Für den diesjährigen OSEW läuft die Anmeldefrist bis am 31. Mai. Weiterhin werden drei Vorstandsmitglieder gesucht.
Musikzeitung-Redaktion
- 22. Apr. 2021
Der Ostschweizer Solisten- und Ensemblewettbewerb (OSEW) wurde im Jahr 2001 von einigen initiativen Mitgliedern der Liberty Brass Band Ostschweiz gegründet. Durch die ständig steigende Teilnehmerzahl wurde der OSEW zu einem der grössten Musikwettbewerbe der Schweiz. Um die Zukunft des Wettbewerbs zu sichern, wurde am 9. Februar 2010 der Verein OSEW gegründet.
Eigentlich hätte man im September 2020 das 20-jährige Bestehen feiern wollen, doch Corona zog einen Strich durch die Rechnung. Die Feier findet nun, wenn es die Umstände zulassen, am 11. September statt.
Trotz erschwerter Bedingungen war der Musikwettbewerb 2020 ein grosser Erfolg. An diesen möchte man wieder anknüpfen. Vorstand und Musikkommission haben einige Änderungen vom letzten Jahr übernommen; so finden die Rangverkündigungen jeweils bereits im Laufe des Tages statt. Die Ausschreibung für den Wettbewerb läuft bis am 31. Mai. Man kann sich direkt über www.osew.ch anmelden.
Nach wie vor werden drei Vorstandsmitglieder gesucht. Im Speziellen für das Rechnungsbüro, das von einer IT-affinen Person besetzt werden sollte. Weitere Informationen und Kontaktadressen finden Interessierte auf der Website.
Musikalischer Nachwuchs in Luzern
Der 46. Schweizerische Jugendmusikwettbewerb (SJMW) findet ohne Publikum im Südpol in Kriens statt. Das Schlusskonzert wird später von SRF2 und auf der SJMW-Website ausgestrahlt.
Musikzeitung-Redaktion
- 22. Apr. 2021
Impression vom SJMW 2019. Foto: SJMW/Ueli Steingruber
Im März haben sich von über 1000 Kandidatinnen und Kandidaten 366 für das Finale qualifiziert. Die jungen Talente spielen solistisch oder in Kammermusikformationen und werden von Fachjurys beurteilt. Die Stundenpläne sind auf der SJMW-Website zugänglich (Link).
Für das Finale arbeitet der Schweizersche Jugendmusikwettbewerb mit dem Südpol, der Musikschule der Stadt Luzern, der Hochschule Luzern und dem Orchesterhaus des Luzerner Sinfonieorchesters zusammen.
Wie der SJMW mitteilt, finden die Vorspiele ohne Publikum statt, werden jedoch in Ton und Bild aufgenommen. Das Schlusskonzert wird später von SRF2 und auf der SJMW-Website ausgestrahlt.
Gemäss Maurice Steger, Präsident der Fachkommission Klassik, sei das musikalische Niveau der Teilnehmenden erfreulich hoch.
Mozart-Manuskript in Berlin versteigert
Ein Mozart-Manuskript ist vom Berliner Auktionshaus J.A. Stargardt für 130 000 Euro an einen privaten Bieter aus den USA versteigert worden. Es enthält Violinstimmen für Orchestertänze und Entwürfe für ein Konzert.
Musikzeitung-Redaktion
- 20. Apr. 2021
(Bild: zVg)
Das Manuskript enthält die vollständige erste Violinstimme für zwei Orchestertänze, Nr. 4 der Fünf Kontretänze KV 609, und Nr. 1 der Zwei Quadrillen (Menuette mit Kontretänzen) KV 463 (448c) sowie drei Entwürfe für das Programm seines berühmten Konzerts im alten Wiener Burgtheater vom 23. März 1783. Das Manuskript scheint der Mozart-Forschung unbekannt und in der Literatur nicht verzeichnet zu sein.
Das Dokument stammt laut dem Auktionshaus aus einer deutschen Privatsammlung des 19. Jahrhunderts. Aufgearbeitet wurde es von John Arthur, Perranwell Station, Grossbritannien.
Baugesuch für das Klanghaus
Der Kanton St. Gallen reicht in diesen Tagen bei der Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann das Baugesuch für den Holzbau des seit längerem geplanten Klanghauses ein. Voraussichtlich Ende 2024 soll es fertiggestellt sein.
Musikzeitung-Redaktion
- 16. Apr. 2021
Simulation: nightnurse images, Zürich
Das Klanghaus entsteht am heutigen Standort des Hotels Seegüetli am Schwendisee oberhalb von Unterwasser. Im Vergleich zum Hotel wird es weiter entfernt vom See erstellt. Deshalb müssen in einem ersten Schritt die heutige Strasse verlegt und das Hotel Seegüetli abgerissen werden. Die Strassenbauarbeiten starten im Sommer 2021.
Mit dem neuen Klanghaus entsteht ein musikalisches und architektonisches Zentrum für Naturtonmusik. Es soll mit einzigartiger Akustik sowohl professionelle Musikerinnen und Musiker als auch Laien für Proben, Kurse und Experimente anziehen.
Der literarische Werkbeitrag 2021 der Stadt Chur in der Höhe von 10’000 Franken geht an den Churer Jazzmusiker Luca Sisera für die Komposition des Projekts Clutch Company.
Musikzeitung-Redaktion
- 16. Apr. 2021
Foto: Martin Baumgartner / zVg
Die genreübergreifende Komposition, in der Siseras Jazzquintett Roofer auf ein klassisches Orchester trifft, soll «festgefahrene Grenzen überschreiten und Musikerinnen und Musiker verschiedener Stilistiken in einem Grossprojekt vereinen». Die Uraufführung der Komposition in Zusammenarbeit mit der Kammerphilharmonie Graubünden und dem Verein JazzChur ist auf September 2022 angesetzt.
Der 1975 in Chur geborene Luca Sisera ist in der Schweizer Jazz- und Improszene als Bassist bekannt. Mit dem 2013 gegründeten Quintett Luca Sisera Roofer konnte er auch als Komponist international auf sich aufmerksam machen. Tourneen und Konzerte führten ihn schon nach China, Indien, Russland, Guatemala, Jordanien, Ägypten, in die USA und quer durch Europa. Siseras Schaffen wurde darüber hinaus auf bisher über vierzig Tonträgern dokumentiert. Seine künstlerische Arbeit wurde mehrfach mit Stipendien und Auszeichnungen unterstützt und gewürdigt.
Die Stadt Chur vergibt jedes Jahr einen literarischen Werkbeitrag in der Höhe von 10’000 Franken, um ein konzentriertes Arbeiten an einem längerfristigen kulturellen Projekt zu ermöglichen. Der Werkbeitrag ist in erster Linie zur finanziellen Unterstützung von Autorinnen und Autoren, Komponistinnen und Komponisten oder Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren gedacht. Für den Werkbeitrag 2021 wurden insgesamt sechs Gesuche eingereicht.
Musikrat erfreut über Lockerungen
Der Scbweizer Musikrat begrüsst es grundsätzlich, dass der Bundesrat Kulturveranstaltungen prinzipiell wieder ermöglicht. Kulturveranstaltende, Kulturschaffende oder Agenturen könnten allerdings nach wie vor nicht normal arbeiten
Musikzeitung-Redaktion
- 15. Apr. 2021
Foto: Dima Pechurin / unsplash.com (s.unten)
Der Bundesrat habe an seiner heutigen Sitzung dem dringenden Bedürfnis der Menschen nach Live-Kultur Rechnung getragen, heisst es im Communiqué des Musikrates. Dies sei erfreulich und wichtig. Wir alle bräuchten Begegnungen, soziale Treffpunkte wie Kulturanlässe, Restaurants oder Bars. Daher seien Anlässe mit 50 Personen im Innen- und 100 Personen im Aussenbereich ein wichtiger erster Schritt.
Allerdings bedeuten die konkreten Auflagen für viele Kulturveranstaltende, Kulturschaffende oder Agenturen, dass sie nach wie vor nicht normal arbeiten und ihren Lebensunterhalt verdienen können:
● Für grössere Anlässe gibt es nach wie vor keine Perspektive (z.B. Festivals); ● Für viele mittlere und kleine Veranstaltungsorte macht es die Vorgabe von maximal halber Belegung faktisch unmöglich, zu veranstalten;
Auch im nicht professionellen Bereich bestehen weiterhin starke Einschränkungen: ● Aufführungen vor Publikum sind weiterhin verboten, viele Blasmusiken können faktisch nicht proben (25 m2/Person).
Daher sind die Weiterführung und rasche Auszahlung der Entschädigungen im Kulturbereich unabdingbar. Für grössere Anlässe braucht es einen Schutzschirm, der rasch und schweizweit einheitlich umgesetzt wird.
Mit der schrittweisen Öffnung wird der Kultursektor beweisen können, dass er taugliche Schutzkonzepte hat, bei denen die Sicherheit der Besuchenden, der Auftretenden und der ganzen Crew im Vordergrund stehen. Dies wiederum wird dem Bundesrat die Möglichkeit geben, rasch weitere Öffnungsschritte zu beschliessen.
Das neue Vorsorgeportal #seinodernichtsein bietet Beratung durch Ambassadors, welche die Situation der Kulturschaffenden aus eigener Erfahrung kennen. Die beiden Kantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden unterstützen das Projekt gemeinsam.
Musikzeitung-Redaktion
- 14. Apr. 2021
Foto: John Schnobrich / unsplash.com (s. unten)
Mit pointierten Fragen lädt das im März 2021 lancierte Online-Portal #seinodernichtsein unter www.sein-oder-nichtsein.ch der Schweizerischen Interpretenstiftung SIS und der Gesellschaft für Leistungsschutzrechte Swissperform dazu ein, sich aktiv mit ihrer Vorsorge zu befassen. Zu jeder Frage finden sich Informationen, welche die relevanten Aspekte der sozialen Sicherheit umfassen: Altersvorsorge, Arbeitslosigkeit, Steuern, Sozialversicherungen, Selbständigkeit, Budgetierung, Familienrecht und vieles mehr. Die Informationen werden laufend geprüft und aktualisiert.
Wer nach einer ersten Übersicht auf dem Portal vertieften Rat benötigt, findet neben weiterführenden Links auch ein Netzwerk von erfahrenen Ambassadors, die eine kostenlose Besprechung anbieten. Diese Ansprechpersonen wurden in Zusammenarbeit mit den Kulturabteilungen verschiedener Kantone ausgesucht und werden für ihr Engagement entschädigt. Um die Beratungsqualität sicherzustellen, nehmen sie regelmässig an Weiterbildungen teil. Die beiden Kantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden teilen sich die Kosten für eine Ambassadorin.
Vor einer Anhörung des Rechtsausschusses im Bundestag unterstreicht der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) noch einmal seine Kritik und seine Besorgnis mit Blick auf den nationalen Ansatz zur Umsetzung der DSM-Richtlinie in Deutschland.
Musikzeitung-Redaktion
- 13. Apr. 2021
Sigmund / unsplash.com
Der Gesetzentwurf sieht laut BVMI für Deutschland ein eigenes Regelungskonstrukt vor, das die Rechtsposition von Künstlern und den mit ihnen partnerschaftlich zusammenarbeitenden Musikfirmen schwächt, die Online-Plattformen hingegen teilweise weiter stärkt. Zudem widersprächen Sonderregelungen in einzelnen Ländern per se dem Anliegen der DSM-Richtlinie, ein harmonisiertes Urheberrecht im europäischen digitalen Binnenmarkt zu schaffen.
Durch das System der sogenannten mutmasslich erlaubten Nutzungen würden Kreative und ihre Partnerfirmen quasi teilentmündigt, weil sie nicht mehr bestimmen könnten, wofür, wie und vom wem essentielle und wertvolle Teile ihrer Inhalte genutzt werden können.
Künftig könnten in Deutschland bis zu 15 Sekunden aus einem Musikstück, Filmwerk oder Laufbild, bis zu 160 Zeichen Text, 125 Kilobyte für Fotos und Grafiken gegen eine (geringe) kollektivierte Pauschalvergütung erlaubnis- und haftungsfrei öffentlich verwendet werden.
Die zweite Ausgabe der «Tuns Contemporans» wurde aus dem Theater Chur live gestreamt. Das Programm war äusserst ambitioniert – und enttäuschte nicht.
Simon Bittermann
- 13. Apr. 2021
Baldur Brönnimann dirigiert Unsuk Chins «Gougalōn». Foto: Screenshot aus dem Livestream
Ein wenig gespenstisch wirkte es ja schon, als einzig die Musiker der Kammerphilharmonie Graubünden applaudierten. Zumal sie beim Eröffnungsstück der Tuns Contemporansja ebenfalls auf der Bühne gestanden hatten. Doch ohne Publikum im Saal standen sie nun mal am Ende der Beifallsbekundungskette. Und was die Sopranistin Irina Ungureanu kurz zuvor während der Uraufführung von David Sontòn Caflischs Isopor Oss geleistet hatte, verlangte einfach nach Ovationen.
Man lernt, mit solch befremdlichen Momenten zu leben, sind sie doch nur Begleiterscheinungen der Bemühungen, das Beste aus der gegenwärtigen Situation zu machen. Und darüber, ob das Streamen von Konzerten vor leeren Rängen eine Lösung ist, lässt sich zwar streiten angesichts von Werken, die für den mit Publikum ausgestatteten Konzertsaal geschrieben worden sind. Doch für ein Festival, das erst vor zwei Jahren aus der Taufe gehoben wurde und nun seine zweite Ausgabe erlebt, ist es essenziell. Junge Pflänzchen müssen gepflegt werden, zumal solche, die mit einem gewissen Anspruch antreten. Nicht stattzufinden, ist da keine Option.
Die von den beiden professionellen Klangkörpern des Kantons Graubünden, dem Ensemble ö! und der Kammerphilharmonie Graubünden, gemeinsam initiierte Biennale formuliert nämlich gleich mehrere hochgesteckte Ziele. Die künstlerischen Leiter Philippe Bach und David Sontòn Caflisch wollten mit einem nur an Komponistinnen gerichteten Call for Scores ein Zeichen setzen für mehr Diversität in der noch immer stark männerdominierten Musikszene. Zudem ergingen Kompositionsaufträge an drei Generationen Bündner Komponisten, deren Werke Stücken von schweizerischen und internationalen Grössen gegenübergestellt wurden, darunter des Engländers Thomas Adès, der Südkoreanerin Unsuk Chin oder des Finnen Magnus Lindberg. Und nicht zuletzt sollte die zeitgenössische Musik ganz selbstverständlich in den Konzertalltag reintegriert werden.
Eindrückliche Werke überzeugend interpretiert
Es ist schon richtig, sich hohe Ziele zu setzen. Und dass mit Magnus Lindberg ein Star der Szene als Composer in Residence gewonnen werden konnte, bestätigt die Veranstalter in ihren höchsten Ansprüchen . Einzig die Menge an Themen irritierte, gab es über ein Wochenende verteilt doch lediglich vier Konzerte. So mussten quasi in jedem Konzert alle Themen abgehandelt respektive abgehakt werden, was etwas gezwungen wirkte. Doch Programme, egal wie schlüssig sie auch daherkommen, verlieren angesichts der klingenden Realität der Musik sowieso ihre Bedeutung. Was zählt sind die Werke und ihre Interpretation, und hier hatte Tuns Contemporans viel zu bieten.
Das war bereits nach dem schon erwähnten ersten Stück zu erahnen und erst recht nach dem ganzen Eröffnungskonzert. Da folgte auf das extrem expressive Isopor Oss mit Thomas Adès’ Lieux retrouvés für Violoncello und Orchester ein Stück von ganz anderer Machart. Adès zählt dank seinen verhältnismässig eingängigen Werken zu den erfolgreichsten Protagonisten der Zunft. Dass es sich dabei aber nicht einfach um weichgespülte Neue Musik handelt, wie man vermuten könnte, bewies die Cellistin Karolina Öhmann mit Ihrer Interpretation. Gerade der dritte Satz mag exemplarisch dafür sein: Das Solo-Cello spielt durchgehend ein stets variiertes Vierton-Motiv, zwei Töne auf / zwei Töne ab, und entwickelt dabei eine vibrierende Eindringlichkeit. Beeindruckend in seiner ausdrucksstarken Ökonomie.
Wie gross der Bogen war, der von Chur aus aufgespannt wurde, kann man am Konzert vom Samstag ersehen. Auf der einen Seite Gougalōn der in Berlin lebenden Südkoreanerin Unsuk Chin. In dem ungemein farbigen, humorvollen und manchmal auch derb wilden Stück wird die Atmosphäre der Märkte aus ihrer Kindheit heraufbeschworen. Das bunte Treiben mit Strassenmusikern und Gauklern findet seine Entsprechung unter anderem in einem Duo für Flaschen und Dosen. Doch bei aller Hektik hat auch das geheimnisvoll Romantische seinen Platz: Der zweite Satz kommt als Barkarole daher, fernöstlich angehaucht, beinahe kitschig, wären da nicht die wiederkehrenden dissonanten Akkordschläge des Ensembles.
Dieser klanglichen Wundertüte gegenüber stand die Uraufführung von Martin Derungs’ Changements. Der Komponist beeindruckte darin einmal mehr als Zauberkünstler, der aus kurzen Gestalten grössere Formen zu entwickeln weiss. Der Titel erwies sich dabei als Programm, ganz fein befinden sich die Gedanken in stetem Fluss, ohne je zum viel beschworenen Strom anzuschwellen. Vielmehr behandelt Derungs sein Material mit äusserster Vorsicht und Zurückhaltung. Als einer, der weiss, dass die von ihm ersonnenen Klanggestalten von selbst wirken, wenn man ihnen nur den Raum zur Entfaltung gibt.
Schade war, dass die Werke der drei Gewinnerinnen des Call for Scores im dicht strukturierten Programm etwas untergingen. Vera Ivanovas Still Images etwa mussten sich zwischen Chin und Derungs behaupten, was keine leichte Aufgabe ist. Sie wurden quasi zum Opfer des hohen Niveaus des ganzen Festivals. Eine leise Kritik, die man eigentlich jeder Veranstaltung wünscht.
Das vollständige Programm und Links zu den aufgezeichneten Konzerten:
Das Festival da Jazz St. Moritz unterstützt den professionellen Berufseinstieg von jungen Jazzerinnen und Jazzern mit einem Wettbewerb. Anmeldeschluss: 9. Mai 2021.
Musikzeitung-Redaktion
- 12. Apr. 2021
Foto: Miti/unsplash.com
Mit diesem neuen Format zwischen Masterclass und Förderpreis will das Festival da Jazz Nachwuchstalenten beim Schritt ins professionelle Musikleben unterstützen. Zwei Bands oder Solo-Acts winkt eine Einladung nach St. Moritz. Damit verbunden ist eine Masterclass, ein Konzert mit Videoaufnahme sowie ein Preisgeld von 5000 Franken. Am Festival können Kontakte mit internationalen Agenturen und Managern geknüpft und Konzerte frei besucht werden.
Die vom Bundesrat am 31. März beschlossenen Anpassungen der Covid-19- Kulturverordnung verbessern die Situation für viele Kulturschaffende klar und sind insgesamt zu begrüssen. Einzelne wichtige Anliegen wurden aber nicht aufgenommen, bleiben unbefriedigend oder gar ungelöst.
Musikzeitung-Redaktion
- 09. Apr. 2021
Der Weg aus der Pandemie ist noch weit. Foto: SMZ
Die Taskforce Culture kommentiert in ihrer Mitteilung vom 9. April 2021 das Ergebnis der Frühjahrssession: Zentrale Anliegen wurden aufgenommen, aber gleichzeitig bleiben wichtige Probleme bestehen. Die Stellungnahme im Wortlaut:
Freischaffende: Begriff in Gesetz und Verordnung erfasst
«Freischaffende – Arbeitnehmende mit häufig wechselnden befristeten Arbeitsverträgen – sind im Kulturbereich an der Tagesordnung. Es ist deshalb wichtig, dass auch diese Fallgruppe anerkannt und sowohl im Gesetz als auch in der Verordnung explizit erwähnt wird. Die vom Gesetzgeber gewählte Definition, wonach Freischaffende seit 2018 insgesamt mindestens vier befristete Anstellungen bei insgesamt mindestens zwei verschiedenen Arbeitgebern ausweisen müssen, ist vertretbar, auch wenn es befristete, projektbezogene Anstellungen bei nur einer Arbeitgeberin gibt, ohne dass dies einen unzulässigen Kettenarbeitsvertrag darstellt. Dass die explizite Festlegung der Jahre 2018 und 2019 als Berechnungsgrundlage bei der Ausfallentschädigung eingeführt wird, ist dabei nur folgerichtig.
Rückwirkende Ausfallentschädigung für Kulturschaffende
Die Ausfallentschädigungen für Kulturschaffende wurden am 18. Dezember 2020 für finanzielle Schäden ab dem 19. Dezember 2020 wieder eingeführt. Die Änderung der Verordnung setzt eine Rückwirkung um, die das Parlament in der Frühjahrssession beschlossen hat: Die Ausfallentschädigungen können für den Schadenszeitraum ab dem 1. November 2020 beantragt werden. Kulturschaffende können somit seit März 2020 ohne Unterbruch Ausfallentschädigungen erhalten, wie dies für die Kulturunternehmen bereits der Fall war.
Erleichterungen betreffend Nothilfe via Suisseculture Sociale
Für die Nothilfe bringen die Anpassungen in der Kulturverordnung insgesamt Vereinfachungen bei der Gesuchsbehandlung mit sich, schliessen wichtige Lücken und verhindern stossende Absagen in Einzelfällen. Unter anderem gilt neu ein Einkommensfreibetrag von 1000 Franken pro Monat. Bei der Anspruchsprüfung wird nur das frei verfügbare Vermögen angerechnet – so gehören z.B. Liegenschaften im Eigentum der Gesuchstellenden nicht dazu. Zudem wird der Vermögensfreibetrag leicht auf 60’000 Franken angehoben sowie auf 20’000 Franken pro unterstützungspflichtiges Kind. Insgesamt dürfte sich also für Personen in ohnehin sehr angespannten finanziellen Verhältnissen eine substanzielle Verbesserung des wichtigen Instruments der Nothilfe ergeben.
Kulturelle Bildung bleibt weiterhin ausgeklammert
Die von der Taskforce geforderte Ausweitung der kulturellen Unterstützungsmassnahmen auf den Bereich der kulturellen Bildung ist unverständlicherweise ausgeblieben. So fallen Betreibende z.B. privater Tanzschulen aber auch Theatergruppen, die Schulvorstellungen anbieten, bei allen Unterstützungsmassnahmen weiterhin durch die Maschen, ohne dass dies sachlich gerechtfertigt wäre. Immerhin weist der Bund darauf hin, dass die Kantone die Möglichkeit haben, diese Lücke zu schliessen. Glücklicherweise haben bis heute einige wenige Kantone diese Notwendigkeit erkannt, aber natürlich wäre eine schweizweite Lösung dringend nötig. Die professionelle Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses in der Schweiz ist ohne entsprechende Unterstützung – gleich wie die zahlreichen Betriebe und Berufstätigen in diesem Bereich – ernsthaft gefährdet.
Ungewissheit für Veranstaltende und offene Fragen betreffend Schutzschirm
Die Forderung, eine Entschädigung von 100 % des effektiv anerkannten Schadens von Kulturschaffenden und Kulturunternehmen sowie die Aufhebung wettbewerbsverzerrender kantonaler Plafonierungen in der Verordnung anzupassen, die im Übrigen auch von der Städtekonferenz Kultur SKK mitgetragen wurde, fand kein Gehör. Dies ist vor allem aus Sicht der Kulturunternehmen unverständlich, weil diese unter den geltenden Regeln kaum je in der Lage sind, Veranstaltungen für die Zukunft zu planen – zu gross sind die finanziellen Unwägbarkeiten und die fehlende Planungssicherheit.
Zwar wurde mit Art. 11a ein Schutzschirm für Publikumsanlässe von überkantonaler Bedeutung zwischen dem 1. Juni 2021 und dem 30. April 2022 in das Covid-19-Gesetz aufgenommen, der im Schadensfall ungedeckte Kosten wettmachen könnte; allerdings bleiben für den Moment viele wichtige Fragen ungeklärt. So ist beispielsweise die Begriffsdefinition einer «überkantonalen Bedeutung» noch nicht geklärt, genauso wenig wie die Problematik, dass eine erteilte kantonale Bewilligung vorliegen muss, diese aber auch im Normalbetrieb oft erst kurz vor der Veranstaltung ausgestellt wird. Bei diesem neuen Instrument bleibt also abzuwarten, inwiefern es tatsächlich Linderung bringt – für den Moment ist eine gewisse Skepsis leider angebracht und damit auch grösste unternehmerische Vorsicht bei der Planung von Kulturveranstaltungen. Es stellt sich nicht zuletzt auch die Frage, ob alle Kantone an Bord kommen und ob es zu unerwünschten unterschiedlichen Umsetzungen kommt. Schliesslich bleibt zu sehen, ob die Kantone überhaupt in der Lage sind, diese zusätzlichen Ausgaben im Rahmen ihrer angespannten Budgets mindestens zur Hälfte zu tragen, wie das vom Gesetzgeber verlangt wird.
Auslaufende Unterstützung im Kulturbereich bahnt sich an
Auch wenn dies nicht die Kulturverordnung und damit auch nicht nur den Kultursektor betrifft: Die Tatsache, dass Erwerbsersatz für Selbständigerwerbende vorerst nur bis zum 30. Juni ausbezahlt wird, stellt eine gravierende Unsicherheit für die Betroffenen dar. Es ist bereits jetzt absehbar, dass auch in der zweiten Jahreshälfte alles andere als Normalität im Kulturbetrieb herrschen wird und deshalb eine Verlängerung der Bezugsberechtigung für Selbständigerwerbende (Corona-Erwerbsersatz) und auch für Angestellte (KAE Covid-19) unbedingt notwendig ist.
Schliesslich hat der Bundesrat seit der Frühjahrssession die Möglichkeit, die maximale Bezugsdauer von Kurzarbeitsentschädigung von derzeit 18 Monaten auf maximal 24 Monate zu verlängern. Für die Taskforce Culture ist klar, dass der Bundesrat in einer nächsten Sitzung von dieser Möglichkeit Gebrauch machen muss.»
Die Mitglieder der Taskforce Culture
Olivier Babel (LIVRESUISSE), Stefan Breitenmoser (SMPA – Swiss Music Promoters Association), David Burger (MMFS – MusicManagersForum Suisse), Regine Helbling (Visarte – Berufsverband visuelle Kunst Schweiz), Liliana Heldner (DANSE SUISSE – Berufsverband der Schweizer Tanzschaffenden), Christian Jelk (Visarte – Berufsverband visuelle Kunst Schweiz), Sandra Künzi (t. Theaterschaffende Schweiz), Alex Meszmer (Suisseculture), Marlon Mc Neill (IndieSuisse – Verband unabhängiger Musiklabels und – produzent*innen, SMECA – Swiss Media Composers Association), Jonatan Niedrig (PETZI – Verband Schweizer Musikclubs und Festivals), Nicole Pfister Fetz (A*dS – Autorinnen und Autoren der Schweiz, Suisseculture Sociale), Rosmarie Quadranti (Cultura), Nina Rindlisbacher (SMR – Schweizer Musikrat), Beat Santschi (SMV – Schweizerischer Musikerverband, die Schweizer Musiker*innengewerkschaft), Christoph Trummer (SONART – Musikschaffende Schweiz), Salome Horber (Cinésuisse – Dachverband der Schweizerischen Film- und Audiovisionsbranche)
Rudolf Kelterborn
Der Komponist, Dirigent und Publizist Rudolf Kelterborn amtete von 1969 bis 1975 als Chefredakteur der ehemaligen «Schweizerischen Musikzeitung».
SMZ
- 09. Apr. 2021
Der 1931 in Basel geborene Rudolf Kelterborn gehörte laut einer Laudatio des Bundesamtes für Kultur zu den einflussreichsten Komponisten, Pädagogen und Musikpublizisten der Gegenwart. Er studierte in Basel und Salzburg und nahm an den Darmstätter Ferienkursen für Neue Musik teil.
Mit Heinz Holliger und Jürg Wyttenbach lanciert er 1987 das Basler Musik Forum. Er unterrichtete an mehreren internationalen Musikhochschulen und war auch als Publizist tätig. In den 1970er-Jahren leitet er neben der Schweizer Musikzeitung die Musikabteilung von Radio DRS (heute SRF).
Sein kompositorisches Schaffen umfasst laut der nationalen Datenbank Musinfo alle musikalischen Gattungen und wurde durch zahlreiche Preise ausgezeichnet (unter anderem Komponistenpreis des Schweiz. Tonkünstlervereins, Kunstpreis der Stadt Basel, Bernhard Sprengel Preis der deutschen Industrie, Conrad Ferdinand Meyer Preis, Zürcher Radiopreis). Seine kompositorischen Arbeiten wurden auch in zahlreichen Aufsätzen gewürdigt.
Er ist am 24. März 2021 im Alter von 89 Jahren in Basel verstorben.
Die «Schweizerische Musikzeitung» existierte bis 1983. Sie ist in grossen Bibliotheken greifbar, zum Beispiel über diesen Link in der Schweizerischen Nationalbibliothek.
Einige Texte aus der seit 1998 existierenden «Schweizer Musikzeitung» von und mit Rudolf Kelterborn zum Download:
Texte von Rudolf Kelterborn in der Schweizer Musikzeitung
Paavo Järvi, der Chefdirigent des Zürcher Tohalle-Orchesters, dirigiert am 16. April ein Konzert, zu dem testweise Publikum zugelassen ist. Es soll aus 425 coronagetesteten Personen mit Mindestabständen von 1,5 Metern bestehen.
Musikzeitung-Redaktion
- 08. Apr. 2021
Foto: Gaëtan Bally / Tonhalle-Orchester Zürich
Laut internationalen Presseberichten soll das Concertgebouw Orchester eine Reihe von Pilotprojekten realisieren, um Lockerungen der restriktiven Coronabestimmungen auszutesten. Erklingen sollen Mozarts Klavierkonzert Nr. 24, KV 491 mit dem Solisten Víkingur Ólafsson sowie Schumanns dritte Sinfonie, die Rheinische.
Wer das Konert besuchen will, muss neben einer Eintrittskarte einen Coronatest vorweisen, der nicht älter ist als 48 Stunden. Tests können auch im Concertgebouw selber gemacht werden. Die Resultate der Pilotprojekte entscheiden mit über die Öffnungsschritte im niederländischen Kulturleben.
Lionel Martin ist SWR2 New Talent
Die Musikredaktion von SWR2 hat den 18-jährigen Tübinger Cellisten Lionel Martin zum SWR2 New Talent 2021 gewählt. Er beginnt dieses Jahr in Zürich ein Studium bei Thomas Grossenbacher.
PM/SMZ_WB
- 06. Apr. 2021
Lionel Martin (Bild: SWR/Sabine Stumpp)
Lionel Martin wurde 2003 in Filderstadt bei Stuttgart geboren, dann zog er mit seiner Familie für zwei Jahre ins australische Perth. Mit fünf Jahren begann er an der Tübinger Musikschule das Cellospiel bei Joseph Hasten. Die Erfolge kamen schnell und zahlreich: Bundespreise bei Jugend musiziert, Sonderpreise bei verschiedenen Stiftungen, darunter der Deutschen Stiftung Musikleben und seit 2017 Förderung durch die Anne-Sophie Mutter Stiftung. Dazu kamen Konzerte mit grossen deutschen Sinfonieorchestern, Auftritte bei wichtigen Festivals, in berühmten Konzertsälen wie der Hamburger Elbphilharmonie.
SWR2 wählt jedes Jahr einen herausragenden jungen Musiker bzw. eine junge Musikerin für dieses Förderprogramm aus. Sie haben eine Verbindung zum Sendegebiet des SWR und stehen am Anfang ihrer professionellen Musikerkarriere. Auf Einladung einer Fachjury präsentieren sie sich in einem Auswahl-Vorspiel live vor Ort.
m4music gänzlich digital
Im letzten Jahr coronabedingt abgesagt, wurde m4music diesen März online durchgeführt. Im Fokus standen der Nachwuchswettbewerb «Demotape Clinic» und zahlreiche Expertengespräche, die sich natürlich auch um aktuelle Nöte der Schweizer Musikszene drehten.
Michael Gasser
- 06. Apr. 2021
Die Zürcher Band Batbait gewann mit «In Fiction» die diesjährige Demotape Clinic. Foto: m4music
2020 fiel m4music der Pandemie zum Opfer und auch in diesem Jahr liess sich das Musikfestival des Migros-Kulturprozents nicht mit Zuhörerinnen und Zuhörern vor Ort realisieren. «Um die Weihnachtszeit wurde uns definitiv bewusst, dass es schwierig werden dürfte, die Veranstaltung im März hybrid und mit Publikum durchzuführen. Also haben wir uns entschlossen, stattdessen auf eine rein digitale Ausgabe zu setzen», erinnert sich Festivalleiter Philipp Schnyder von Wartensee. «Zudem kamen wir zum Schluss, uns mit dem Event primär an die Professionals aus der Musikbranche zu richten.» Mit anderen Worten: Im Fokus der 24. Ausgabe standen der Konferenzteil mit Diskussionsrunden zu Themen wie verstärktem Klimaschutz in der Musikindustrieoder dem Dschungel der Streaming-Lizenzgebühren sowie der Nachwuchswettbewerb Demotape Clinic.
Wie Klubs überleben
Über 600 Personen aus der Musikbranche haben auf der digitalen Eventplattform aktiv teilgenommen, und einige Tausend haben sich als Publikum beim Stream zugeschaltet, was laut Schnyder den Erwartungen entsprach. «Die Professionals zeigten sich zudem äusserst engagiert und haben auch die Gelegenheit genutzt, nach den Panels die Diskussionen auf eigens dafür eingerichteten Plattformen noch weiterzuführen.» Schnyder räumt ein, dass die digitale Durchführung von m4music nicht dieselben Emotionen mit sich bringt: «Live haben musikalische Erlebnisse einfach eine andere Dringlichkeit.»
In Nachtleben in Zeiten der Pandemieerzählte Diego Dahinden, Geschäftsführer des Berner Klubs Kapitel Bollwerk, von einem erfolgreichen Crowdfunding, um die Lokalität über Wasser zu halten. Er erklärte, die Zukunft des Veranstaltungsortes dürfte bis Ende des Jahres gesichert sein. Dies nicht zuletzt dank der vom Kanton Bern gesprochenen Ausfallentschädigung für Kulturschaffende, von der auch das Kapitel Bollwerk profitiert.
Viele würden hierzulande um solche Gelder kämpfen, ergänzte Nathalie Brunner, besser bekannt als DJ Playlove. «Doch viele fallen zwischen Stuhl und Bank.» Sie sorgte sich auch, dass noch zahlreiche Veranstaltungsorte der Pandemie zum Opfer fallen könnten: «Sind diese erst mal weg, dann endgültig.» Mittlerweile könne sie sich gar nicht mehr vorstellen, wie sich das anfühlen werde, wenn das Nachtleben wieder auferstehen werde. «Auch nach dem Ende der Pandemie wird es noch lange dauern, bis Covid-19 aus den Köpfen der Leute verschwunden ist», sagte sie. «Ich wäre allerdings nicht überrascht, wenn es dann zu einer Art Jugendkulturexplosion kommen würde.»
Covidfreie und grüne Festivalzukunft
Ebenfalls mit den Auswirkungen der Pandemie beschäftigte sich Green Pass, Politics, Patience: What Will Save Festival Culture? Angesichts der Tatsache, dass auch 2021 zahlreiche Events wie auf dem Gurten oder in St. Gallen aufgrund von Covid und der damit einhergehenden Planungsunsicherheit nicht stattfinden werden, stellt sich die Frage: Wie sieht deren Zukunft aus?
Christof Huber, Festivaldirektor des Open Airs St. Gallen, betonte, er sei zwar kein Befürworter einer Impfpflicht, um ein Festival besuchen zu können, aber: «Ein Green Pass, der die Impfung bestätigt, würde uns, aber auch anderen Grossanlässen eine Perspektive geben.» Huber bemängelte insbesondere, dass es in der Schweiz – anders als etwa in Grossbritannien – bislang zu keinem wirklichen Dialog mit den Behörden bezüglich des weiteren Vorgehens gekommen sei. «Der Wert der Unterhaltungskultur wird hierzulande unterschätzt.» Dennoch zeigt sich der Ostschweizer optimistisch: «Laut einer Umfrage des französischen Festivals Eurockéennes würden sich 70 Prozent der potenziellen Besucherinnen und Besucher testen lassen.» Was ihn hoffen lässt, dass 2022 am Open Air St. Gallen und anderswo wieder der Musik gefrönt werden darf.
Der Wunsch, weniger CO2 auszustossen, ist mittlerweile auch in der Musikkultur angekommen: Der neu gegründete Verein Vert le Future setzt sich dementsprechend für eine nachhaltige Kultur- und Veranstaltungsbranche ein. Einer seiner Mitbegründer, Moritz Meier, nannte am Panel Mehr Klimaschutz in der MusikindustrieZahlen des Bundesamts für Umwelt, wonach die Schweizer Bevölkerung 2,8-mal so viele Ressourcen verbrauche, wie ihr eigentlich zur Verfügung stünden. «Und die Musikindustrie, die nicht zuletzt auf vielen Reisen und Touren basiert, bildet da keine Ausnahme», erläuterte Meier. «Somit sind wir ein Teil des Problems, doch wir können auch ein Teil der Lösung sein.» Wie Ansätze dazu im Kleinen aussehen könnten, schilderte Kajo Frischknecht, Co-Geschäftsleiter des Winterhurer Konzertlokals Salzhaus: «Zu den von uns ergriffenen Massnahmen gehören ein Kompost hinter der Bar oder ein Wassertank statt Petflaschen in der Bandgarderobe.» Seine Erkenntnis: «Sobald wir offen haben, generieren wir Emissionen – es gibt also noch viel zu tun.»
Mehr Offenheit für andere Genres
Das Thema Nachhaltigkeit wolle man übrigens auch am m4music stärker berücksichtigen als noch vor wenigen Jahren, erwähnte Philipp Schnyder. Obschon das Festival nun bereits zum zweiten Mal ohne Publikum über die Bühne gehen musste, habe sich am Engagement des veranstaltenden Migros-Kulturprozents nichts geändert. «Das Festival gehört zu unseren wichtigsten Fördermassnahmen.» Das m4music sei mehr denn je bestrebt, auch während des Jahres präsent zu sein und der Musikszene sowie dem Publikum immer wieder Neues zu bieten. Für die Zukunft ist etwa angedacht, dass die Plattform des Festivals anderen Partnern zur Verfügung gestellt wird und diese selbst Inhalte kreieren – wie es etwa mit Swiss Music Export bereits geschieht. «Neu ist auch, dass wir Jazz mit Nähe zur Popkultur ins m4music integrieren», so Schnyder. Denkbar sei zudem mehr Offenheit gegenüber der klassischen Musik. «Dass ein Projekt zwischen Pop, Jazz und Klassik oszillieren könnte, ist aus unserer Sicht sehr gut vorstellbar.»
Wie sich die Gesundheitslage 2022 präsentieren wird, ist noch völlig ungewiss. Philipp Schnyder schliesst nicht aus, dass ein «normales Festival» zumindest wieder denkbar wird. Schon jetzt steht jedoch fest: m4music will künftig stärker dazu beitragen, dass die diversen Musikgenres beim Festival nicht nur unter einem Dach zusammenkommen, sondern auch vermehrt Berührungspunkte finden.
Die meisten Expertengespräche lassen sich nachverfolgen unter: