Mehr als einfache Heimatlieder

Von Bergen, Blumen, Liebesleid singt die Sopranistin Regula Mühlemann und bringt dabei auch Werke von Komponisten zu Gehör, die man allzu selten hört.

Foto: Ingo Höhn

Ihr Sopran ist unverwechselbar, glockenklar und schlank und schwingt sich scheinbar mühelos in jede Höhe: ein Stimmjuwel. Regula Mühlemanns Interpretationen in Oper, Messe oder Lied sind geprägt von makelloser Technik und hoher Musikalität. Was bei der Schweizer Sopranistin zudem besonders beeindruckt, ist die Weitsicht, mit der sie ihre Karriere vorantreibt. Die Natürlichkeit ihres Auftretens überträgt sich in einzigartiger Weise auf ihre Stimme, und sie lässt sich nicht in Sphären drängen, die ihrer Stimme schaden könnten.

Die bei Sony erschienenen Lieder der Heimat stehen für die Eigenwilligkeit dieses Wegs: Wer hat schon von Baumgartner, Langer, Flury oder Roesgen-Champion gehört, deren Liedschaffen sie hier auszugsweise vorstellt. Fünf Sprachen kommen zum Zug – Hochdeutsch, Dialekt, Italienisch, Französisch und Rätoromanisch – alle mit perfekter Diktion. Die Zusammenstellung und Abfolge des Gebotenen ist klug austariert, sie reicht vom Guggisbergerlied bis hin zum neckischen La pastorella dell’Alpi von Rossini.

Vor allem die Sorgfalt, die sie den Schweizer Liedern widmet, beeindruckt. Bei der Auswahl zeigt sich aber auch die Unterstützung durch den «Archivmeister» Walter Labhart, der Mühlemann seinen unermesslichen Fundus öffnete. Da ist manches zu entdecken: Wilhelm Baumgartners Noch sind die Tage der Rosen sind ideal auf Mühlemanns Jugendfrische zugeschnitten; in Junges Mädchen in den Bergen von Emil Frey huscht durch kluge Umsetzung der harmonischen Finessen die versierte Opernsängerin vorbei.

Eine neue Facette, die immer mehr in den Fokus von Mühlemanns Schaffen rückt, sind die beiden impressionistisch angehauchten französischen Lieder von Marguerite Roesgen-Champion. Im französischen Fach darf man noch einiges von ihr erwarten. Packt sie in den Schweizer Liedern auch eine breite Palette an Ausdrucksmitteln aus, so ist man ganz leise enttäuscht über den schubertschen Hirten auf dem Felsen, der vor lauter Schöngesang die Lebendigkeit etwas vermissen lässt, diese steuert Daniel Ottensamer an der Klarinette bei. Mit Tatiana Korsunskaya hat Mühlemann eine erfahrene, einfühlsame Pianistin als Begleiterin an ihrer Seite.

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Lieder der Heimat: Regula Mühlemann, Sopran; Tatiana Korsunskaya, Klavier. Sony classical 19075983042

Chur ehrt drei Musikerinnen

Die Sopranistin Letizia Scherrer wird von der Stadt Chur mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet, die Musikerinnen Anna Erhard und Momo Kawazoe (Schlagzeug) erhalten Förderpreise.

Momo Kawazoe. Foto: zVg

Die Sopranistin Letizia Scherrer studierte in Feldkirch, Zürich, Tel Aviv und Basel und war vor Kurzem am Theater Chur als Cleopatra in Berlioz‘ lyrischer Szene La mort de Cléopâtre zu hören. Neben ihrer Konzerttätigkeit ist sie seit mehreren Jahren auch als Gesangslehrerin an der Musikschule Chur tätig.

Die 31-jährige Anna Erhard hat sich als Frontfrau der Basler Pop-Folk-Band Serafyn einen Namen gemacht. Im Frühjahr 2021 veröffentlichte sie ihr Solo-Debütalbum. Die 19-jährige Schlagzeugerin Momo Kawazoe gilt als eines der Schweizer Nachwuchstalente – an einem Instrument, an dem man Frauen in der Schweiz auch heute noch eher selten antrifft.

Sowohl die Churer Anerkennungs-, als auch die Förderpreise sind mit je 4000 Franken dotiert. Alle drei Jahre kann die Stadt neben Anerkennungs- und Förderpreisen auch einen mit 8000 Franken dotierten Kulturpreis verleihen, mit dem bedeutendes und jahrelanges kulturelles Schaffen geehrt wird.

Corona-Auswirkungen auf Musikschulen

Die Pandemie wirkt sich auf die Anmeldungen an den Musikschulen aus: Sie zählen etwa für den Gesangs- oder Blasmusikunterricht im Herbstsemester 2020/21 weniger Anmeldungen, wie eine Studie des Verbands der Musikschulen Schweiz und der Hochschule Luzern zeigt.

Foto: macniak/depositphotos.com

Besonders viele Musikschulen gaben an, dass die Anmeldungen für Gesangsunterricht bedingt durch die Pandemie zurückgingen (rund 26 Prozent). Knapp elf Prozent führten den Rückgang hingegen auf einen mehrjährigen Trend zurück. Rund die Hälfte der Musikschulen verzeichnete Anmelderückgänge bei den Holz- und Blechblasinstrumenten.

Ein Drittel der Musikschulen ordnete dies zwar einem langjährigen Trend zu, doch mindestens 14 Prozent sehen die Pandemie als Grund für den Rückgang in diesen beiden Instrumentengruppen. Laut Projektleiter Camp sei das Singen im Chor und das Spielen von Blasinstrumenten besonders von erhöhten Schutzmassnahmen betroffen gewesen. Entsprechend waren mögliche Ansteckungsrisiken oft ein Thema in den Medien.

Um die Auswirkungen auf die Musikschulen per Herbstsemester 2020/21 genauer zu erfassen, haben der Verband Musikschulen Schweiz (VMS) und die Hochschule Luzern bei 391 Musikschulen, die dem VMS angeschlossen sind, nachgefragt. 219 Musikschulleiterinnen und -leiter aus der ganzen Schweiz haben im Rahmen der Umfrage Auskunft zur Situation gegeben.

Mehr Infos:
https://www.hslu.ch/de-ch/hochschule-luzern/ueber-uns/medien/medienmitteilungen/2021/06/24/netzbasierter-instrumental-und-vokalunterricht/

 
 

Weitere Lockerungen der Coronamassnahmen

Ab kommenden Samstag werden die nationalen Coronavirus-Massnahmen reduziert. Grossveranstaltungen können neu mit Zertifikat ohne Beschränkungen stattfinden. Für kulturelle Aktivitäten gibt es in Aussenbereichen keine Einschränkungen mehr.

Foto: Minkus/unsplash.com (s. unten)

Diskotheken und Tanzlokale dürfen wieder öffnen, wenn der Zugang auf Personen mit Covid-Zertifikat beschränkt wird. Wie bei allen Einrichtungen, deren Zugang auf Personen mit Covid-Zertifikat eingeschränkt sind, entfällt die Maskenpflicht.

Für Veranstaltungen, zu denen der Zugang auf Personen mit Covid-Zertifikat begrenzt ist, gelten neu keine Beschränkungen mehr, auch nicht für Grossveranstaltungen. Es können also bereits ab dem 26. Juni wieder Veranstaltungen mit mehr als 10’000 Personen stattfinden und die Kapazität kann voll genutzt werden. In einem Schutzkonzept muss unter anderem festgelegt werden, wie der Zutritt auf Personen mit Zertifikat beschränkt wird. Veranstaltungen ab 1000 Personen benötigen eine kantonale Bewilligung.

Bei Veranstaltungen ohne Covid-Zertifikat gilt: Wenn das Publikum sitzt, können maximal 1000 Besucherinnen und Besucher teilnehmen – drinnen wie draussen. Die Kapazität der Örtlichkeit kann bis zu zwei Dritteln genutzt werden – drinnen wie draussen. Veranstaltungen und Konzerte, an denen die Besucherinnen und Besucher tanzen, sind aber nach wie vor verboten.

Mehr Infos:
https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/aktuelles/nsb-news.msg-id-84127.html

Keine Gleichstellung im Kulturbetrieb

Frauen sind im Schweizer Kulturbetrieb in vielen Bereichen markant untervertreten. Am grössten ist der Handlungsbedarf in den Sparten Musik und Visuelle Kunst. Dies belegt eine Vorstudie des Zentrums Gender Studies der Universität Basel, die heute veröffentlicht wurde.

Foto: nito 103/depositphotos

Die Studie liefert laut einer Mitteilung der Kulturstiftung Pro Helvetia neue Zahlen zu den Geschlechterverhältnissen in den Sparten Darstellende Künste, Musik, Literatur und Visuelle Kunst. Die Unterschiede zwischen den Sparten sind ausgeprägt, am grössten ist der Handlungsbedarf in den Bereichen Musik und Visuelle Kunst.

Frauen sind in Führungsfunktionen untervertreten. Während in der Literatur auf der Ebene Direktion/Intendanz 55 Prozent Frauen tätig sind, ist in den untersuchten Musikinstitutionen keine einzige Frau auf dieser Stufe zu finden. Auch in künstlerischen Leitungsfunktionen sowie als Urheberinnen von künstlerischen Werken sind Frauen stark in der Unterzahl.

In lediglich sieben Prozent der Konzerte stehen Frauen am Dirigentenpult. Von den gespielten musikalischen Werken stammen nur zwei Prozent von Komponistinnen.
Frauen erhalten in der Musik zudem unverhältnismässig wenig Auftrittsmöglichkeiten: Liegt der Frauenanteil bei klassischen Konzerten noch bei 34 Prozent, so ist er im Rock/Pop und im Jazz bei Live-Performances bei nur noch 9 bis 12 Prozent.

Link zur Studie:
https://genderstudies.philhist.unibas.ch/de/forschung/aktuelle-forschungsprojekte/geschlechterverhaeltnisse-im-schweizer-kulturbetrieb/

Bachfest Schaffhausen: Experimente

Wie viele Festivals musste letztes Jahr auch das Internationale Bachfest in Schaffhausen Corona-bedingt verschoben werden. Nun fand es «im Kleinen» unter dem Motto «Entfliehet, ihr Sorgen» doch noch statt – mit originellen Ansätzen.

Foto: Bachfest Schaffhausen

Ein Beispiel für die unkonventionelle Herangehensweise war das zweite Konzert, in dem Friederike Heumann mit ihrer Viola da Gamba und dem Ensemble Stylus Phantasticus Werke von Bach und seinen «Quellen» Dieterich Buxtehude und Johann Adam Reincken spielte. Und Alexander Melnikov stellte unter dem Motto «Flügelwelten» verschiedene Hammerflügel von Anton Walter, Konrad Graf und Ignaz Pleyel zur Diskussion. Auch die beliebte «Nacht der Orgeln» durfte nicht fehlen, welche Absolventen schweizerischer und deutscher Musikhochschulen im Schaffhauser Münster und in der Stadtkirche St. Johann gestalteten.

Mit Opium stellte Burak Özdemir (*1983), einer der kreativsten Köpfe im Umgang mit Alter Musik, bereits zum dritten Mal in Schaffhausen ein spartenübergreifendes Projekt vor – einen Klangrausch zwischen Barock, Neuer Musik und Elektroakustik. Seit 2008 ist der Fagottist und Komponist mit seinem Ensemble Musica Sequenza unterwegs und hat sich damit international einen Namen gemacht. Er ist sowohl in der klassischen Musikszene als auch in der elektronischen Underground-Szene zu Hause, das Entgrenzen von Raum und Zeit ist seine Vision. Zu seinen erfolgreichen Produktionen gehören etwa The New Four Seasons, Silent Cantata sowie die Klanginstallationsserie Transmute. Seine Performances, für die er Musica Sequenza gründete, wurden weltweit gezeigt, und das an so renommierten Häusern wie der Elbphilharmonie Hamburg, dem Lincoln Center New York, der Berliner Philharmonie, dem Amsterdamer Concertgebouw, der Staatsoper Wien und dem Teatro Colon in Buenos Aires.

Traumwandeln mit «Opium»

Mit Sampling Baroque/Bach gestaltete Özdemir 2016 seine erste Kreation im Auftrag des Schaffhauser Bachfestes. Bereits damals ging er auf Tournee damit, u. a. auch an die Bachakademie Stuttgart. Nun also die neue Produktion Opium, die am 15. Mai im Kammgarn West in Schaffhausen ihre Uraufführung erlebte.

Musica Sequenza spielte in der Besetzung Streichquintett (mit Bass), dazu kamen Laute, Keyboard, eine Sopranistin und ein Sounddesigner sowie Özdemir selbst am Fagott und als Ensembleleiter. Die Besetzung wechselt in Opium fliessend, Neue Musik folgt auf barocke Stücke und umgekehrt, elektronische Verfremdung inklusive.

Eröffnet wurde die Produktion mit einer Fantasie für Laute solo von Silvius Leopold Weiss, darauf folgten fünf Arias von Bach, entweder nur für Fagott, Streicher und Basso continuo oder dann zusätzlich mit Gesang – und dazwischen die Sarbande für Cello solo. Die Musikerinnen und Musiker bewegten sich im Raum und spielten weitere Werke aus der Barockzeit. Und mittendrin vier neue Stücke von Özdemir: Opium, The Sacred Wounds, Fata Morgana und Moroccan Dream. Im für das Projekt namensgebenden Opium lotet Özdemir die Möglichkeiten der Synthese von Musik für Fagott, Streicher und elektronisch erzeugten Klängen aus. Daraus ergab sich eine faszinierende erweiterte Hörerfahrung, die etwas Traumwandlerisches hatte. The Sacred Wounds aus Özdemirs Projekt Bach: Atlas Passion ist ursprünglich eine kontemplative 4-Kanal-Audio-Installation für Kammerchor, in der geografische Angaben aus Tora, Bibel und Koran auf aktuelle weltpolitische Themen bezogen werden. Auch die Fassung für Streichquartett, die am Bachfest erstmals erklang, hat etwas Entrücktes, Magisches.

Die Performance dauerte 70 Minuten und war in zwei Teile geteilt. Nach dem ersten wurde man in einen anderen Raum gebeten. Dort bekam man einen Kopfhörer, über den man elektronische Zuspielungen – eine Art Rauschen – zum Live-Klang dazu nehmen konnte oder eben nicht. So tauchte man ein in dieses moderne akustisch-visuelle Gesamtkunstwerk, in dem barocke Musik wie aus der Ferne aufklang. Dabei spielten auch die Licht-Dramaturgie und die Bewegung eine wichtige Rolle.

Foto: Bachfest Schaffhausen

Die Verlorenheit der Musik als Installation

Ergänzend zu dieser beeindruckenden Performance gestaltete Burak Özdemir mit dem Kurator und Visual Designer Daniel Mulder eine Ausstellung im Chretzeturm in Stein am Rhein. Ihr Motto «Opium locked down» bezog sich auf die Corona-Isolation der Künstler. Es handelte sich um einen Parcours aus vier Installationen, die auf die Stockwerke des Gebäudes verteilt waren. Auf audiovisueller Ebene war zu erleben, wie sich die Künstlerinnen und Künstler von Musica Sequenza während des Lockdowns zu Hause beschäftigten: Wie sie übten, einen Apfel assen, telefonierten, in der Küche ein Glas Wasser holten …

Es waren verträumte und zarte Reflexionen, die zu intensiven Klängen durch den Chretzeturm zogen, als wäre das Ensemble vor Ort. Doch die Zimmer waren leer, wie schon seit Längerem die Bühnen. Diese Ausstellung bot ein eindrückliches Miteinander von Klangkunst und Visual Design: Ruhige, zum Teil auch repetitive Bilder zogen einen in ihren Bann, die Musik dazu hatte etwas Verlorenes.

Das nächste Internationale Bachfest Schaffhausen findet vom 25. bis 29. Mai 2022 statt.

www.bachfest.ch

Yumi Ito unterrichtet in Zürich

Yumi Ito übernimmt an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) die Hauptfachdozentur Gesang Jazz. Die Musikerin, Komponistin, Produzentin und Arrangeurin entstammt einer japanisch-polnischen Familie und hat an der ZHdK und an der FHNW studiert.

Yumi Ito (Bild: Zhdkmusic)

Die 1990 geborene Yumi Ito lebt und arbeitet in Basel, performt regelmässig auf der ganzen Welt und hat die Bühne mit Persönlichkeiten wie Al Jarreau, Becca Stevens, Kurt Rosenwinkel und Mark Turner geteilt. Ihre eigene Kunst beinhaltet Jazz, Art-Pop, Electronica, Freie Improvisation und Neoklassik, flexibel aufführbar vom Solo bis zum Orchester. Ihr neues Album «Stardust Crystals» ist auf allen relevanten Plattformen verfügbar.

Die ZHdK bietet einen Bachelor in Jazz ud Pop an und einen Master Musikpädagogik mit Vertiefung instrumentale/vokale Musikpädagogik (Jazz bzw. Pop). Letzterer bereitet auf ein Berufsleben in den Feldern Performance, Kreation, Produktion und Business vor und ermöglicht darüber hinaus als Abschluss eine Lehrtätigkeit in Musikschulen, in Mittelschulen oder im Privatunterricht.

Glanz und Brillanz nach Umbau

Nach vierjähriger Renovation laden die Tonhalle Zürich und das Kongresshaus am 4. und 5. September die Öffentlichkeit zur Besichtigung der Räumlichkeiten ein. Billette können online reserviert werden.

Der grosse Saal in der Tonhalle neu restauriert. Foto: Georg Aerni,Foto: Kongresshaus Zürich AG

Hochstehende Event-Technologie und Klimaneutralität setzen laut Medienmitteilung vom 16. Juni neue Massstäbe. Die Entfernung des Panoramasaals sei die markanteste bauliche Änderung – vom Konzertfoyer aus hat das Publikum nun «wieder freie Sicht auf See und Berge». Die klangliche Brillanz habe wieder hergestellt werden können – «über die Jahre nämlich hat die akustische Strahlkraft des ursprünglichen Saals deutlich abgenommen. Die Restaurierung der Grossen Tonhalle, eines der grössten Restaurierungsvorhaben in der Schweiz, verfolgte das Ziel einer Annäherung an den Zustand von 1895. Die Echtvergoldungen, die Stuckmarmoroberflächen der Säulen, die Kronleuchter und die auf Leinwand gemalten Deckenbilder aus dieser Zeit lassen den Saal heute wieder glänzen. Technisch ist ein audiovisuelles Studio hinzugekommen, das den Bedürfnissen nach Streamings bestens gerecht wird. Neu in der Grossen Tonhalle ist auch ihre Orgel: In den Ateliers des Orgelbauers Kuhn AG in Männedorf ist sie auf die Bedürfnisse der renovierten Tonhalle Zürich zugeschnitten worden. Als Solistin und zugleich hervorragendes, modernes Orchesterinstrument ist sie agil einsetzbar und klanglich eine Hommage an den Saal.»

Das Tonhalle-Orchester spielt noch bis zum Saisonende am 2. Juli in der Tonhalle Maag. Die Eröffnungskonzerte in der Tonhalle finden am 15. und 16. September statt, derr Vorverkauf beginnt am 23. August.

Schon am 4. und 5. September ist das Publikum eingeladen, die frisch renovierten Räume zu besichtigen. Anmelden kann man sich über die Website www.seeyouamsee.ch
 

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Freie Sicht aus den Fenstern des Konzertfoyer nach der Entfernung des Panoramasaals.

Matthieu-Mazué-Trio gewinnt JazzBeet-Wettbewerb

Das Matthieu-Mazué-Trio ehrt Ludwig van Beethoven auf einzigartige Weise und gewinnt damit den internationalen Wettbewerb des Jazzfests Bonn. Die Bandmitglieder haben an der HKB und an der ZHdK studiert.

v.li: Cina, Mazué und Rüegg. Foto: zVg

Für die Teilnahme am JazzBeet-Wettbewerb in Bonn galt es laut der Mitteilung der Hochschule der Künste Bern (HKB) zwei Bedingungen zu erfüllen: Die Triomitglieder mussten jünger als 27 Jahre sein und eine Komposition mit Bezug auf ein Werk von Ludwig van Beethoven entwickeln.

In der rund zehnstündigen Jurysitzung konnte das Trio von Matthieu Mazué die Juroren überzeugen. Matthieu Mazué und Michael Cina, die an der HKB studiert haben, und Xaver Rüegg, der an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste) studiert hat, können sich über ein Preisgeld und auf einen Live-Auftritt bei einem der kommenden Konzerte des Jazzfests Bonn freuen.

Der Juror Ulrich Stock über die Gewinner: «Ein Trio mit herausragender Interaktion gleichberechtigter Akteure, kraftvoll, ohne es an Sensibilität fehlen zu lassen, zeitgenössisch in seiner Ästhetik, mit einem erfrischenden Mut zum Risiko. Transparent und dicht, mal poetisch, mal mysteriös, und mit der Gabe, in aller Ruhe Spannung zu entwickeln. Komplex, aber nicht abgehoben. Fanden wir toll.»

Selbsteinschätzung beim Musizieren

Wie schätzen wir unser musikalisches Können ein? Welche Rolle spielt die Selbsteinschätzung bei der Musikausbildung? Solchen Fragen ist ein Team des Frankfurter Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik und Unis von New York und Hamburg nachgegangen.

Foto: Syda_Productions/Depositphotos,SMPV

Alle Studienteilnehmerinnen (Sopranistinnen) sangen einzeln in einem Studio «Happy Birthday» ein. Anschliessend sollten sie sich Aufnahmen ihrer eigenen Gesangsdarbietungen sowie der ihrer Kolleginnen anhören und bewerten. Als Bewertungsmassstab diente die Tonhöhengenauigkeit, also die Fähigkeit, die Töne zu treffen.

Aus der Bewertung der Teilnehmerinnen durch ihre Kolleginnen leitete das Forschungsteam ein statistisches Modell ab. Anhand dessen konnten sie feststellen, wie gut eine Sängerin andere sowie ihre eigene Leistung bewertete. «Die Ergebnisse zeigen, dass die Sängerinnen bei der Selbsteinschätzung erstaunlich ungenau waren. Die meisten überschätzten ihre eigenen Leistungen», resümiert Erstautorin Pauline Larrouy-Maestri vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik.

Darüber hinaus beobachtete das Team, dass eine Sängerin, die hinsichtlich der Tonhöhengenauigkeit besser abschnitt, sich selber auch besser einschätzte. Diese Erkenntnis überrascht, da Experten in der Regel dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten in ihrem Fachgebiet zu unterschätzen.

Die Studie unterstreicht damit nicht nur, dass selbst professionelle Sängerinnen und Sänger ihre eigenen gesanglichen Leistungen nicht unbedingt richtig einordnen. Sie deutet auch darauf hin, dass die Selbsteinschätzung ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung aussergewöhnlicher musikalischer Fähigkeiten sein kann.

Originalpublikation:
Larrouy-Maestri, P., Wang, Z., Vairo Nunes, R. und Poeppel, D. (2021). Are you your own best judge? On the self-evaluation of singing. Journal of Voice. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.jvoice.2021.03.028

Aperghis mit Ernst-von-Siemens-Preis geehrt

Georges Aperghis, der an der Hochschule der Künste Bern (HKB) massgeblich am Auf- und Ausbau des Bereichs Théâtre musical beteiligt war, wird dieses Jahr mit dem mit 250’000 Euro dotierten Ernst-von-Siemens-Preis ausgezeichnet.

Foto: Xavier Lambours

Georges Aperghis wurde 1945 in Athen geboren. Seit 1963 lebt und arbeitet er in Paris. Im Jahr 1976 hat er die ATEM gegründet, eine Musiktheater-Werkstatt, die in der sozialen Realität eines Pariser Vororts (Bagnolet) verankert war.

Die wichtigsten Ensembles zeitgenössischer Musik Europas – Ictus, Klangforum Wien, Remix, Musikfabrik, das Ensemble Modern, das Ensemble Intercontemporain, das Nieuw Ensemble, die Vocalsolisten Stuttgart, das SWR Vokalensemble Stuttgart und so weiter – haben eine enge Zusammenarbeit mit Georges Aperghis entwickelt, indem sie regelmässig Werke bei ihm in Auftrag gaben, die sämtlich in ihr jeweiliges Repertoire aufgenommen wurden.

Auszeichnet wurde Aperghis unter anderem bereits mit dem Mauricio-Kagel-Musikpreis (2011), dem Goldenen Löwen der Biennale Venedig (2015) dem Preis der Stiftung BBVA Grenzen des Wissens in der Kategorie Zeitgenössische Musik (2016).

Prominente Acts beim Forum Wallis

Das Festival für Neue Musik wird vom 10. bis am 12. August 2021 auf Schloss Leuk durchgeführt – ohne Schul- und Chorprojekte. Neben Lukas Ligeti treten wichtige Schweizer Acts auf.

Fotomontage (Ausschnitt): Forum Wallis – Bildlegende siehe unten,SMPV

Wie bereits 2020 wird das Festival für Neue Musik Forum Wallis dieses Jahr pandemiebedingt statt an Pfingsten im August während dreier Tage stattfinden. Schul- und Chorprojekte sowie die Kunstausstellung wurden auf 2022 verschoben. Liebhaber von interdisziplinären, kammermusikalischen und experimentellen Formaten, Musiktheater und neuer elektronische Musik kommen dennoch auf ihre Rechnung: Der Wettbewerb für akusmatische Musik, Ars Electronica Forum Wallis, wird heuer zum 7. Mal ausgetragen. Die elektroakustischen Werke werden von Simone Conforti vom CIMM Biennale Musica Venezia und IRCAM Paris interpretiert. Zu Gast in Leuk ist auch der Komponist und Perkussionist Lukas Ligeti. Er ist der Sohn von György Ligeti und seit 30 Jahren einer der weltweit wichtigsten Promotoren afrikanischer Musik in der westlichen Welt. Zudem kommen die Musiker des Ensemble Modern zum zweiten Mal nach Leuk. Es sind etwa 30 zeitgenössische Werke von Komponistinnen und Komponisten aus ebenso vielen Ländern zu hören, sowie mit dem Hyper Duo, UMS ´n JIP, Lukas Huber, Urban Mäder, Silke Strahl, Hanspeter Pfammatter, Gerry Hemingway, Roberto Domeniconi und Manuel Mengis manche der spannendsten und bedeutendsten Schweizer Acts.

Eine vorzeitige Platzreservation empfiehlt sich aufgrund des wegen den aktuellen Sicherheitsbestimmungen reduzierten Platzangebots. Das vollständige Programm ist auf http://forumwallis.ch zu finden.

Das Forum Wallis ist ein internationales Festival für Neue Musik und findet jedes Jahr auf Schloss Leuk an der deutsch-französischen Sprachgrenze inmitten der Walliser Alpen statt. Es steht unter der Leitung der IGNM-VS, der Ortsgruppe der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik IGNM (engl. ISCM), und hat seit 2006 über 300 Uraufführungen mitproduziert: Zu den Höhepunkten der Festivalgeschichte gehören Stockhausens Helikopterstreichquartett zusammen mit dem Arditti Quartet und Air Glaciers, Cod.Acts Pendulum Choir sowie die regelmässigen Gastspiele Weltklasseensembles wie recherche, Klangforum Wien oder Ensemble Modern.
 

Bildlegende:
v.o.n.u. und v.l.n.r.: Hyper Duo (by Hyper Duo), Lukas Huber (by Lukas Huber), UMS ´n JIP (by UMS ´n JIP), Manuel Mengis (by IGNM-VS).
 

Keine «Cité de la Musique» in Genf?

Das Stadtgenfer Stimmvolk hat sich mit 50,8 Prozent Nein-Stimmen gegen eine geplante «Cité de la Musique» ausgesprochen. Das letzte Wort hat allerdings der Kanton

Cité de la Musique von der Route de Ferney aus. Simulation: zVg

Geplant wäre ein Glaskomplex in der Nähe der Vereinten Nationen als Heimstätte für das  Orchestre de la Suisse Romande und die Hochschule für Musik. Der Konzertsaal der Cité würde 1580 Plätze aufweisen. Der Bau würde 300 Millionen Franken kosten, die jährlichen Betriebskosten 3,5 Millionen Franken, finanziert durch Private und den Bund.

Gegen das Vorhaben hat sich eine Allianz aus Grünen, Linken und SVP gebildet. Stein des Antosses waren die Kosten, der Verlust eines Herrenhauses und Bäumen, die für die Cité weichen müssten. Kulturschaffende befürchteten zudem eine bevorzugte Förderung der klassischen Musik. Definitiv über das Projekt entscheidet allerdings der Staatsrat des Kantons Genf.

Appenzell Ausserrhoden revidiert Kulturförderung

Im Kulturkonzept 2021 legt der Regierungsrat des Kantons Appenzell Ausserrhoden Förderschwerpunkte für die nächsten vier Jahre fest. Die beiden früheren Schwerpunkte Musik und Literatur werden neu unter dem Stichwort Kreation zusammengefasst.

Foto (Schnitt): Ethan Bodnar / unsplash.com (s. unten)

Nachdem das Kulturkonzept 2016 in Abstimmung auf die Legislatur um ein Jahr verlängert wurde, liegt nun die Neuauflage vor. Für die nächste Vierjahresperiode sind sieben Schwerpunkte  definiert worden. Aus dem bisherigen Kulturkonzept werden mit der Kulturvermittlung, der Kooperation unter den Museen und dem Bereich Diversität und Gesellschaftlicher Zusammenhalt drei Schwerpunkte fortgesetzt und vertieft.

Die beiden früheren Schwerpunkte Musik und Literatur werden neu unter dem Stichwort Kreation zusammengefasst weitergeführt. Der Regierungsrat formuliert zudem drei neue Schwerpunkte: «Textiles und Kooperationen mit der Wirtschaft und Internationaler Austausch» widmet sich der historischen Vergangenheit und wirtschaftlichen Zukunft. Dem Umstand, dass Kultur mehr ist, wie ein einzelnes künstlerisches Werk und das Zusammenleben entscheidend mitprägt, trägt neu der Schwerpunkt «Spartenübergreifende Plattformen» Rechnung. Zudem sollen im Rahmen von «Soziale und finanzielle Zukunftsperspektiven» Folgerungen aus den Erfahrungen mit der Corona-Pandemie gezogen werden.

Mehr Infos:
https://www.ar.ch/fileadmin/user_upload/Departement_Bildung_Kultur/Amt_fuer_Kultur/Kulturfoerderung/Kulturkonzepte/Kulturkonzept_2021.pdf

Deutscher Jazzpreis für Ronny Graupe

Ronny Graupe, Dozent für Jazz Guitar an der HKB (Hochschule der Künste Bern) hat beim diesjährigen Deutschen Jazzpreis eine Trophäe und ein Preisgeld in der Höhe von 10’000 Euro entgegennehmen können.

Ronny Graupe (Bild: zVg HKB)

Ronny Graupe bereichert laut der Mitteilung der HKB «mit seinem hochvirtuosem und gescheitem Gitarrenspiel als Bandleader und Sidemusician viele wichtige Projekte der Szene». Er hatte 2019 und 2020 erstaunlich grossen Output und war Initiator von «Into The Shed», einer Konzertreihe im Lockdown, wo er für grosse Vernetzung und Sichtbarmachung der Szene gesorgt hat.

Der Deutsche Jazzpreis richtet das Scheinwerferlicht auf die Vielfalt und Schaffenskraft der deutschen Jazzszene und würdigt mit Preisen in 31 Kategorien aussergewöhnliche, künstlerische und innovative Leistungen im nationalen und internationalen Kontext.

 

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