Gestik und historische Schauspieltechniken

Deda Cristina Colonna unterrichtet ab dem Herbstsemester 2021/22 das Fach «Gestik und historische Schauspieltechniken» an der Schola Cantorum Basiliensis.

Deda Cristina Colonna (Foto Ivan Muselli)

Deda Cristina Colonna ist Regisseurin und Choreografin. Ihr bevorzugtes Repertoire ist die Oper des 17. und 18. Jahrhunderts sowie zeitgenössisches Musiktheater. Die Arbeit ist stark beeinflusst von ihrer eigenen Bühnenerfahrung als Tänzerin und Schauspielerin. Ihre besondere Expertise liegt im Barocktanz, in der rhetorischen Gestik und im historisch informierten Schauspiel. Ausgehend von einer historisch informierten Bühnenpraxis sucht ihre Regie den Kontakt zum heutigen Publikum.

Deda Cristina Colonna erwarb Abschlüsse im Ballett am Civico Istituto Musicale Brera (Novara) und an der École Supérieure d’Etudes Chorégraphiques (Paris). Sie schloss ihre Studien an der Sorbonne (Paris) ab und spezialisierte sich auf Renaissance- und Barocktanz. Ausserdem absolvierte sie die Schauspielschule des Teatro Stabile di Genua und spielte in Produktionen von Shakespeare bis Cechov und Genet in Italien, Frankreich und Deutschland. Sie arbeitete mit der Kompanie «Theater der Klänge» (Düsseldorf) und war Solistin und Gastchoreografin bei der New York Baroque Dance Company.

Originalartikel:
https://www.fhnw.ch/de/die-fhnw/hochschulen/musik/schola-cantorum-basiliensis/aktuelles/neue-dozentin-deda-colonna

Moderne Erstaufführung in Murten

Im Rahmen des Festivals Murten Classics wird am 25. August das 4. Klavierkonzert der Genfer Komponistin Caroline Boissier-Butini (1786-1836) erstmals wieder zu hören sein.

Die 21-jährige Caroline Butini, porträtiert von Firmin Massot. Privatbesitz. Foto : Monique Bernaz

Schon 2016 hat Murten Classics die Genfer Komponistin Caroline Boissier-Butini in Erinnerung gebracht und zwar mit ihrem 6. Klavierkonzert La Suisse. Diesen Sommer nun ist ihr 4. Klavierkonzert im Serenaden-Konzert vom 25. August im Schlosshof Murten zu hören. Unter der Leitung von Yacin Elbay spielen die Pianistin Daria Korotkova und das Soundeum Chamber Ensemble.

Davor findet eine Buchvernissage sowie eine Konzerteinführung statt. Die Musikwissenschaftlerin Irène Minder-Jeanneret hat vor einigen Jahren mit ihrer Dissertation «Die beste Musikerin der Stadt» – Caroline Boissier-Butini (1786-1836) und das Genfer Musikleben zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Biografie der Pianistin aufgearbeitet. Die Autorin stellt die nun auf Französisch erschienene Biografie im Rahmen der Buchvernissage am  25. August um 17 Uhr vor. Ausserdem wird die moderne Erstausgabe des 4. Klavierkonzertes und der Fantaisie sur l’air de la belle Rosine präsentiert. 

Weitere Informationen zum Festival

 

Murten Classics vom 15. August bis 5. September 2021

Unterricht in 14 Ländern

Astona International ist eine zweiwöchige Sommermusikakademie für hochbegabte Streicherinnen und Streicher sowie Pianisten im Alter von 14 bis 22 Jahren. Die seit 33 Jahren bestehende Akademie ist seit 2010 im Kanton Zug stationiert.

Konzerte mit den jungen Talenten werden gestreamt. Symbolbild: Sigmund / unsplash.com,SMPV

Nachdem die Akademie im letzten Jahr Corona-bedingt annulliert werden musste, findet sie in diesem Jahr online statt. Seit dem 11. Juli werden die Studierenden (Violine, Bratsche, Cello, Klavier) von sechs renommierten Dozierenden unterrichtet. Die Lektionen finden dezentral statt, verteilt auf 14 europäische Länder. Der Online-Kurs richtet sich nach dem bewährten Astona-Präsenzprogramm: Privatlektionen, Klassenunterricht, Hauskonzerte und öffentliche Konzerte.

Leider verhindert der Online-Unterricht die Bildung von Kammermusikensembles und des Orchesters. An deren Stelle finden Praxisseminare und ein Kompositionswettbewerb für die Teilnehmenden statt. Täglicher Austausch und Abendsessions sorgen für das Astona-typische Zusammengehörigkeitsgeführt.

Die jungen Talente sind an zwei kostenlosen Streaming-Konzerten zu erleben:
Samstag, 17. Juli 2021, 20 – 21.15 Uhr und
Samstag, 24. Juli 2021, 20-21.15 Uhr (Galakonzert).
Streaming-Links über www.astona-international.ch
 

Verbier Festival leidet unter Coronainfektionen

Nachdem mehrere junge Mitglieder des Verbier Festival Orchestra (VFO) positiv auf Corona getestet wurden, muss das Ensemble seine Auftritte am Festival absagen. Ersetzt wird es durch das Verbier Festival Chamber Orchestra (VFCO).

Verbier Festival, Salle des Combins. Foto: © Nicolas Brodard

Laut einer Medienmitteilung des Festivals und eines Berichtes des Onlinemagazins Pizzicato verzeichnet das VFO einen Covid-Ausbruch. Das Orchester bestehe aus vorwiegend ungeimpften Stipendiaten zwischen im Alter von 18 und 28 Jahren, schreibt Pizzicato. Nachdem alle Orchestermitglieder isoliert worden seien, habe sie das Festival nach Hause geschickt.

Am Eröffnungsanlass des Festivals vom 16. Juli wird der Dirigent Valery Gergiev nun das VFCO dirigieren. Solisten bleiben der Pianist Denis Matsuev und der Trompeter Timur Martynov. Im ersten Abendkonzert stehen Schostakowitschs erstes Klavierkonzert und Prokofjews erste Sinfonie auf dem Programm, im zweiten Beethovens drittes Klavierkonzert und Prokofjews erste Sinfonie.

Pizzicato-Artikel:
https://www.pizzicato.lu/verbier-festival-hit-hard-by-covid-19/

Wie wir Sprache und Musik unterscheiden

Ein Team des Frankfurter Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik, des Max Planck NYU Center for Language, Music, and Emotion (CLaME) und der Arizona State University ist der Frage nachgegangen, wie wir Sprache und Musik unterscheiden

Symbolbild: Jaee Kim / unsplash.com,SMPV

Schon mehrfach wurde verglichen, wie Menschen Sprache beziehungsweise Musik wahrnehmen. Die Unterschiede sind jedoch schwer zu erfassen – vor allem, wenn es Überschneidungen gibt, wie bei Reimen oder in der Rap-Musik. Um die Grenzen besser abstecken zu können, initiierte das internationale Forschungsteam eine Online-Studie mit mehr als hundert Personen mit insgesamt 15 verschiedenen muttersprachlichen Hintergründen.

Im Fokus der Studie stand die Dùndún-Trommel. Diese wird im Südwesten Nigerias als Musikinstrument verwendet, aber auch zur Kommunikation eingesetzt. Die Trommel imitiert die tonale Sprache der Yorùbá, wodurch ein sogenanntes Sprachsurrogat entsteht. Das Team verglich die akustischen Eigenschaften sprachlicher und musikalischer Dùndún-Aufnahmen. Dann baten sie die Versuchspersonen, dieselben Aufnahmen anzuhören und anzugeben, ob sie Sprache oder Musik hörten.

Mithilfe der erhobenen Daten entwickelten die Forscherinnen ein statistisches Modell, anhand dessen vorhergesagt werden kann, wann ein Klangbeispiel als musikähnlich oder sprachähnlich wahrgenommen wird. Lautstärke, Tonhöhe, Klangfarbe und Timing erwiesen sich dabei als massgeblich. Ein regelmässiger Rhythmus und häufige Änderungen in der Klangfarbe lassen eine Sequenz beispielsweise eher musikähnlich klingen, während eine geringere Intensität und weniger Änderungen in der Tonhöhe sprachähnlich anmuten.

Originalartikel:
Durojaye, C., Fink, L., Roeske, T., Wald-Fuhrmann, M. und Larrouy-Maestri, P. (2021). Perception of Nigerian Dùndún Talking Drum Performances as Speech-Like vs. Music-Like: The Role of Familiarity and Acoustic Cues. Frontiers in Psychology 12:652673.
https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.652673

 

Junge Talente aus aller Welt zurück auf der Musikinsel Rheinau

Vom 16. bis 25. Juli 2021 findet auf der Musikinsel Rheinau die 11. Youth Classics Swiss International Music Academy (SIMA) statt. Nach einer Corona-bedingten Pause im 2020 profitieren über 60 begabte Musikerinnen und Musiker aus dem In- und Ausland während zehn Tagen im Rahmen von Solounterricht, Kammermusikunterricht und Workshops von den Erfahrungen international bekannter und renommierter Dozentinnen und Dozenten. Konzerte finden dieses Jahr aufgrund der Pandemie im internen Rahmen statt, sie werden aber als Livestream übertragen.

Archivbild SIMA 2018,SMPV

Die vom Verein Youth Classics getragene Swiss International Music Academy (SIMA) gehört zu den etablierten Schweizer Meisterkursen für talentierte junge Musikerinnen und Musiker (Violine, Viola und Violoncello) aus dem In- und Ausland. Nach einer Corona-bedingten Pause im 2020 nehmen dieses Jahr vom 16. bis 25. Juli über 60 Talente im Alter von 10 bis 25 Jahren – davon rund die Hälfte aus der Schweiz – an der 11. SIMA auf der Musikinsel Rheinau teil.

Hochstehender Unterricht und neue Einblicke
Wiederum konnten ausgewählte Dozentinnen und Dozenten renommierter Musikhochschulen des In- und Auslands, die grösstenteils auch als Solisten oder Orchestermusiker tätig sind, verpflichtet werden. Sie arbeiten während der Academy im Rahmen des Solounterrichts mit den Teilnehmenden. In den Lektionen werden den jungen Musikerinnen und Musikern technische Grundlagen vermittelt, es werden Werke interpretiert und die Teilnehmenden werden auf Wettbewerbe, Prüfungen und Probespiele vorbereitet. Ergänzend zum Einzelunterricht finden Proben mit Korrepetition für Streicher, Kammermusikunterricht bzw. Kammerorchesterproben sowie verschiedene Workshops in der Gruppe wie z.B. ein Geigenbaukurs statt.

Erkenntnisse zum Episodischen Gedächtnis

Erkenntnisse eines Forschungsteam des Instituts für Psychologie der Universität Bern zu unbewussten episodischen Gedächtnisprozessen dürften auch für die Musikpädagogik von Interesse sein.

Gehirnmodell frühes 20. Jahrhundert. Foto: David Matos / unsplash.com,SMPV

Unsere alltäglichen Erlebnisse speichern wir automatisch in unserem sogenannten Episodischen Gedächtnis ab, ein Gedächtnissystem, das auf der zentralen Hirnstruktur Hippocampus beruht. Bisher gingen Forschende davon aus, dass nur bewusst Erlebtes im Episodischen Gedächtnis und über den Hippocampus gespeichert wird und auch das Verhalten beeinflusst.

Eine neue Studie von Forschenden um Katharina Henke von der Universität Bern zeigt nun, dass auch unbewusst Erlebtes im Episodischen Gedächtnis gespeichert und verhaltenswirksam wird. Zudem entdeckten die Forschenden, dass nur das bewusst gelernte, aber nicht unbewusst gelernte Episodenwissen einem Vergessensprozess unterliegt. Die Erkenntnisse dürften auch Konsequenzen haben für Strategien des Auswendiglernens in der Musikpraxis.

Mehr Infos:
https://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2021/medienmitteilungen_2021/unser_gehirn_vergisst_unbewusste_erlebnisse_nicht/index_ger.html

Mario Venzagos Violinkonzert als bio-piece?

Für sein Abschiedskonzert als Chefdirigent des Berner Symphonieorchesters programmierte Mario Venzago sein Violinkonzert als Uraufführung. Das Werk trägt autobiografische Züge, ist aber nicht als musikalisches privates Tagebuch zu interpretieren.

Das Wort «bio-piece», eine Analogie zum englischen Kurzwort «biopic» für eine Filmbiografie, ist in Musikliteratur und -journalismus noch nicht sehr verbreitet. Das könnte darin begründet sein, dass der Gegenstand selbst bislang nie einen leichten Stand hatte. Die Frage, ob autobiografisches Komponieren statthaft oder auch nur machbar ist, wurde in der Musikgeschichte häufig diskutiert, kritisiert, sogar verspottet. Richard Strauss, der später selbst in dieser Richtung tätig werden sollte, empfahl etwa, doch lieber eine «Speisenkarte» zu vertonen.

Ob sich der «Erfolg» solcher Bekenntnismusik überhaupt nur einstellen kann, wenn der Komponist selbst bekannt genug, das dargestellte Schicksal drastisch und hart genug ist? Der Gedanke scheint in eine falsche Richtung zu führen. Abgesehen von der etwas fragwürdigen Kategorie des «Erfolgs» eines Kunstwerks muss dessen Qualität mehr aus dem «Wie», der Faktur, resultieren als aus dem «Was», dem aussermusikalischen Inhalt. Und verkörpert nicht jedes Musikstück ein (für sich stehendes) Stück Leben im weitesten Sinne, das sich dem Hörer mitteilt und in ihm subjektive Assoziationen wecken kann und soll? Bezüge zu realhistorischen Fakten herzustellen und Biografismen zu bemühen scheint dabei meist gar nicht nötig. Viele Komponisten tilgten oder negierten später die eigenen entsprechenden Informationen.

Musikalisches Sprechen im Solokonzert

Autobiografisches Komponieren ist nicht an bestimmte Formen gebunden. Richard Wagners Tannhäuser trägt starke autobiografische Züge, aber auch Richard Strauss’ Metamorphosen für 23 Solostreicher, Hector Berlioz’ Symphonie fantastique, Bedřich Smetanas erstes Streichquartett und viele andere Werke enthalten autobiografische Motive in expliziter oder verdeckter Form. Die Entscheidung für ein Solokonzert, die Mario Venzago getroffen hat, scheint in diesem Zusammenhang schlicht, klar und folgerichtig, ist hier doch unüberhörbar ein «Ich» am musikalischen Sprechen, das sich mit einer unmittelbaren Klangumgebung auseinandersetzt.

Mit knapp 73 Jahren zeigt sich der Dirigent Mario Venzago, der es sein Leben lang verstand, sein Publikum zu überraschen, zu berühren und zu begeistern, noch einmal von einer ganz neuen Seite. Zu seinem Abschiedskonzert mit dem Berner Symphonieorchester, dessen Chefdirigent er für elf Jahre war, bringt er am 24./25. Juni 2021 im Casino Bern ein eigenes Violinkonzert mit der grossartigen Geigerin Soyoung Yoon zur Uraufführung. Noch herrschen Pandemiegesetze, doch die strengen Auflagen der Regierung werden für dieses Konzert exklusiv gelüftet und erstmals 600 Zuschauer zugelassen. So wirkt der Saal gut gefüllt mit einem musikhungrigen Publikum, das Venzagos exquisites Programm (fast ausschliesslich Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts, davon drei Chefdirigenten des Berner Symphonieorchesters) mit grosser Wachheit, Dankbarkeit und frenetischem Applaus entgegennimmt.

Dirigentisches Leben in fünf Sätzen

Das Violinkonzert steht am Schluss des Abends, nach einem Satz («Nachklang») aus Fritz Bruns siebter Sinfonie, den Orchestervariationen op. 20 von Paul Kletzki und der Symphonie liturgique von Arthur Honegger. Eine bemerkenswerte Zusammenstellung voll innerer Bezüge; insbesondere scheint die Honegger-Sinfonie bei der Komposition des Violinkonzerts Pate gestanden zu haben. Technisch ist dieses für die Musiker das bei Weitem anspruchsvollste Werk des Abends.

Die Komposition profitiert von Venzagos 40-jähriger praktischer Dirigiererfahrung: So entstehen faszinierende, immer neue Orchesterfarben und -bewegungen, eine zwar mörderische, aber dennoch perfekt geigerische Solopartie und eine sorgsamst ausgearbeitete Balance und Transparenz, die Einblick in einen vielschichtigen Klangkosmos und fantasievolle Strukturen gibt. Mario Venzago, den man als heiteren, humorvollen Menschen mit grossem unterhalterischem Talent kennt, stellt sein Violinkonzert dem Publikum als autobiografisches und sehr persönliches Werk vor, das in fünf Sätzen ebenso viele Stationen seines dirigentischen Lebens durchlaufe. Umso überraschender, ja bestürzender ist es, dass dieses «Bekenntnis» im Ganzen so tief melancholisch wirkt.

Die spannungsgeladenen ersten Takte stellen eine Zwölftonreihe vor, die dem Werk als «Ich»-Thema zugrunde liegt. Sie geht alsbald in eine Reihe wiederkehrender entsetzlicher, unnachgiebiger Schläge über, zwischen denen sich die Sologeige als Individuum windet und verzweifelt kämpft. Ein Zu-Atem-Kommen oder Verweilen gibt es kaum, die Vorwärtsbewegung wirkt wie ein unaufhaltsamer Zwang. Es erklingen scheinbar humorvolle Anspielungen, wie Schuberts Taubenpost, schwungvolle Tango- und Walzerklänge (für den Abschnitt «Bern»). Die Heiterkeit wirkt, wie auch in der Original-Taubenpost, vorgetäuscht. Zwei chromatische «Aufstiege», inspiriert von Ludwig Hohls Bergfahrt, bestimmen und verklammern das Konzert über weite Strecken.

Spaziergänge sind es nicht. Sie gleichen mehr einem mühsam-gewaltsamen Sich-Aufwärts-Schieben in winzigen Intervall-Schritten, begleitet von Stein- bzw. Tiefschlägen, bisweilen auch ganzen Geröll-Lawinen. Das im Ganzen unendlich mühevolle Aufsteigen – wohl eine Metapher für die (Künstler-)Karriere – wird damit zum Generalthema, Getriebenheit und Agonie sind Konstanten im Stück. Schrecklichen, gewaltsamen Strömen und hilfloser Einsamkeit in eisiger «Höhe» ausgesetzt, erreicht das «Ich» dieser musikalischen Erzählung doch nie den Gipfel. Einen Ruhepunkt schafft einzig die zweimalige Betrachtung eines (desolaten) Gebirgssees – hier begleiten die Holzbläser in höchster Lage die Sologeige.

Die Violinen fehlen in diesem Konzert; in der dadurch entstehenden Leere bewegt sich die Sologeige gemeinsam mit dem Konzertmeister, der ihr laut Venzago «Stütze und Bergführer» sein soll. Die Einsamkeit wird dadurch nicht geringer; eher meint man eine Verdoppelung des Ichs oder seinen Schatten wahrzunehmen. Als Gegenüber meldet sich hier höchstens der Wahnsinn in Gestalt des gnadenlos klingelnden Cymbal antique, das der Solostimme streckenweise solistisch begegnet, und in knappster Schostakowitsch-Reminiszenz klopft auch der Tod auf dem Woodblock schon kurz an die Türe. Triumph, der ja auch Teil eines solchen «Lebenslaufs» sein könnte, stellt sich nirgends ein. Die Sehnsucht, die das Taubenpost-Zitat mitbringt – worauf richtet sie sich? Man erfährt es nicht, vielleicht weil man die privaten Verklausulierungen des Werks nicht kennt, man hört leicht schimmelige, chromatisch verfärbte Terzen und Sexten wie Chiffren bitterster Selbstironie.

Lebensschmerz in überwältigenden Klängen

Indem die Künstlerlaufbahn zum Hauptgedanken dieser musikalischen Lebensbeschreibung wird, scheint ein bestimmtes Menschenbild evoziert, das unsere Epoche massgeblich geprägt hat und wohl noch weiter prägt. Der Leistungsethiker, der Mensch, der sein ganzes Streben nach seiner persönlichen Leistung und deren Erfolgen ausrichtet, erscheint hier in der Sonderform des Künstlers, der für die Musik sein Leben hingibt. In diesem Beruf ist Perfektion ein Muss, die «Ehe» unauflöslich, das damit verbundene Leiden unausweichlich. Auch wenn der christliche Glaube offenbar als Heilsmöglichkeit anklingt, z.B. in Form einer Reminiszenz an das Einsiedler Salve Regina, ist doch das Petrus-Wort «und weinete bitterlich» bzw. die entsprechende Melodieparaphrase aus der Johannespassion, verschränkt mit der das Werk bestimmenden Zwölftonreihe, das Schlusswort der Komposition.

Die Erkenntnis einer nicht rückgängig zu machenden Verfehlung? Eines verfehlten Lebens gar? Gleichzeitig eine Huldigung an den für Venzago grössten aller Komponisten, Johann Sebastian Bach? Der Schmerz dieses Haupt- und Schlussgedankens teilt sich in grosser Intensität mit. Erst im langen Nachklang der letzten Takte könnte eine Ahnung von Trost enthalten sein. Dass diese Lebens-Botschaft hörbar, ja verstehbar wird, scheint die Hoffnung des Stücks. Dass die Klangsymbolik und Musiksprache sich unmittelbar mitteilen und vielfältigste Assoziationen wecken, und dass der Schmerz in so überwältigenden musikalischen Farben und Klängen leuchtet, ist eine bewundernswerte kompositorische Leistung.

Aus der musikalischen Schilderung solchen Lebensschmerzes nun wiederum auf eine seelische Verfasstheit des Komponisten rückzuschliessen, wäre irreführend. Ein bio-piece ist kein privates Tagebuch. Zwar mag ihm eine persönliche Aussage zugrunde liegen, und das Persönliche steht stark im Raum, wenn der Komponist auch noch selbst dirigiert und moderierend darauf hinweist. Dennoch ist die persönliche Aussage, ist jedes autobiografische Motiv, in Töne, in Form gegossen, naturgemäss stilisiert. Es verselbständigt sich zu einem Neuen, das den Anfangsgedanken auf andere Ebenen führt. Das Leiden des Ichs wird zur conditio humana. Die Musik evoziert nicht nur das Leiden selbst, sondern auch den empathischen Blick darauf. Auch dieser Vorgang, die Verwandlung von womöglich Erlebtem in Gültiges, lässt sich als Metapher einer Werkgenese in den «Aufstieg»-Passagen lesen. Der Begriff des bio-piece bezeichnet somit lediglich den äusseren Rahmen einer Komposition und einen speziellen Typus von Ausgangsmaterial. Für die Verarbeitung, das «Wie» und seine Interpretation sind andere Aspekte massgeblich.

Partitur und Material zu Mario Venzagos Violinkonzert werden bei der Universal Edition Wien verlegt.

Dorothea Krimm
… ist Musikwissenschaftlerin und leitet die Bibliothek der Bühnen Bern.

Die Musikerin Big Zis erhält den Kunstpreis der Stadt Zürich. Die Auszeichnung für besondere kulturelle Verdienste geht an den Musikvermittler Veit Stauffer.

Der mit 50’000 Franken dotierte Kunstpreis der Stadt Zürich geht im Jahr 2021 an die Musikerin Franziska Schläpfer, bekannt als Big Zis. Schläpfer verbindet verschiedene Genres, Kunstformen und Szenen (Hip-Hop, Jazz, Impro, Videokunst, Tanz und so weiter) und ist laut der Mitteilung der Stadt «eine Leitfigur für viele: Vor allem wegen ihrem künstlerischen Talent, aber auch wegen ihrer integren Art aufzutreten».

Die Auszeichnung für besondere kulturelle Verdienste – dotiert mit 20’000 Franken – verleiht die Stadt Zürich dem Musikvermittler Veit Stauffer. Bis am 31. Dezember letzten Jahres stand Stauffer im Rec Rec an der Rotwandstrasse 64. Der Rec-Rec-Laden war einer der zentralen Musikorte in der Stadt. Als Vertrieb war Rec Rec in seiner Hoch-Zeit der grösste Independent-Vertrieb der Schweiz. Es war ein Arbeitsort, an dem sich insgesamt über 70 Leute mit grossem Einsatz für Musik engagierten.

Neue Perspektiven ausloten

Die Fondation Suisa schreibt 2021 bereits zum vierten Mal die Förderung «Get Going!» aus. Anmeldeschluss ist am 30. August.

Blake Wheeler / unsplash.com

Bei «Get Going!» handelt es sich um eine Anstossfinanzierung der Fondation Suisa, die sich auf die Philosophie des «Möglichmachens» beruft. Jedes Jahr werden im Rahmen dieser Förderung vier Beiträge à 25 000 Franken vergeben. Bewerben können sich musikalisch-kreative Menschen, die künstlerische Vorstellungen jenseits von gängigen Genre-, Alters- oder Projektkategorien realisieren möchten. Voraussetzung für Bewerbungen von Urheberinnen und Urhebern, Autorinnen und Autoren sowie Musikerinnen und Musikern ist, dass sie in ihrem Werk einen deutlichen Bezug zum aktuellen schweizerischen oder liechtensteinischen Musikschaffen nachweisen können.
 

Anmeldeschluss: 30.08.2021
Weitere Informationen und Ausschreibung:
https://www.fondation-suisa.ch/de/werkbeitraege/get-going-2021
 

Wandelnde Kunst

Das Interdisziplinäre Kunstfestival (IKW) bringt vom 9. bis 17. Juli in vier Anlässen Musik, Literatur und bildende Künste in einem neuen Format zusammen.

Foto: IKW,SMPV

Das Festival will Natur, Mensch und Kunst verbinden. Die Interaktion zwischen Künstlerinnen, Künstlern und Publikum, das Live-Erlebnis also, ist das zentrale Anliegen der Organisatoren. Aufführungen finden u.a. in der Alten Rathauspassage und beim Walcheweiher (Wandelnde Kunst im Winterthurer Wald) statt. Mit von der Partie sind die Musikerinnen und Musiker Elio Coria, Jonas Iten, Nicolás Gagliani, Fernando Noriega Diaz, Carolina Mazalesky und das Duo Silbersaiten, die Schriftstellerin Meret Gut sowie der bildende Künstler Luca Harlacher.

Daten und Orte:

https://www.ikwfestival.com

Kulturbesuche nehmen wieder zu

Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung ist bereit, Kulturbesuche ohne weitere Bedenken wiederaufzunehmen. Dies hat eine Befragung ergeben, die im Auftrag des Bundesamts für Kultur (BAK) und des Generalsekretariats der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (GS EDK) im April 2021 durchgeführt wurde.

Symbolbild: digitalstorm/depositphotos.com

Gegenüber der zweiten Befragung von September 2020 hat die Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Kulturbesuche deutlich zugenommen. Waren damals nur 18 Prozent der Befragten bereit, kulturelle Institutionen oder Veranstaltungen «ohne grosse Bedenken» wieder zu besuchen, lag dieser Anteil im April 2021 bereits bei 30 Prozent, bleibt damit allerdings noch immer in der Minderheit.

36 Prozent der Befragten rechnen damit, die Ausgaben für Kulturbesuche zu reduzieren (September 2020: 55 Prozent). Nur noch 55 Prozent der befragten Abonnenten wollen ihre Abonnemente erneuern (September 2020: 69 Prozent).

Parallel zur dritten Befragung der Bevölkerung wurde erstmals eine Befragung der Kulturinstitutionen durchgeführt. Diese zeigt, dass die Kulturinstitutionen von der COVID-Krise hart getroffen wurden: 79 Prozent der befragten Institutionen (ausgenommen die Bibliotheken) haben Kurzarbeit angemeldet und / oder eine Ausfallentschädigung beantragt. 41 Prozent der Institutionen, die Abonnemente anbieten, verzeichnen für die Saison 2020/2021 einen Rückgang der Abonnementszahlen, im Durchschnitt 35 Prozent.

Mehr Infos:
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-84373.html

Zappa, Varèse, Waespi: Wenn sich Rock und Klassik finden

Überraschende Programme sind Teil der DNA der Basel Sinfonietta. Das Konzert mit Musik von Frank Zappa und einem neuen Werk von Oliver Waespi passt also genau.

Jojo Mayer inmitten der Basel Sinfonietta. Foto: Zlatko Mićić/Basel Sinfonietta

Seit 41 Jahren bekennt sich die Basel Sinfonietta dazu, nebst Unbekanntem und Bekanntem auch Zeitgenössisches in ungewöhnlichen Besetzungen und Konzertformen zur Aufführung zu bringen. An diese Prämisse hält sich das Orchester auch zum Abschluss der Saison 2020/21. Auf dem Programm im Stadtcasino Basel stehen dabei nicht nur drei Werke von Frank Zappa, dem 1993 verstorbenen Rockprovokateur, sondern auch die Uraufführung eines Drumset-Konzerts aus der Feder des Komponisten Oliver Waespi – mit dem Schweizer Schlagzeuger Jojo Mayer als Solist.

Im Vorfeld des Konzertes mit dem Titel Jojo, Zappa und Rock’n’Roll verriet Dirigent Baldur Brönnimann, dass es ursprünglich im Freien hätte stattfinden sollen. «Wir wollten Waespi mit Werken von Bernhard Gander und anderen kombinieren, schliesslich mussten wir das Orchester verkleinern und ohne Pause spielen.» Was die pandemiebedingten Herausforderungen für den Kulturbereich gut illustriert. Immerhin: Dank dem Abflachen der Ansteckungskurve lässt sich der Abend endlich wieder vor Publikum durchführen, was Daniela Martin, Geschäftsführerin der Basel Sinfonietta, bei ihrer Einführung als «aufregenden Moment» bezeichnet. Sie bilanziert: «Es war eine Saison der Wogen, aber wir haben sie gemeistert.»

Frank Zappa und Edgar Varèse

Eröffnet wird die Aufführung mit Dupree’s Paradise von Zappas 1984er-Album The Perfect Stranger. Das rund siebenminütige Stück, das, wie der Komponist sagte, im Jahr 1964 während einer Jamsession frühmorgens in einer Bar in Los Angeles spielt, präsentiert sich wie ein experimenteller und betont expressiver Film-Soundtrack: Auf frühlingshaft anmutende und optimistische Momente folgen rasch düstere Exkursionen, die bisweilen an George Gershwin erinnern. Im Mittelpunkt stehen dabei die ständig wechselnden Rhythmen, die sich steigern und abflachen wie ein Gespräch, das langsam in die Gänge kommt, dann an Fahrt aufnimmt, nur um wieder zu versanden. Bis das Ganze nach einer neuerlichen Steigerung mit raumgreifender Instrumentierung und einem Knall endet.

Danach ist die Reihe an Get Whitey. Das Werk von 1992 fokussiert auf komplexe Rhythmen und polyrhythmische Strukturen und wirkt wie die Untermalung eines unverhofften Zusammentreffens. Eines, bei dem sich etwa Klarinette, Harfe oder akustische Gitarre erst schüchtern beschnuppern und äussern, sich dann aber zusehends selbstbewusst und fordernd geben. Bevor die Sinfonietta diesen Konzertteil abschliesst, erzählt Brönnimann von Zappas 15. Geburtstag und seinem Wunsch, mit seinem Vorbild Edgar Varèse telefonieren zu dürfen. Zwar kam der Anruf zustande, bloss der Komponist war nicht zu Hause. Was der lebenslangen Faszination Zappas für dessen Arbeiten jedoch keinerlei Abbruch tat. Das legt auch The Perfect Stranger von 1994 nahe. «Es weist viele Anklänge an Varèses Stück Déserts auf», bestätigt Brönnimann. Laut Zappa soll das Werk von einem Staubsaugervertreter handeln, der sich ausschweifend mit einer nachlässigen Hausfrau unterhält. Das äussert sich in schier trunkenen Motiven, die auf immer wieder aufwallende Westernmotive treffen und mit gezupften Saiteninstrumenten und Paukenschlägen aufwarten. Es ist eine höchst gelungene und neugierige Auseinandersetzung zwischen E- und U-Musik, bei der die Rhythmen einem konstanten Katz-und-Maus-Spiel unterzogen werden – herausfordernd und lohnend zugleich.

Jojo Mayer und Oliver Waespi

Während die Bühne für den letzten Programmteil umgebaut wird, finden sich darauf nebst dem Dirigenten auch Komponist Oliver Waespi und Drummer Jojo Mayer ein, um sowohl über Frank Zappa als auch ihre eigene Zusammenarbeit zu sprechen. Sie habe sich, sagt Brönnimann, als tolles Erlebnis entpuppt. Dies insbesondere, weil dabei die Schnittmenge von Rock und Klassik zum Tragen komme. Auf die Frage, wie er an die Komposition seines neusten Stück Volatile Gravity herangegangen sei, erklärt Waespi: «Wie viele Musiker kann ich zwar nicht sonderlich gut tanzen, doch ich fühle mich als Rhythmusmensch.» Sein dreiteiliges Werk für Drumset und Orchester versteht sich als eine Art musikalische Erkundung einer Stadt. Die Form des Stücks artikuliert sich dabei entlang eines imaginären urbanen Raums mit mehreren Zentren – aufgespannt zwischen bebauten und unbebauten, strukturierten und offenen Bereichen. Live spiegelt sich das im ersten Teil mit dem Titel High Frequency Trading wider, der in Nullkommanichts von 0 auf 100 schaltet und sowohl für Dynamik als auch Dramatik besorgt ist.

Zunächst geht das Schlagzeug von Jojo Mayer im Orchestermeer zwar schier unter, doch kraft seiner Beharrlichkeit und Virtuosität gelingt es dem in New York wohnhaften Künstler, sich zunehmend in den Mittelpunkt zu spielen und die sich bietenden Improvisationsmöglichkeiten zu nutzen. Bisweilen wirkt die Musik wie ein Hochseilakt ohne Sicherheitsnetz: Mayers Patterns tänzeln über den wogenden Wellen, die das Orchesters unablässig aufwirft. Man spürt: Der Schiffsbruch ist nur einen Ruder- respektive Schlagzeugschlag entfernt, doch gemeinsam wird die Herausforderung gemeistert. Auch, weil es Mayer versteht, in seinen Solos die Einwürfe der Orchestermusiker aufzunehmen und mit Wucht und Präzision darauf zu antworten. Die aufeinandertreffenden Kräfte von Orchester und Solist sind nicht nur ebenbürtig, sondern es gelingt den Beteiligten, sich je länger je mehr zu finden – und zu vereinen. Das Resultat ist pulsierende Musik, die gleichermassen aus Rock und Klassik schöpft und den geschaffenen Spannungsbogen bis zum Schluss hochhalten kann.

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Oliver Waespi, Jojo Mayer und Baldur Brönnimann (vorne, von links). Foto: Zlatko Mićić/Basel Sinfonietta

11 Kompositionen ausgezeichnet

Die Jury des VII. Wettbewerbs für Elektronische Musik des Forum Wallis hat aus 234 eingereichten Werken 11 prämiert und weitere 10 mit einer Special Mention bedacht.

Schloss Leuk. Foto: Forum Wallis,Bild: Forum Wallis

Der internationale Wettbewerb für neue akusmatische Musik Ars Electronica Forum Wallis wird 2021 zum 7. Mal ausgetragen. Wie das Festival und die Jury mitteilen, sind nun die Resultate bekannt: In die Ränge der Ars Electronica Forum Wallis Selection 2021 kamen elf Werke von Komponisten und Komponistinnen aus der Schweiz, Griechenland, Frankreich, Grossbritannien, Israel, Argentinien, Kolumbien und den USA (in alphabetischer Reihenfolge): Manuella Blackburn/Microplastics, Lee Gilboa/Redacted, Bernadette Johnson/Summer Fragments, Panayiotis Kokoras/AI Phantasy, Thibault Madeline/Enfant Sauvage, Thibault Madeline/Le murmure de Bombus, Nicolás Medero Larrosa/nightblooming-genera, David Nguyen/Whale Song Stranding, Richard Scott/Thunder actually bycicles, Sylvain Souklaye/Soliloquy in motion, Juan Carlos Vasquez/Channel Zero.

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v.l.n.r.u.o.n.u.: Manuella Blackburn, Bernadette Johnson, Lee Gilboa, Sylvain Souklaye, Richard Scott, Nicolás Medero Larrosa, Juan Carlos Vasquez, David Nguyen, Panayiotis Kokoras.

Special Mention und Jury

Eine Special Mention gab es für zehn weitere Werke (in alphabetischer Reihenfolge): Renzo Filinich Orozco (PER)/Convergent Points, Elliot Hernandez (MEX)/Ritual, Lisa-Maria Hollaus (AUT)/Brut, Helge Meyer (GER)/Noise Music, Paul Oehlers (USA)/Flux Hammer, Christopher Poovey(USA)/Forged Effervescence, Leah Reid (USA)/Reverie, Richard Scott (GBR)/Music floats upwards, Ryne Siesky (USA)/Wanton Hush, Pierre-Henri Wicomb (ZFA)/Evenly hovering.

In der Jury walteten Kotoka Suzuki (Tokyo/Toronto), Reuben de Lautour (Christchurch), Jaime Oliver (Lima/New York) und Javier Hagen (Leitung Forum Wallis). Die gekürten Werke werden am 10. August vom schweizerisch-italienischen Komponisten und Toningenieur Simone Conforti (Biennale Musica Venezia, IRCAM Paris) im Rahmen des Festivals für Neue Musik Forum Wallis auf Schloss Leuk aufgeführt.

Eingereicht wurden 234 Werke aus allen Kontinenten. Bemerkenswert war die grosse Menge an Werken, welche sich mit den unmittelbaren und weitreichenden Folgen der Coronapandemie auseinandersetzten, sowie die hervorragende Qualität und damit auch die zahlenmässige Präsenz lateinamerikanischer Komponisten, die ein Viertel der 21 ausgewählten Werke stellen.
 

Forum Wallis

Das Forum Wallis ist ein internationales Festival für Neue Musik, das 2006 gegründet wurde und von der Walliser Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik IGNM-VS normalerweise über das verlängerte Pfingstwochenende veranstaltet wird. Die 15. Festivalausgabe findet in diesem Jahr Corona-bedingt vom 10. bis 12. August auf Schloss Leuk statt. Gastensembles und -solisten sind das Ensemble Modern, Lukas Ligeti, UMS ´n JIP, Hanspeter Pfammatter, Manuel Mengis, Lukas Huber, Roberto Domeniconi, Urban Mäder, Silke Strahl, Gerry Hemingway und das Hyper Duo.
 

Aargauer Laienkultur unter der Lupe

Eine Strukturanalyse beschreibt erstmals die Situation der Aargauer Laienkultur, um daraus Erkenntnisse für das neue Kulturkonzept 2023–2028 zu gewinnen.

Symbolbild. Foto: Kyle Head / unsplash.com

Im Herbst 2020 hat die Abteilung Kultur des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS) eine Strukturanalyse im Bereich Laienkulturverbände und Laienkulturvereine im Kanton Aargau in Auftrag gegeben. Die Studie hatte zum Ziel, die Situation der Aargauer Laienkultur zu beschreiben, die in Verbänden und Vereinen organisierten Laienkultursparten zu analysieren, übergreifende Verbindungen aufzuzeigen und einerseits Herausforderungen, andererseits aber auch gute Entwicklungsansätze zu erkennen.

Zu diesem Zweck wurden die sechs wichtigsten Verbände der Laienkultursparten Blasmusik (Aargauischer Musikverband), Chor (Aargauischer Kantonalgesangsverein), Theater (Aargauischer Theaterverband), Trachten (Aargauischer Trachtenverband), Jodeln (Nordwestschweizer Jodlerverband, Teilverband Aargau) und Museen/Sammlungen (Verband Aargauer Museen und Sammlungen) sowie deren Mitgliedervereine befragt.

Die meisten Vereine sehen sich gut bis sehr gut in der Bevölkerung verankert. Ein Grossteil der Vereine beurteilt die finanzielle Situation als zufriedenstellend bis stabil, fürchtet jedoch eine künftige Verschlechterung aufgrund der Corona-Pandemie sowie des anhaltenden Mitgliederrückgangs. Letzterer ergibt sich meistens wegen der Schwierigkeiten hinsichtlich der Nachwuchsförderung. So fällt es vielen Vereinen schwer, jüngere Mitglieder und geeignete Personen für die Leitungsfunktionen zu finden. In den meisten Vereinen nimmt das operative Geschäft eine zentrale Funktion ein, strategischen Fragen hingegen schenkt man in der Tendenz wenig Beachtung. Viele Verbände und Vereine würden eine intensivere spartenübergreifende Zusammenarbeit sehr begrüssen.

Mehr Infos:
https://www.ag.ch/de/aktuelles/medienportal/medienmitteilung/medienmitteilungen/mediendetails_168705.jsp

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