademie in Basel, ist er als Dozent tätig. Zu seinen Schülerinnen und  Schülern gehören Colin Vallon, Andreas Schärer und Elina Duni.

Das Duo Tootard besteht aus den beiden Brüdern Hasan und Rami Nakhleh. Sie sind staatenlos in der Pufferzone zwischen Israel und Syrien gross geworden und heute in Bern zuhause. Ihre Musik ist eine Mischung aus südwestasiatischen Disco Beats, psychedelischem Rock, arabischer Musik und Wüstenblues. Sie touren durch Europa, Kanada, Japan und in der arabischen Welt und spielen auch im palästinensischen Autonomiegebiet im Westjordanland.

Hinter dem Künstlernamen Annie Aries steht Annie Ruefenacht. Die schweizerisch-philippinische Komponistin hat an der Hochschule der Künste Bern (HKB) einen Master in Musik und Medienkunst absolviert. Seit 2019 lehrt sie im Studiengang Sound Arts an der HKB. In ihren Werken kreiert sie minimalistische Klangtexturen und wiederkehrende rhythmische Muster, die sich organisch miteinander verweben. Ihre Arbeiten wurden unter anderem an Festivals in New York, San Francisco und Bern präsentiert.

Schnyder übernimmt künstlerische Leitung der Orpheum-Stiftung

Auf Anfang 2024 übernimmt der Pianist Oliver Schnyder die künstlerische Leitung der Schweizer Orpheum Stiftung. Er folgt in dem Amt auf den Dirigenten Howard Griffiths.

Oliver Schnyder (Bild: Marco Borggreve)

Howard Griffiths habe die Orpheum Stiftung seit 23 Jahren wesentlich geprägt und weiterentwickelt, schreibt die Stiftung in ihrer Mitteilung. So seien etwa die Lancierung des «Orpheum Supporters Orchestra», die Vergabe von Kompositionsaufträgen und die Zusammenarbeit mit internationalen Ausbildungsstätten wie der Juilliard School New York und der Kronberg Academy Initiativen von Howard Griffiths gewesen. Während seiner Wirkungszeit profitierten 230 Geförderte von der Orpheum Förderidee. Dazu gehört nicht zuletzt Oliver Schnyder, der seinen Auftritt anlässlich eines Orpheum Konzertes mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unter David Zinman als seinen Karrierestart bezeichnet.

Mit Oliver Schnyder sei «ein würdiger Nachfolger gefunden worden, der die Orpheum Förderidee weiterentwickeln wird». Wie Howard Griffiths konzertiere Oliver Schnyder international und sei gleichzeitig dem Schweizer Musikleben besonders verbunden. Oliver Schnyder wird im Bereich Kammermusik neue Impulse setzen und die Vernetzung mit weiteren Förderinstitutionen intensivieren.

 

Kulturagenda 2030 der Stadt Luzern

Die Stadt Luzern investiert in die Kultur- und Sportförderung und hat in breit abgestützten partizipativen Prozessen die Strategien für die jeweiligen Bereiche entwickelt.

Auch das Neubad Luzern erhält Luzerner Subventionen (Bild: Lantina/Wikimedia)

Eine «Kulturagenda 2030» bildet die Grundlage für die Kulturförderung der Stadt der kommenden Jahre. Sie basiert laut der Medienmitteilung auf den vier Schwerpunkten «Kulturelle Vielfalt», «Kulturelle Teilhabe», «Kulturraum» und «Kommunikation, Netzwerk, Kooperation». Im Zusammenhang mit der Kulturagenda 2030 und dem Sportkonzept 2030 beantragt der Stadtrat beim Parlament die Verlängerung der Subventionsvereinbarungen für die Jahre 2024 bis 2026. Die Kulturbetriebe Südpol, Neubad und Kleintheater sollen über die drei Jahre rund 6,75 Millionen Franken erhalten:

  • Verein Südpol Luzern: Fr. 4’053’682.– (Gebrauchsleihe- und Subventionsvereinbarung)
  • Verein Netzwerk Neubad: Fr. 1’468’728.– (Gebrauchsleihe- und Subventionsvereinbarung)
  • Stiftung Kleintheater: Fr. 1’230’000.– (Subventionsvereinbarung)

Die Subventionsvereinbarung mit dem Konzerthaus Schüür wurde aufgrund des Umbau- und Sanierungsprojekts bereits früher für die Periode 2022 bis 2026 vorgenommen. Ab 2027 sollen alle Vereinbarungen mit den Subventionsnehmenden in Kultur und Sport wieder kongruent laufen. Diese Art der Unterstützung der Luzerner Kulturbetriebe gibt es seit 2001, im Sportbereich seit 2003. Durch diese vertraglichen Regelungen über mehrere Jahre erhalten die Betriebe die Möglichkeit, längerfristig zu planen und zu arbeiten.

Der Stadtrat unterstützt weitere Kulturveranstalter und Vereine in den Jahren 2024 bis 2026 mit rund 3,8 Millionen Franken. Damit anerkennt er die hohe gesellschaftliche Bedeutung. Beiträge erhalten: Verein Kunsthalle Luzern, Verein Fumetto, Stiftung Gletschergarten Luzern, Stiftung World Band Festival, Verein Lucerne Blues Festival sowie die IG Kultur. Mit den beiden Dachverbänden der städtischen Kulturorganisationen und Sportvereinen hat die Stadt erstmals Subventionsvereinbarungen ausgearbeitet.

Die Einnahmen der Billettsteuer seien nach wie vor eine wichtige Finanzierungsquelle in der Förderung von Kultur und Sport, schreibt die Stadt. Die B+A Billettsteuer ist im Frühjahr 2024 geplant. Damit legt die Bildungsdirektion verschiedene Lösungsansätze vor, wie die Billettsteuer zukünftig entlastet werden kann, um mehr Handlungsspielraum in der Kultur- und Sportförderung zu erhalten und die Umsetzung der Kulturagenda 2030 und des Sportkonzepts 2030 voranzutreiben.

Die ganze Medienmitteilung der Stadt: https://www.stadtluzern.ch/aktuelles/newslist/1957801

Kristiina Poska wird Künstlerische Leiterin des Orchestre Français des Jeunes

Die estnische Dirigentin Kristiina Poska, die 2019/20 als musikalische Direktorin des Theater Basel amtete, ist ab Sommer 2025 zur musikalischen Leiterin des Orchestre Français des Jeunes ernannt worden.

Kristiina Poska (Foto: Kaupo Kikkas)

Kristiina Poska ist zur Zeit Musikdirektorin des Flämischen Symphonieorchesters und erste Gastdirigentin des Nationalen Symphonieorchesters von Lettland. Von 2006 bis 2011 war sie Chefdirigentin der Cappella Academica, von 2012 bis 2016 Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin und in der Saison 2019/20 Musikdirektorin am Theater Basel. Poskas neueste Aufnahme von Beethovens Sinfonien Nr. 1 und 7, veröffentlicht auf Fuga Libera/Outhere, ist das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit mit dem Flanders Symphony Orchestra.

Das Orchestre Français des Jeunes ist das nationale Jugendorchester Frankreichs, das 1982 vom Kulturministerium gegründet wurde. Es besteht aus jungen Musikern im Alter von 16 bis 25 Jahren. Poska folgt beim Orchestre Français des Jeunes auf Michael Schønwandt, der den Posten seit Sommer 2021 innehat.

Emmanuel Pahud mit Prix Léonie-Sonning ausgezeichnet

Der Schweizer Flötist Emmanuel Pahud wird für 2024 mit dem mit 130’000 Euro dotierten dänischen Leonie-Sonning-Preis ausgezeichnet.

Emmanuel Pahud (Bild: Flickr)

Der Léonie-Sonning-Preis wird seit 1959 an Komponisten, Dirigenten, Instrumentalisten und Sänger verliehen. Der erste Preisträger war Igor Strawinsky. Weitere Ausgezeichnete sind Birgit Nilsson, Benjamin Britten, Arthur Rubinstein, Dimitri Schostakowitsch, Mstislaw Rostropowitsch, Swjatoslaw Richter, Dietrich Fischer-Dieskau, Leonard Bernstein.

Der Westschweizer Flötist Emmanuel Pahud begann sein Musikstudium im Alter von sechs Jahren. Er schloss sein Studium 1990 mit dem 1er Prix des Pariser Konservatoriums ab und setzte seine Ausbildung bei Aurèle Nicolet fort. Er gewann den 1. Preis bei den Wettbewerben in Duino, Kobe und Genf. Mit 22 Jahren wurde Emmanuel Pahud bei den Berliner Philharmonikern als Soloflötist unter Claudio Abbado engagiert, eine Position, die er bis heute innehat. Darüber hinaus geniesst er eine umfangreiche internationale Karriere als Solist und Kammermusiker.

get_footer();