Vom Beruf zur Berufung …

… aber die Bildungs-Strukturen für «Lebens Lange Lernen» stimmen oft (noch) nicht.

Ein Studium in fortgeschrittenem Alter ist oft nur möglich, wenn dieses individuell an die familiäre und berufliche Situation angepasst werden kann und keine Altersguillotine erbarmungslos zuschlägt.

Die nachfolgenden Interviews zeigen, dass ein Berufsstudium in der Lebensmitte dank gereifter Lebensphilosophie, Lebenserfahrung und Erwartungen auf einen sehr fruchtbaren Boden fällt.

Der Megatrend «Lebens Langes Lernen» ist wohl die offensichtlichste Konsequenz darauf, dass wir gesünder älter werden und die Freizeit nicht primär zur Erholung, sondern zum Vergnügen, Reisen oder eben zur Weiterbildung nutzen können. Da ist es nicht überraschend, dass viele auch mit 30, 40 oder gar 50 Jahren noch einen Berufswechsel anstreben und so die Berufung zum Beruf machen wollen.

Dass ein Berufsstudium auch in fortgeschrittenem Alter möglich ist, zeigen die konkreten Fälle von Isabelle Schmied (42) und Dr. Andrea Schmidinger (51), die heute praktizierende Fachärztin für Neurochirurgie ist. Beide haben sich entschieden, bei der Kalaidos einen Bachelor of Arts in Music zu absolvieren, weil sie hier ihr Studium mehr als an anderen Hochschulen den persönlichen Gegebenheiten individuell anpassen können.

Michael Bühler hat sich mit ihnen unterhalten.

Was hat Sie bewogen, noch einmal die Schulbank zu drücken und ein Musikstudium zu absolvieren?

Isabelle Schmied: Auch wenn mich die Liebe zur Musik seit früher Kindheit begleitete, fand ich erst mit 21 Jahren zum klassischen Gesang. Der Wunsch eines Gesangsstudiums schlummerte lange in mir, doch erst als ich Anfang 30 zu meiner Lehrerin fand, die mir endlich die richtige Technik für ein freies und natürliches Singen vermittelte, fasste ich den Entscheid, diesen lange gehegten Traum wahr werden zu lassen. Es mussten noch zehn Jahre vergehen, bis die Lebensumstände
gepasst hatten.

Andrea Schmidinger: Ich habe schon im-mer Geige studieren wollen, mich dann aber für die Medizin entschieden. Nach Studium, Facharztausbildung und familiären Herausforderungen nehme ich mir seit ein paar Jahren Zeit für professionellen Unterricht. Letztes Jahr durfte ich mit dem Amateur-Orchester, in dem ich spiele, Wieniawskis 2. Violinkonzert als Solistin aufführen. In dem Kontext wurde mir klar, dass nun der richtige Zeitpunkt für das Musikstudium gekommen ist.

Welche Voraussetzungen mussten für Sie erfüllt sein, damit Sie Ihr Studium mit Ihrem Beruf oder Ihrer privaten Situation überhaupt vereinbaren können?

IS: Für mich waren die örtliche und zeitliche Flexibilität zentral, damit ich meine vielfältigen Engagements als Leiterin von 3 Chören, meine gleichzeitige Ausbildung zur Jodelchordirigentin, wie auch meiner Teilzeit-Anstellung bei der schweizerischen Chorvereinigung unter einen Hut bringe. Die Möglichkeit, einen Teil meines Studiums mit online-Unterricht zu absolvieren, ist mir deshalb sehr wichtig.

AS: Am wichtigsten ist für mich zum einen die Möglichkeit, das Studium modular gestalten zu können; zum anderen ist sicher ein sehr gutes Zeitmanagement wichtig, ein Raum, in dem man jederzeit üben kann und last but not least: ein sehr toleranter Partner.

Wie hat Ihr privates Umfeld auf Ihren Entscheid reagiert?

IS: Meine Familie und Freunde haben sich ausnahmslos über den Entscheid für mich gefreut, da sie genau wissen, dass ich mir damit einen lang gehegten Traum erfüllen kann.

AS: Aus meinem engsten Familien- und Freundeskreis kamen durchweg unterstützende, positive Rückmeldungen.

Wird Ihr Entscheid, in einen Hochleistung-Beruf einsteigen zu wollen, von anderen Musiker:innen ernst genommen oder belächelt?

IS: Bis jetzt habe ich eigentlich nur positive Rückmeldungen erhalten. Und was andere über meinen Entscheid denken, spielt für mich eine untergeordnete Rolle, denn ich weiss meine beruflichen Möglichkeiten einzuschätzen und habe realistische Erwartungen.

AS: Die Musiker:innen, mit denen ich befreundet bin, finden das prinzipiell gut, wenngleich sie es auch nicht so ganz verstehen, da ich ja auch schon einen tollen Beruf habe.

30 Jahre Orchestrina Chur: Jubiläum 
mit Uraufführung von Gassmann

Die Orchestrina Chur, bestehend aus rund 25 Streicher:innen, feierte Anfang Februar ihr 30-jähriges Bestehen mit der Uraufführung «Bernina Express» von Robert Gassmann.

30 Jahre ist es her, dass die Orchestrina Chur im Sommer 1994 durch einen kleinen Kreis Musiker:innen zusammen mit dem Dirigenten Heinz Girschweiler gegründet wurde. Mittlerweile ist die Orchestrina gewachsen und der Verein besteht heute aus rund 25 Amateurstreicher:innen. Seit der Gründung wirkt Ruth Michael als Konzertmeisterin mit und hat das Orchester dadurch wesentlich mitgeprägt. 

Bis 1999 bestand eine enge Zusammenarbeit mit der Kantorei St. Martin in Chur. Bereits damals wurde die Tätigkeit für die Kirchgemeinde durch eigene Konzerte ergänzt. Seit sich die Orchestrina von der Kirche gelöst hat, werden jährlich zwei bis drei Konzertprogramme aufgeführt. 2013 übernahm die Cellistin Anita Jehli die Leitung der Orchestrina. Sie war einigen Musiker:innen des Orchesters bereits bekannt und wurde deshalb kurzerhand angefragt. Ursprünglich sagte sie für ein Projekt zu und ist dem Ensemble danach glücklicherweise bis heute erhalten geblieben. Als Cellistin kann sie bei «streichertypischen» Schwierigkeiten stets die passenden Tipps geben und praktische Lösungen zeigen.

Haydn, C. P. E. Bach und Uraufführungen
2016 leitete sie das Orchester in einem Cellokonzert von Carl Philipp Emanuel Bach zum ersten Mal vom Cello aus. Ein Experiment, das im Februar 2023, passend zu ihrem zehnjährigen Jubiläum als Dirigentin der Orchestrina, wiederholt wurde: dort mit dem Cellokonzert von Camille Saint-Saëns, das in einer Bearbeitung für Streichorchester und Solo-Cello gespielt wurde. Ein ganz besonderes Konzert, das allen Beteiligten in Erinnerung bleiben wird! Wie auch das Projekt Vier Jahreszeiten vom Juni 2023, in dem die Orchestrina zusammen mit der Tanzerina, einer Churer Ballettschule, Vivaldis Jahreszeiten aufführte.

Zu vielen Jubiläumskonzerten wurden ebenfalls besondere Programme zusammengestellt. So spielte die Konzertmeisterin Ruth Michael 2014 zum 20. Jubiläum ein Violinkonzert von Joseph Haydn. 2019 komponierte Mario Giovanoli zum 25. Geburtstag der Orchestrina das Werk Feuer, Erde, Luft und Silber. Und auch das 30. Jubiläum feierte die Orchestrina mit einem extra für sie komponierten Werk: Bernina Express, komponiert von Robert Grossmann. Anfang Februar führte die Orchestrina das neue Werk von Gassmann in drei Jubiläumskonzerten in verschiedenen Bündner Gemeinden auf.

Es ist der Orchestrina Chur ein grosses Anliegen, Solist:innen und Komponist:innen aus dem Kanton Graubünden zu fördern und ihnen eine Plattform zu bieten. Dank der vielen Programmideen von Anita Jehli werden auch in Zukunft spannende und abwechslungsreiche Programme zu hören sein, auf die sich sowohl die Zuhörenden wie auch die Mitspielenden freuen können!

www.orchestrina.ch

40 Jahre EPTA Schweiz

Die EPTA Schweiz feiert ihren runden Geburtstag mit einer internationalen Konferenz in Luzern vom 29.2. bis 3.3.2024.

Symbolbild: kzwwsko/depositphotos.com

Wolfgang Clausnitzer, Vorstandsmitglied, spricht mit unserem Präsidenten Tomas Dratva.

Tomas, die EPTA gibt es in der Schweiz seit 40 Jahren, was ist die EPTA und worin besteht ihr Nutzen?

Die EPTA (European Piano Teachers’ Association) wurde in Grossbritannien in den 1970er Jahren gegründet. Bald folgten in vielen europäischen Ländern nationale EPTA-Gründungen – in der Schweiz im Jahre 1984. Zu den wichtigsten Anliegen der EPTA gehören der fachliche Austausch, die Vernetzung und die Weiterbildung unter Pianist:innen. Dies findet vor allem in Form von internationalen und nationalen Konferenzen und Tagungen statt.  

Bald steht die internationale Konferenz an, wie oft gibt es das?

Die «46th International EPTA Conference 2024» in Luzern steht in der langen Reihe von Konferenzen, welche jährlich in einem anderen Land durchgeführt werden, zuletzt in Rom, Guimarães und Madrid. Bei diesen Konferenzen handelt es sich um die europaweit grössten Kongresse rund um das Thema Klavier.

Was sagst Du zum Angebot der internationalen Konferenz in Luzern?

Wir bieten ein sehr abwechslungsreiches Programm mit 50 Referent:innen aus aller Welt, welche sowohl zu künstlerischen als auch zu klavierpädagogischen Themen in Form von Lectures, Lecture Recitals und Workshops vortragen werden.

War es schwer, so viele Referenten und Referentinnen zu gewinnen?

Wir schätzen uns glücklich, dass wir mit der Hochschule Luzern – Musik und deren Studierenden und Forschenden einen starken und attraktiven Kooperationspartner gefunden haben. Unser «Call for Proposals» im vergangenen Sommer zum Thema «CHANGES – Visions & Evolutions in Piano Music» wurde von vielen Pianist:innen und Forschenden beantwortet. Dies hat es uns eher leicht gemacht, unsere Kongressinhalte anzubieten. 

Wir freuen uns auf lehr- und ereignisreiche Klaviertage und ermuntern das Schweizer Fachpublikum zum Besuch. Selten findet ein hochkarätiger Klavierkongress so nah vor unserer Haustüre statt. Anmeldungen für Hörer:innen sind bis am 15. Februar 2024 möglich.

Musik-Kurswochen Arosa 2024

Die 38. Musik-Kurswochen bieten von Juni bis November 127 Kurse an. Nebst unzähligen Kursen für Amateure, finden auch wieder diverse Meisterkurse statt.

Seit 38 Jahren bietet der Verein Arosa Kultur die Musik-Kurswochen Arosa an. Jeden Sommer und Herbst finden rund 1400 Teilnehmende den Weg in die herrliche Bergwelt von Arosa. Im Einsatz stehen rund 200 versierte Kursleitende aus der Schweiz und dem Ausland. Die meist 6-tägigen Kurse richten sich sowohl an Laienmusiker:innen wie auch an Berufsmusiker:innen und Studierende.

Nicht nur Musik-Kurse im Angebot

Die rund 80 Instrumentalkurse sind für die verschiedensten Streich-, Blas-, Tasten- und Percussions-Instrumente ausgeschrieben. Ein buntgemischtes Programm erwartet die Teilnehmenden der verschiedenen Chor- und Singwochen. 

Arosa Kultur bietet aber nicht nur Musik-Kurse an. Im Programm finden sich auch Malkurse, diverse Tanzkurse, ein Kurs für Sprechtraining und ein Instrumentenbaukurs. Erneut finden auch verschiedene Anfängerkurse und spezielle Kurse für Kinder und Jugendliche statt.

Neu im Programm

Folgende Kurse werden im 2024 zum ersten Mal angeboten: Anfägerkurs für Zither mit Hedi und Hans Eggimann– Kammermusik für Gitarre/Streicher/Querflöte mit Nicolas Corti, Han Jonkers und Hieronymus Schädler – Flamencogitarre mit Alexander Gil – Gospelwoche mit Susan Wipf und Herbert Sahli – Innovative Strings mit Michèle Walther – Filmmusik für Klavier mit Laura Valkovsky – Meisterkurs für Piccolo mit Nolwenn Bargin – Renaissance Tanz und Musik mit Véronique Daniels und Claire Foltzer und Barockvioline mit Claire Foltzer und Andreas Westermann.

Arosa Music Academy und Meisterkurse 

Auch im Bereich der Spitzenförderung sind die Musik-Kurswochen Arosa international mit dabei. 15 verschiedene Meisterkurse und zwei Arosa Music Academy’s finden im Sommer und Herbst 2024 in Arosa statt. Unter den Teilnehmenden werden mehrere Preise der Hans Schaeuble Stiftung verliehen. 

Informationen und Anmeldung

Alle Informationen über die Kurse sowie die Anmeldung finden
Sie im Internet unter www.musikkurswochen.ch oder www.meisterkursearosa.ch. Das gedruckte Kursprogramm kann bei der
Geschäftsstelle von Arosa Kultur (siehe Kontakt) bestellt werden. Für Frühbucher gibt es bis Ende Februar 40 Franken Rabatt.

Ein neues Team für neue Herausforderungen

Die Kalaidos Musikhochschule beginnt das Jahr 2024 mit grossen personellen Veränderungen. Sowohl Studiengangsleitungen als auch die Leitung der Administration werden neu besetzt.

Mit Leslie Leon (Studiengangsleitung Master Pädagogik), Jens Bracher (Studiengangsleitung Master Performance) und Luise Tophoff (Leitung Administration) haben wir kompetente und engagierte Mitarbeitende gefunden. Leslie ist Sängerin und Hochschuldozentin für Sprecherziehung und Kommunikation, Jens Trompeter und bisher Leiter eines Hochschul-Career Centers, Luise hat Erfahrungen als Teamleiterin in einem internationalen Unternehmen und einem privaten Bildungsinstitut. Alle drei haben sich in einem Bewerbungsverfahren als unsere Wunschkandidat:innen erwiesen und legen eine grosse Begeisterung für die Leitung der Musikhochschule an den Tag. Nach vielen erfüllten
Jahren an der Kalaidos freut sich das nun ehemalige Team darauf, ihr Engagement aus der Ferne beobachten zu können.

Warum habt ihr euch an der Kalaidos Musikhochschule beworben?

Luise Tophoff (LT) Ich freue mich auf die Arbeit in einem innovativen Umfeld, das mit der Zeit geht, in einer Fachhochschule, die sich den Lebenssituationen der Studierenden anpasst. 

Leslie Leon (LL) Ich freue mich, meine Expertise in Musikpraxis und Hochschuldidaktik jetzt für die Kalaidos Musikhochschule einzu-
setzen.

Jens Bracher (JB)  Nach meinen Erfahrungen an einer norddeutschen Musikhochschule kann ich nun in der Nähe meines Wohnortes und meiner Kinder tätig sein!

Was liegt euch bei der Weiterentwicklung der Hochschule am Herzen?

JB Als private Hochschule kann und muss die Kalaidos anders agieren als öffentliche Institutionen. Das bedeutet, dass die aktuelle Musiklandschaft direkter in den Blick genommen werden,
ja geradezu vorhergesehen werden muss, um
Angebote schneller auf die Bedürfnisse Studierender zuzuschneiden.

LT Eine stärkere Vernetzung mit anderen Fachbereichen könnte uns die Chance bieten, voneinander zu profitieren und einander gegenseitig zu inspirieren. Besonders am Herzen liegt mir auch die zielgerichtete, kooperative Teamarbeit, die kontinuierliche Vertiefung fachlichen Wissens und die qualitativ hohe Betreuung der Studierenden.

Wie wird sich die Musikhochschullandschaft verändern? In welchen Bereichen sollten sich Musikhochschulen wandeln, um den Anforderungen neuer Berufsfelder, technischer Entwicklungen und Studierenden-Generationen gerecht zu werden?

LL Schauen wir uns globale Bildungstrends an, sehen wir, dass die Zukunft des Lernens digitaler sein wird. Wir werden uns mit Themen wie Mobiles Lernen, dem Einsatz von adaptiven Lernalgorythmen, personalisierten Lernprozessen und individuellen Learning Journeys auseinandersetzen und auch den Aspekt der Gamifizierung von Lernprozessen nicht ausser Acht lassen. Dennoch erwarte ich auch eine Gegentendenz, und diese macht ein Studium an einer Musikhochschule wie der Kalaidos so wertvoll: die direkte, persönliche, analoge Kommunikation, das persönliche Erleben von Musik.

JB Die Frage der Relevanz des Musikberufs wird sich noch stärker stellen. Hier werden wir Studierende verstärkt zur Reflexion über ihr
Berufsfeld einladen und die Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis als Künstler:in in der Gesellschaft fördern. Dies geht einher mit der Vermittlung und Verbindung von Kunst und Entrepreneurial Mindset, was keinen Widerspruch
darstellt.

Es wird in letzter Zeit oft darüber geredet, dass es zu viele Musikstudierende gebe, die am Jobmarkt keine Chance haben. Braucht die heutige Welt weniger Künstler:innen?

JB Ich würde nicht davon sprechen, dass wir zu viele Leute in die Chancenlosigkeit entlassen, sondern davon, dass  viele Musikstudierende auf zu wenige Berufsfelder hin ausgebildet werden. Wir können gar nicht genug Leute musikalisch bilden! Es braucht aber zusätzliche, ausserfachliche Schlüsselqualifikationen, die Musikschaffenden die Möglichkeit geben, sich selbst einen breiteren ‘Markt’ zu erschliessen.

LL Im Sinne der wachsenden Wertschätzung des Direkten und Analogen brauchen wir mehr Künstler:innen, die nicht im Elfenbeinturm der Kunst bleiben, sondern ihre Kunst erfahrbar
machen für verschiedenste Menschen: junge wie alte, mit wenig und viel Vorbildung, in verschiedenen Kontexten. Die Kunst muss zu den Menschen kommen – so können wir einen Beitrag leisten und unsere Wirkungsfelder, und damit die Nachfrage nach Kunst steigern.

Was sind aus eurer Sicht die grössten Herausforderungen für das Jahr 2024? Auf was freut ihr euch?

JB In einem kleinen Team wirken zu können, freut mich besonders. Gespannt bin ich auch auf den Kontakt mit Studierenden und Dozierenden. 

LT Die wachsenden Anforderungen an die Flexibilisierung und Individualisierung von Bildungswegen zu erfüllen und Absolvent:innen auf gesellschaftliche Herausforderungen vorzubereiten, wird ein wichtiges Thema bleiben. Ich freue mich darauf, mich dieser Aufgabe zu stellen und in Zusammenarbeit mit dem Team dazu beizutragen, dass Studierende ihr Studium mit grösstmöglicher Flexibilität gestalten können.

Wir sind sehr froh, dass ihr nun in der Leitung der Kalaidos Musikhochschule tätig seid, dass ihr Studierenden ein Studium mit grosser Flexibilität und Praxisnähe ermöglicht, und wir wünschen euch alles Gute und viel Erfolg dabei!

Codewort: Mutter Helvetia

Musiktheater spielt bis heute eine nicht zu unterschätzende Rolle für die symbolische Selbstdefinition europäischer Gesellschaften. Das SNF-Forschungsprojekt Opera mediatrix befasst sich mit den Besonderheiten des Schweizer Repertoires.

«Music is not a thing but an activity, something that people do.» So erklärte der amerikanische Musikologe und Komponist Christopher Small vor 25 Jahren die Bedeutung seiner Wortschöpfung Musicking. Diese gemeinschafts(ab)bildenden Dimension von Musik steht im Zentrum des vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Forschungsprojekts Opera mediatrix. Es beschäftigt sich mit dem zeitgenössischen Musiktheater in der Schweiz. 

Akzent auf dem Kollektiv

Die Verknüpfung von Musicking mit Geschichten und szenischer Darstellung prädestiniert das Genre Musiktheater für die ästhetische Verschlüsselung von Wir-Identitäten. Ein Vergleich prägnanter einheimischer Produktionen scheint deshalb besonders geeignet, um landestypische Eigenarten herauszuarbeiten im Hinblick auf das Verhältnis von Musiktheater und kollektiver Identitätsbildung. Und tatsächlich hat das Projektteam der Hochschule der Künste Bern, bestehend aus Leo Dick, Katelyn King und Noémie Favennec einige konstante Muster in der hiesigen Gattungsgeschichte identifizieren können.

Entgegen den dramaturgischen Konventionen in der klassischen Oper rückt das Schweizer Musiktheater im 20. und 21. Jahrhundert nicht das handelnde Individuum, sondern das – zumeist passiv leidende – Kollektiv in den Fokus. Das Genre geht damit grundsätzlich konform mit ähnlichen Tendenzen in benachbarten Kunstdisziplinen. Doch während sich etwa in der Schweizer Literatur und bildenden Kunst eine kritische Tradition der unerbittlichen Analyse verfehlten Gemeinschaftshandelns etabliert hat, neigt das Musiktheater (wie übrigens auch der Schweizer Film) nach wie vor zur impliziten Idealisierung eines „einig Volk von Brüdern“ (und Schwestern). Damit beteiligt sich die Gattung unterschwellig an der Konstruktion eines harmonisierenden Selbstbildes der Schweiz, das seit Beginn des 20. Jahrhunderts vonseiten einer politischen Elite unter dem Label der Helvetia mediatrix propagiert wird. Das gilt auch für Stücke von progressiven Musiktheatermacher*innen, die jeglicher reaktionärer Schweiztümelei unverdächtig sind.

Musiktheatrale Mutter-Kind-Symbiosen

Ob im musikalischen Theater von Christoph Marthaler oder Thom Luz, ob in Kammeropern von Mela Meierhans oder Helena Winkelman: Stets aufs Neue wird im hiesigen Repertoire das singende und musizierende Kollektiv auf die symbolische Suche nach einer verloren gegangen Mutter-Kind-Symbiose geschickt. 

An die Stelle von Schillers zukunftsgerichtetem Freiheitspathos beim Rütlischwur tritt dabei die verhaltene, melancholische Rückschau und Ursprungssehnsucht. Sinnbildlich hierfür steht in jüngerer Zeit etwa das Finale von Xavier Dayers Alzheim, in dem sich eine Gruppe von Demenzkranken kurz vor dem geistigen Wegdämmern noch an das Lied des Wehrliknaben aus der eigenen Kindheit erinnert. Anders als in der epischen und dramatischen Literatur des Landes, etwa in Jeremias Gotthelfs Die schwarze Spinne oder in Friedrich Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame, betritt demgegenüber kaum je die strafende oder grausame Mutter die Schweizer Musiktheaterbühne. Das metaphorische Feld bleibt innerhalb des Genres weitgehend der Beschwörung des Idealbilds einer schützenden und nährenden Mutter (Helvetia) überlassen.

Kunstforschung an der Schnittstelle zwischen kultureller und politischer Bildung

Das Forschungsprojekt ist einerseits als Beitrag zur Geschichtsschreibung in einem von der Musikwissenschaft immer noch vernachlässigten Repertoirefeld zu verstehen. Andererseits strebt das Forschungsteam auch an, Aufklärungsarbeit im Übergangsbereich zwischen kultureller, ästhetischer und politischer Bildung zu betreiben. Veröffentlichungen von vergleichenden Stückanalysen, etwa im Sammelband Musicking Collective, der in Kürze im Verlag Argus erscheinen wird, zielen darauf ab, narrative Kompetenz zu vermitteln. Damit ist in diesem Fall das Wissen darüber gemeint, auf welche Arten sich politische Narrative offen oder verdeckt in (musiktheatrale) Kunstwerke einschreiben. Idealerweise resultiert daraus eine Sensibilisierung für manipulative Mechanismen von politischem Storytelling in künstlerischer Verpackung. Wie jede Form von Theater ist schliesslich auch das Musiktheater wie geschaffen für eine spielerische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, mit Identitäts- und Sinnfragen.

104. Hauptversammlung

Am 1. Dezember 2023 trafen sich die SMG Mitglieder in Basel zur alljährlichen Hauptversammlung, welche in Zusammenarbeit mit der Paul Sacher Stiftung organisiert wurde.

Wie immer wurde die geschäftliche Hauptversammlung von einem Zusatzprogramm umrahmt. Zuerst waren die Mitglieder eingeladen, die neu eröffnete Ausstellung «Ligeti-Labyrinth» im Musikmuseum Basel zu besichtigen. Heidy Zimmermann, Kuratorin der Ausstellung und der Ligeti Sammlung in der Paul Sacher Stiftung, gab eine interessante Einführung zum Leben und Schaffen von György Ligeti, zu dessen 100. Geburtstag die Ausstellung konzipiert wurde. Die beeindruckende Auswahl von Musikmanuskripten, Tonaufnahmen und weiteren Dokumenten aus Ligetis Leben sorgte unter den Mitgliedern für viel Gesprächsstoff.

Nach der Ausstellung führte ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt Basels auf den Münsterhügel, wo die Hauptversammlung im Saal der Allgemeinen Lesegesellschaft statt fand. 

SMG-Hauptversammlung 

Cristina Urchueguía, Zentralpräsidentin der SMG, leitete die 104. Hauptversammlung der Zentralgesellschaft und berichtete über das vergangene Jahr. Nach den Schwierigkeiten in der Corona-Pandemie konnten nun wieder alle Veranstaltungen reibungslos verlaufen. Drei Projekte im vielfältigen Programm der SMG im Jahr 2023 wurden besonders hervorgehoben: 

Am 17.-18. November fand die Arbeitstagung «Die nötigen Schritte tun.» Karl Nef (1873–1935) und die Musikwissenschaft – Arbeitstagung zur Feier von 100 Jahren Ordinariat an der Universität Basel“ am Musikwissenschaftlichen Seminar Basel statt. Die Tagung zeigte die Wichtigkeit der Infrastruktur auf, zu denen Karl Nef massgeblich beigetragen und für welche er lobbyiert hatte, wie z.B. die Musikabteilung der UB Basel und die Instrumentensammlung des Historischen Museums
Basel. 

Vom 23.-25. November fand die Tagung „Musik in der Schweiz in Geschichte und Gegenwart: Das Musiklexikon der Schweiz für das 21. Jahrhundert“ und ein dazugehöriger Workshop an der Universität Bern statt. Mit der Tagung wurde ein wichtiger Schritt in die Richtung eines neuen, modernen und vernetzten Musiklexikons gemacht.  

Im Laufe des Jahres 2023 wurden die Archivbestände der Sektionen Bern, Luzern und Zürich und der Zentrale gesammelt an die Universitätsbibliothek Basel übergeben. Dort befanden sich bereits die historischen Dokumente der Sektion Basel, die auf eine 1899 gegründete Vorgängergesellschaft zurückgehen. Die Archivalien der Sektionen Tessin sind bereits in öffentlichen Archiven (Bellinzona, Genf) verwahrt. Dank der Freiwilligenarbeit von Studierenden, SMG-Mitgliedern, der Zentralpräsidentin und der Geschäftsführerin der SMG konnte das Material im Vorfeld für das Archiv aufbereitet und sachgerecht verpackt werden, so dass die Erschliessung und Bereitstellung bereits im Gang ist. 

Wie bei allen Vereinen üblich, wurde den SMG-Mitgliedern auch die Jahresrechnung vorgestellt und zur Abstimmung vorgelegt. Nach dem Bericht von Quästor Christoph Ballmer wurde dem Zentralvorstand einstimmig die Décharge erteilt. Die versammelten Mitglieder bedankten sich bei Christoph Ballmer für seine exzellente Arbeit. 

Statutenänderungen 

Im vergangenen Jahr hat der Zentralvorstand die Statuten diskutiert, um diese bei Bedarf zu aktualisieren. Daraus sind zwei Änderungsvorschläge für die Statuten heraus gegangen. Zum einen soll die Bezeichnung «Ortsgruppen» in «Sektionen» geändert werden, da die Ortsbindung für eine Mitgliedschaft nicht mehr im Vordergrund steht und des weiteren soll der Vorstand (Zentralgesellschaft) als Zentralvorstand genannt werden, damit es nicht zu Verwirrungen zwischen dem Zentralvorstand und den Sektionsvorständen gibt. Die vorgeschlagenen Statutenänderungen wurden von den Mitgliedern angenommen. Zudem wurde der Antrag zur Auflösung des Dissertationsfonds zugunsten des Editionsfonds einstimmig genehmigt.

Weitere Mitteilungen  

Cristina Urchueguía informierte die Mitglieder über den Tod von Angelika Salge, Leiterin der Musikabteilung der ZB Zürich und Mitglied der SMG-Editionskommission, und würdigte sie als eine sehr geschätzte Kollegin. Den Angehörigen und Arbeitskolleg:innen sprach Cristina Urchueguía im Namen der SMG herzliches Beileid aus. Im Gedenken an Angelika Salge erhoben sich die Mitglieder für eine Schweigeminute.

Nach drei Amtszeiten als Zentralpräsidentin der SMG-SSM wird Cristina Urchueguía ihr Amt ab der nächsten Hauptversammlung zur Verfügung stellen. Sollte sich niemand für die Präsidentschaft melden, wird sie ihr Amt weiter ausüben. 

Die nächste Hauptversammlung wird im Herbst 2024 stattfinden. 

«Es gab nie ein Aber, sondern nur All-in»

Nach 23 Jahren nimmt der musikalische Leiter Marc Urech Abschied vom Siggenthaler Jugendorchester (SJO). Für Iris Eggenschwiler Anlass zu einer Reise zurück zu ihren musikalischen Wurzeln.

Samstagabend, 4. November 2023, Festsaal des Klosters Muri AG: Die Musiker:innen des Siggenthaler Jugendorchesters (SJO) betreten die Bühne, gefolgt vom Pianisten Oliver Schnyder und dem langjährigen musikalischen Leiter Marc Urech. Marc ist der Grund, weshalb ich hier bin. Einen Artikel soll ich schreiben zu seinem Abschied vom Orchester, in dem ich vor rund 20 Jahren, als junge Erwachsene, selbst gespielt habe.

Ein Holzbläser-Akkord erklingt, Streicherpizzicati, Oliver Schnyder zaubert eine Pastorale in den Raum: das Fünfte, «ägyptische» Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns. Vom ersten Ton an bin ich mittendrin, die Energie des Orchesters steckt mich sofort an. Marc sprüht vor Emotionen, wie immer. Dennoch wirkt er schon fast cool, abgeklärt für seine Verhältnisse, das eine oder andere Lächeln bilde ich mir ein, obwohl ich das alles, in seinem Rücken sitzend, nicht wahrnehmen kann. Nach der Pause: die Neunte Sinfonie von Antonín Dvorák. Ich selbst habe das Stück damals im SJO zum ersten Mal gespielt. Einiges klingt anders als früher: gewagter, freier. Der Bogen wird ins Unermessliche gespannt – und er hält, bis ins Schlusstutti hinein. Der Applaus ist gross. Einer alten SJO-Tradition gemäss richtet Marc einige Worte ans Publikum, begrüsst neue Orchestermitglieder und verabschiedet ältere, beginnt im Flüsterton, mündet in ein riesiges Crescendo. Voller Eindrücke, Erinnerungen und Emotionen mache ich mich auf den Heimweg.

Nachhaltige Förderung

Ein paar Tage später treffe ich Marc zum Gespräch in der Musikwerkstatt Windisch-Brugg, dem langjährigen Probelokal des SJO. «Es war mir immer wichtig, eine Umgebung zu schaffen, wo man sich fallenlassen kann – weil man weiss, dass man nicht fallengelassen wird. Ist dieses Vertrauen da, sind die Jugendlichen bereit, die eigene Komfortzone zu verlassen, sich herauszufordern und herausfordern zu lassen. Und das verlange ich in jeder Probe. So geschieht Förderung in einer ganz anderen Nachhaltigkeit.» Schon früh fallen grundlegende Worte. Marc ist kein Typ für Oberflächliches, immer geht es um den Kern, das Wesentliche. Und um mehr als um Musik. 

In seiner Zeit als Leiter des SJO hat Marc regelmässig grosse, technisch schwierige Werke auf die Konzertprogramme gesetzt. Saint-Saëns und Dvorák, Sinfonien von Tschaikowsky oder Brahms: «Werke, die man als Kind oder Jugendliche:r nicht schon in den Fingern hat. Das ist nur möglich, weil wir uns über vier bis fünf Monate vertieft damit auseinandersetzen können und die Jüngeren von der Energie der Älteren mitgerissen werden.» Tatsächlich ist die Altersspanne der Orchestermitglieder ungewöhnlich gross: die jüngsten sind 12, die ältesten 26. Ein Eintritts-Vorspiel gibt es nicht. «Der 12-Jährige sitzt neben jemandem, der acht Jahre im Orchester ist, 16 Programme gespielt hat. Vis-à-vis sitzt einer, der an der Musikhochschule Violine studiert. Das ist Normalität bei uns. Es ist ein Geben und Nehmen. Die Jüngeren profitieren von den Älteren, und als Ältere geben sie das später zurück. Die Jugendlichen sind im Schnitt sieben Jahre im Orchester, das ist ein Drittel ihres Lebens. Sie entwickeln sich in dieser Zeit so stark wie nie mehr. Wenn sie in dieser geschützten Werkstatt sind, entstehen Eindrücke, die unglaublich tief, unlöschbar sind – wie ein Tattoo.»

Den Spagat aushalten

Nach den Gründen für seinen Rücktritt gefragt, zögert Marc. «Das SJO war und ist familiäre Heimat für mich, seit ich selbst mit zehn Jahren im Orchester begonnen habe. In all den Jahren habe ich keine Probe abgesagt, auch während der Pandemie haben wir – wenn immer möglich – geprobt, auch wenn das wegen der Teilung des Orchesters dreifache Arbeit bedeutet hat. Es gab nie ein Aber, sondern nur All-in. Schon als Kind und Jugendlicher habe ich diese Verbindlichkeit sehr wertgeschätzt, und auch später gab es nie etwas, was mich davon abgehalten hat, mit den Jungen zu proben. Aber diese Verbindlichkeit zehrt auch. Entsprechend musste mein Umfeld, meine Familie zu oft zurückstehen.»

Übernehmen wird die Leitung des SJO der Klarinettist und Dirigent Roman Blum, einst selbst Orchestermitglied und Marcs Schüler. Zudem ist er der Sohn des Theologen Walter Blum, der das SJO im Jahr 1979 gegründet hat. «Als Jugendarbeiter – und das ist man in diesem Job – ist man in der Verantwortung, genau hinzuhören und hinzuschauen: Was trägt zu einer nachhaltigen Förderung bei? Ich wünsche Roman von Herzen, dass er das für sich herausfinden darf, dass er die Balance findet, den Spagat zwischen den Bedürfnissen der Jugendlichen und den Ansprüchen von aussen aushalten mag. Denn dafür gibt es kein Rezept. Und dem SJO wünsche ich, dass es stets Menschen in seinem Umfeld hat, die den Spagat mitgehen mögen, denn am Schluss geht es immer um die Jugendlichen. So wird sich das SJO die Werte bewahren können, die es einzigartig machen: Offenheit, Toleranz, Empathie, das Anders-sein-wollen, und sich so im Orchesterspiel zusammenzufinden.»

Jugend Akkordeon Orchester – Entfache deine Leidenschaft

Bist du bereit, dein Talent auf die schrägen Töne des Akkordeons zu entfesseln? Hier bei uns geht es nicht nur um Noten und Rhythmen, sondern um eine witzige und einzigartige Reise durch die Welt der Musik.

Die Förderung musikalischer Talente ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung und die Entfaltung individueller Potenziale. Ein entscheidener Faktor für den Erfolg dafür ist das qualifizierte Leitungsteam.

Dieses bringt nicht nur eine fundierte Ausbildung im Bereich Musikpädagogik mit, sondern auch eine Leidenschaft für das Akkordeonspiel und die individuelle Förderung jedes Teilnehmers. 

Die Erfahrung einer Teilnahme stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein der Jugendlichen, sondern fördert auch den Wettbewerbsgeist und die Weiterentwicklung der musikalischen Fertigkeiten.

Warum du dabei sein solltest: 

Erlebe die Kraft der Musik: Lerne von einem inspirierenden Dirigenten und entfalte dein volles musikalisches Potenzial. 

Entdecke verschiedene Stile: Das Akkordeon bietet unendliche Möglichkeiten zur musikalischen Entfaltung. 

Werde Teil unserer Gemeinschaft: Knüpfe Freundschaften in einer unterstützenden Umgebung und teile die Freude am Musizieren mit Freunden.

Worauf wartest du noch?

Melde dich jetzt an und starte dein musikalisches Abenteuer! Teile diese Chance mit Freunden und motiviere sie, sich anzuschliessen. Sei dabei, wenn wir die Bühne erobern und die Welt mit unserer Musik verzaubern! Melde dich jetzt an und erlebe die Faszination des Akkordeons.

Anmeldung: 

Melde dich mit einem Email unter info@accordeon.ch 

Detaillierte Informationen findest du unter www.accordeon.ch

Liebe Lehrperson, Motiviere deine Schüler*innen sich anzumelden. (Akkordeon, Schlagzeug oder Klavier)

Junge Talente fördern

Stipendien- und Kertész-Wettbewerbe an der Kalaidos Musikhochschule.

Am 13. November 2023 fand der jährliche Stipendienwettbewerb der Kalaidos Musikhochschule statt. Gleichzeitig wurden dieses Jahr die Preise des jährlichen Istvan Kertész-Wettbewerbs vergeben. Die beiden Förderinstrumente zeichnen ausgezeichnete junge Künstler:innen aus und ergänzen die Leistungen des Kalaidos Stipendienfonds, der Studierende in schwierigen finanziellen Situationen unterstützt.

Studierende aller Studiengänge der Kalaidos Musikhochschule waren eingeladen, eine etwa zwanzigminütige Performance mit Stücken verschiedener Stilrichtungen zu geben, um sich für die Stipendien und Preise zu qualifizieren. Von aktuellen Pop-Eigenkompositionen bis zur Orgelmusik war an diesem Konzerttag eine grosse Vielfalt an Stücken, Interpretationen und ganz persönlichen Stilen zu hören. 

Studierende der Jazz- und Pop-Abteilung traten in einer Band mit Gesang, Klavier, Schlagzeug und Bass auf; Studierende der Klassikabteilung spielten Violine, Cello, Klavier, Orgel, Querflöte und Gitarre. Für die verschiedenen Instrumente waren je Expert:innen eingeladen, um die Vorstellungen der einzelnen Studierenden zu beurteilen. Natürlich fiel der Jury die Stipendien- und Preisvergabe nicht leicht – musste sie  doch viele ausgezeichnete Vorführungen verschiedener Stilrichtungen und Instrumentengruppen miteinander vergleichen und einige davon besonders auszeichnen.

Die Stipendien der Kalaidos Musikhochschule gingen an die folgenden jungen Künstler:innen:

  • Alexander Argirov, der gerade erst seine Lehramtsausbildung abgeschlossen und eine Weiterbildung in klassischem Gesang an der Kalaidos Musikhochschule begonnen hat, und mit seiner warmen sonoren Stimme und seinem ausdrucksvollen Textvortrag die Jury begeisterte;
  • Zhang Zhixin, der bald seinen Bachelor im Hauptfach Violine abschliesst und mit seinen vielfältigen Klangfarben und seiner virtuosen Leichtigkeit in Kompositionen von Gabriel Fauré und Henryk Wienawski überzeugte;
  • und die noch nicht einmal zwanzigjährige Inessa Kulmer, die im Master Performance Violine studiert und Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Camille Saint-Saëns und Claude Debussy mit einer grossen Vielfalt an Farben vortrug und die Möglichkeiten ihres Instruments vom leisesten Hauch bis zum Feuerwerk an Akkorden ausreizte. 
  • Ein Förderpreis ging an die Sängerin Katharina Deierlein, den Pianisten Riccardo Venanzi und den Schlagzeuger Wenbiao Yuan, die in einem kleinen, feinen Konzertprogramm Liebeskummer vom 20er-Jahre-Swing bis zur spritzigen Eigenkomposition besangen.
  • Neben den Stipendien wurden auch die Preise des Kértesz-Wettbewerbs vergeben:

Der erste Preis ging an den Pianisten Zeyu Zhao, der im Master studiert und vor allem mit seiner virtuosen Leichtigkeit in der Interpretation eines Werkes von Chopin überzeugt hat. Den zweiten Preis teilen sich die Cellistin Selin Demirel, die Kompositionen Ahmed Adnan Sayguns und Edouard Lalos mit wundervollem Klang und grossflächigen Phrasierungen vortrug, und der Pianist Ruben Russo, der eine Komposition von Brahms mit einer grossen Vielfalt an dynamischer und agogischer Gestaltung interpretierte. Die Organistin Marie Königsbeck, die mit einer Klarheit der Mehrstimmigkeit und einer abwechslungsreichen Registrierung aufwartete, wurde mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Der Schweizer Preis ging an die Geigerin Elisabeth Kulmer, die mit grosser Virtuosität und technischer Präzision glänzte.

Wir Studiengangsleitenden sind nach diesem Tag stolz darauf, alle diese ausserordentlichen Künstler:innen in ihrem Werdegang begleiten zu dürfen. Wir wissen aus eigener Erfahrung, was für ein grosses Engagement, was für ein Durchhaltevermögen und was für eine kreative Energie Musiker:innen brauchen, um von frühem Alter an ein Musikinstrument zu erlernen, eine Unzahl an Stunden damit zu verbringen, Technik und musikalische Gestaltung zu perfektionieren und über alle Hindernisse, nicht zuletzt finanzieller Art, hinweg, dabei zu bleiben, sich für die Musik zu begeistern und diesen Enthusiasmus mit einem Publikum zu teilen. Über die Liebe zur Musik vergessen wir manchmal, welche grosse Leistung dahintersteckt, alles für einen Beruf
zu geben, der in den meisten Fällen mit prekären Arbeitsbedingungen verbunden ist.

Wir freuen uns, die Tätigkeit dieser jungen Künstler:innen finanziell unterstützen zu können und hoffen, mit unserer Arbeit etwas dazu beizutragen, dass sich diese jungen Musiker:innen in ihrer je eigenen Spielart weiterentwickeln und ihr Publikum noch lange mit ihrer Begeisterung für die Musik anstecken und mit ihrem Ausdrucksreichtum verzaubern – haben wir doch in den letzten Jahren gelernt, dass uns gerade in Momenten der Unsicherheit und der Zukunftsangst tief empfundener künstlerischer Ausdruck und das Engagement einer jungen Generation Kraft und Hoffnung geben kann, um der Zukunft optimistischer zu begegnen und sie vielleicht zum Positiven zu wenden. 

Bündner Nachwuchs und internationale Talente

Der Kulturwinter Arosa bietet auch dieses Jahr ein vielfältiges Programm. Neben viel Musik gibt es Vorträge, Lesungen, Gespräche und einen Stummfilm. Aushängeschilder sind dabei die beiden Festivals Arosa Sounds und Klassik Festival Arosa.

Beim Arosa Sounds Anfang Februar ist der Bündner Nachwuchs zentraler Teil des Programms. Unter dem Motto «Bündner Sounds» treten an zwei Abenden je drei Bündner Sängerinnen und Sänger mit der gleichen Begleitband auf. Dabei werden Eigenkompositionen neu arrangiert und im Voraus gemeinsam geprobt. Die Mischung aus jungen und etablierten Musikerinnen und Musikern ist eine Herausforderung, aber bereichernd für alle. Die neuen Interpretationen bringen neue Facetten der Songs zum Klingen und begeistern das Publikum. Marco Todisco, Chiara Jacomet und Julie Fox  werden am Donnerstagabend ihre Qualitäten als Singer Songwriter zeigen, am Freitag wird es rockiger und energetischer mit Dario Hess, Sarah Mark und Gianni Tschenett. Konzerte mit Musikerinnen und Musikern auch von ausserhalb des Kantons Graubünden ergänzen das Festivalprogramm. Dieses Jahr sind der Berner Saxophonist Sha sowie Elvis Coverversionen begleitet von einer Band und Streichquartett zu hören.

Das Klassik Festival Arosa beinhaltet zwölf Konzerte, sieben davon werden von Preisträger*innen des Hans Schaeuble Awards bestritten. Insgesamt sind zwölf Preisträger*innen in Arosa präsent: drei Akkordeonisten, vier Saxophonistinnen, drei Violinisten, eine Bratschistin und eine Cellistin. Sie alle haben im Herbst den jeweiligen Meisterkurs der Arosa Music Academy in Arosa besucht und wurden mit dem Hans Schaeuble Award für ihre ausserordentlichen musikalischen Darbietungen ausgezeichnet. In zwei Gruppen erarbeiten sie in Arosa je ein Konzertprogramm und führen es in Arosa, Chur und Zürich auf. Dabei sind sie in der Klibühni – Das Theater in Chur zu Gast und in Zürich im Rahmen der Konzertreihe Mittagsmusik im Predigerchor der Zentralbibliothek Zürich und in der Johanneskirche Zürich. Mit dem Duo Recantores, bestehend aus Kristina Bistriha, Sopran / Anton Savchuk, Klavier und dem Duo Christoph Croisé, Violoncello / Alexander Panfilov, Klavier sind etablierte international tätige Künstlerinnen in Arosa zu hören. Besonders zu erwähnen ist das Jazz Quartett «Erwin Füchslin – Laurent Girard – Thise Meyer – Madlaina Küng», das improvisierte Musik an der Schnittstelle zwischen Volksmusik, Jazz und Klassik spielt. Bergkirchli-Konzerte mit Jasmine Vollmer, Harfe, Edmauro de Oliveira, Gitarre und Franco Mettler, Klarinette komplettieren das Festivalprogramm. 

Arosa Sounds

1.-3. Februar 2024
Programm
Sha solo / Bündner Sounds mit Marco Todisco, Chiara Jacomet, Julie Fox, Dario Hess, Sarah Mark und Gianni Tschenett / Julie Fox solo / Gianni Tschenett solo / Aloha from Hawaii
Alle Infos unter www.arosasounds.ch

Klassik Festival Arosa

12. – 30. März 2024
7 Konzerte mit Preisträger*innen des Hans-Schaeuble-Awards / Jazz Quartett «Erwin Füchslin/Laurent Girard/Thise Meyer/Madlaina Küng» / Christoph Croisé und Alexander Panfilov / Duo Recantores / Edmauro de Oliveira und Franco Mettler / Jasmine Vollmer
Alle Infos unter www.arosaklassik.ch

International EPTA Conference 2024 in Luzern

Die EPTA Schweiz wird 40! Dies ist Anlass zum Feiern.

Die EPTA Schweiz freut sich, in ihrem Jubiläumsjahr die 46th International EPTA Conference vom 29. Februar – 3. März 2024 in Partnerschaft mit der Hochschule für Musik Luzern durchzuführen. In Europas grösster, jährlich stattfindenden Konferenz rund um das Klavier präsentieren über 50 Referent:innen aus aller Welt Vorträge, Lecture Recitals und Workshops zum Thema «Changes – Visions & Evolutions in Piano Music».

Seit Jahrzehnten bietet die International EPTA Conference ein einzigartiges künstlerisches und klavierpädagogisches Forum für Pianist:innen. Klavierspiel, Interpretation und Klavierpädagogik werden lebendig – neueste Forschung wird geteilt und diskutiert. 

Anmeldungen für Hörer:innen sind bis am 15.2.2024 offen (Early Bird Vergünstigung bis 31.12.23). Nähere Infos sind auf www.epta.ch zu finden. Die EPTA Schweiz freut sich auf alle Begegnungen mit Referent:innen und Gästen.

Rückblick 2023

Im Oktober fand in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern die Herbsttagung der EPTA Schweiz statt. Der zweitägige Kongress widmete sich dem Thema «Klavier in Bewegung». Im Mittelpunkt standen Workshops und Vorträge zum Thema «Magic Piano» – einem zentralen Forschungsthema der HKB. Radio SRF 2 Kultur war erstmals an einer EPTA-Tagung live zu Gast. Im Konzertsaal wurde die Sendung «Diskothek vor Publikum: Welte Mignon – eine pianistische Zeitreise» unter der Leitung der Musikredaktorin Eva Oertle mit dem Tonmeister Andreas Werner und dem Pianisten Tomas Dratva aufgenommen. 

In den Gesprächen wurden zahlreiche Interpretationsfragen zu Texttreue, Improvisation, Agogik, Artikulation und Dynamik im historischen Kontext diskutiert. Die Aufnahmen der Klavierrollen boten verblüffende Erkenntnisse. Die Sendung kann jederzeit auf www.srf.ch nachgehört werden.

Aufbruchstimmung am Gesundheitstag Musik

Am 19. Symposium von Swissmedmusica zeigte sich, dass in der Musikwelt in Sachen Prävention noch Nachholbedarf besteht.

Die Salle Grenette in Fribourg wurde am 11. November 2023 zum Treffpunkt aller Schweizer Interessierten in Sachen Musik und Gesundheit. Da versammelten sich Fachpersonen aus Musikhochschulen, Verbänden, Physiotherapeutinnen, Pädagogen und Forscherinnen zum Thema. Sie entwarfen ein differenziertes Bild davon, wie in der Schweizer Musikszene mit Fragen um physische und psychische Gesundheit umgegangen wird. Wie kann das individuelle Musizieren verbessert werden, ohne die Moativation daran zu verlieren, war eine der Kernfragen. Neuere Forschungsresultate zeichnen dabei zur Zeit ein eher beunruhigendes Bild. Elena Alessandri, Leiterin des Kompetenzzentrums Music Performance Research an der Hochschule Luzern – Musik (HSLU-M), präsentierte zum Beispiel neuere Studien, die darauf hinweisen, dass Musikstudierende schon zu Beginn ihres Studiums im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich mit physischen und psychischen Defiziten zu kämpfen haben. 

Aus der Hochschul-Praxis berichteten Carine Tripet-Lièvre, Studiengangsleiterin Allgemeine Pädagogik an der Haute école de musique Genève – Neuchâtel, Andreas Cincera, der unter anderem an der Scuola Universitaria di Musica della Svizzera Italiana in Lugano (SUM) und an der Berner Fachhochschule (BFH/HKB) tätig ist, sowie Oliver Margulies, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Musikphysiologie, Präventiv- und Musikermedizin im Departement Musik der ZHdK. Müsste man aus ihren Referaten ein gemeinsames Fazit ziehen, dann wohl vor allem dies: Es gibt in Sachen ganzheitlicher Musikpädagogik, die das innere Feuer der Studierenden nicht zum Erlöschen bringt, noch viel zu tun. Cincera illustrierte die Aufgabe mit einem virtuellen dicken Buch, das die zahllosen noch nicht in Angriff genommenen Forschungen zum Thema auflisten würde.

Als Keynotesprecherinnen amteten die Kinder- und Jugendpsychiaterin Anke Grell und die deutsche Musikermedizinerin Antonia Pfeiffer. Erstere zeigte die kindliche und jugendliche Hirnentwicklung und ihren Zusammenhang mit Fähigkeiten, respektive Defiziten der Selbstwirksamkeit auf. Antonia Pfeiffer wurde krankheitsbedingt per Video und Zoom zugeschaltet. Sie erläuterte Varianten von Klopftechniken, mit denen etwa Auftrittsängsten entgegnet werden kann. Die Techniken sind aus der Kinesiologie bekannt. Pfeiffer stellte Weiterentwicklungen durch den deutschen Mediziner Michael Bohne vor.  

Gesundheitstag Musik für alle 

Mit dem Gesundheitstag Musik bietet Swissmedmusica einen Networking-Anlass, der alle Aspekte der Prävention, Pädagogik und Musikermedizin abdeckt und Interessierten jeglicher Couleur eine praxisorientierte Informationsplattform bietet. Teil der Offensive ist auch ein Verzeichnis von Gesundheitsangeboten der Gesellschafts-Mitglieder auf der Webseite Swissmedmusica.ch (unter «Angebote»). Mitglieder profitieren zudem von einem reichhaltigen Newsletter mit Hinweisen auf Veranstaltungen, aktuellen Nachrichten aus der Musikermedizin, Literatur- und Medienhinweisen und weiteren interessanten Inhalten. Ein Mitgliedschaft steht allen offen, die bewusste Gesundheitsarbeit als Chance zur Verbesserung des eigenen Musizierens und der allgemeinen Lebensqualität sehen.   

Der nächste Gesundheitstag Musik findet am 9. November 2024 im Luzerner Neubad statt, in enger Zusammenarbeit mit dem Team der HSLU-M soll dabei erneut ein Überblick über zeitgemässe Methoden und Techniken der  Prävention und des gesunden, inspirierten Musizierens geboten werden.  

Link zum Bericht von Marianne Wälchli

Kulturbotschaft – die kulturpolitische Stossrichtung stimmt, aber es braucht mehr Mittel

Die Kulturbotschaft des Bundes legt die strategische Ausrichtung der Kulturpolitik des Bundes jeweils für eine Periode von vier Jahren fest. Sie beinhaltet die Ziele, die wichtigsten Massnahmen und die Finanzierungsrahmen sämtlicher Förderbereiche des Bundes.

Bis am 22. September 2023 hatten interessierte Kreise die Möglichkeit, eine Stellungnahme zur Kulturbotschaft 2025–2028 einzureichen. SONART machte von dieser Möglichkeit Gebrauch und stimmte seine Stellungnahme mit den Dachverbänden Suisseculture, Suisseculture Sociale, Schweizer Musikrat sowie der Taskforce Culture ab.

Nachfolgend werden einige ausgewählte Punkte aus der Stellungnahme von SONART erläutert.

Soziale Sicherheit

Es ist erfreulich, dass der Bund die soziale Sicherheit der Kulturschaffenden mit verschiedenen Massnahmen verbessern möchte. Denn wie in jedem anderen Berufsfeld sollen auch in der Kultur Arbeitsbedingungen herrschen, die es professionellen Kulturschaffenden erlauben, unter guten Rahmenbedingungen ihren Beruf auszuüben. Dazu gehören eine angemessene Entschädigung der geleisteten Arbeit sowie eine ausreichende soziale Absicherung durch das Sozialversicherungssystem.

Die Berücksichtigung angemessener Entschädigungen bei der Beurteilung von Fördergesuchen – wie in der Kulturbotschaft vorgesehen – ist deshalb zu begrüssen. Dass bei der Beurteilung der Angemessenheit die Empfehlungen der Berufsverbände für Gagen und Honorare herangezogen werden sollen, ist durchaus vielversprechend. Diese Berücksichtigung angemessener Entschädigungen muss mit entsprechenden Mehrmitteln für die Kulturförderung gewürdigt werden.

Allerdings lassen sich die systembedingten Probleme über die Kulturförderung allein nicht lösen, es braucht Anpassungen des Sozialversicherungssystems für atypische Erwerbsformen allgemein sowie für Selbständigerwerbende. Aus diesem Grund ist positiv zu bewerten, dass in gewissen Themenbereichen eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen dem Bundesamt für Kultur BAK und dem Bundesamt für Sozialversicherungen BSV in Aussicht gestellt wird und auch punktuelle Anpassungen des Sozialversicherungssystem ins Auge gefasst werden. Allerdings müsste unseres Erachtens das Sozialversicherungssystem ganz grundsätzlich auf sog. «atypische Arbeitsverhältnisse» – ein zunehmendes Phänomen in allen Branchen – angepasst werden.

Berücksichtigung des ganzen Wertschöpfungsprozesses in der Kulturförderung

Es ist sehr zu begrüssen, dass im Rahmen der Aktualisierung der Kulturförderung zusätzlich die der Produktion vor- und nachgelagerten Phasen gefördert werden sollen. Wir sind überzeugt davon, dass sich mit einer Förderung von vorgelagerten Phasen (Recherche und Entwicklung) und mit einer Verbesserung der Förderung der nachgelagerten Phasen (Promotion, Diffusion und Vermittlung) einerseits die finanzielle Situation der Kulturschaffenden verbessern lässt, anderseits aber diese Art der Förderung auch viel eher dem künstlerischen Schaffensprozess entspricht.

Verstärkte Zusammenarbeit in der Kulturpolitik

Positiv zu werten ist weiter, dass der Bund in der Kulturpolitik die Zusammenarbeit mit den Kantonen, Städten, Gemeinden, Kulturverbänden und privaten Kulturförderinstitutionen verstärken möchte. Die Erfahrungen während der Pandemie, aber auch im Vorfeld der Erarbeitung der Kulturbotschaft zeigen unseres Erachtens, dass insbesondere der Austausch zwischen staatlichen Entitäten, die für die Kulturförderung zuständig sind einerseits und den Kulturverbänden anderseits gewinnbringend ist.

Musikförderung

Auch im Bereich der Musikförderung sind einige wichtige Neuerungen vorgesehen. SONART begrüsst beispielsweise den Ausgleich der Unterschiede in den Fördermassnahmen für verschiedene Musikgenres. Es ist ebenfalls richtig, dass einerseits künftig Projekte in den Bereichen Pop, Rap und Elektro verstärkt gefördert sowie anderseits auch ausgewählte Festivals und Veranstaltungsorte unterstützt werden sollen.

Für eine erfolgreiche Umsetzung der Massnahmen durch Pro Helvetia braucht es aber deutlich mehr Mittel, als bislang für die Musikförderung zur Verfügung standen. 

Erfreulich ist, dass als kulturpolitisches Ziel auch «die Weiterentwicklung angemessener Rahmenbedingungen im digitalen Umfeld» genannt wird. Dazu gehören nach Auffassung von SONART u.a. Massnahmen, welche die global ausgerichteten grossen Streaming-Plattformen wie beispielsweise Spotify verstärkt zu lokalem Handeln stimulieren. Es ist zentral, dass die internationalen Streaming-Plattformen Teams vor Ort in der Schweiz haben, die die vielfältige Schweizer Musikszene kennen und Schweizer Musik auf den Playlists im In- wie im Ausland platzieren, so dass deren Sichtbarkeit verbessert wird.

Finanzrahmen Kulturförderung des Bundes

Die vom Bund für die Vierjahresperiode vorgesehenen Finanzmittel sind nicht ausreichend. Schon nur angesichts der Teuerung und der vom Bund angekündigten allgemeinen Kürzung des Kulturbudgets im Jahr 2024 braucht es ein stärkeres Wachstum des Budgets, als vorgesehen. Das Wachstum des Kulturbudgets in den Jahren 2025–2028 müsste mindestens 2,5 % betragen (anstelle des vorgesehenen durchschnittlichen nominalen Wachstums von 1,2 %).

Stimmen aus dem Archiv

Die Archivalien der SMG haben seit August ein neues Heim in der UB-Basel gefunden. Ein fünfköpfiges Archivteam hat die Bestände über den Sommer akribisch sortiert, fachgerecht verpackt und für den Transport nach Basel vorbereitet. «Lauschen» Sie den Stimmen aus dem SMG-Archiv.

«Lieber Herr Doktor, Sie wissen gar nicht, was Sie mit Ihrem Schreiben vom 8.1.55 – für das ich Ihnen trotzfem [sic!] danke – angestellt haben: einem Basler zuzumuten, am Fasnachtsmontag in Bern einen Vortrag zu halten! Spass beiseite: wenn alle Stricke rissen, käme ich sogar am 28.2 nach Bern, denn ich freue mich sehr darauf. […]» So liest sich der erste Abschnitt aus der Antwort von Hans Ehinger an Kurt von Fischer, damaliger Präsident der SMG-Sektion Bern, auf dessen Einladung für einen Vortrag. Ein humorvoller Brief wie dieser ist nur ein kleiner Bestandteil des SMG-Archivs, welches aus Protokollen, Mitgliederlisten, Korrespondenzen, Veranstaltungsprogrammen und vielen weiteren Dokumenten besteht. Seit einigen Jahren stellte sich für die SMG die Frage, wie diese Dokumente aus der Geschichte der SMG fachgerecht aufbewahrt werden können. Auf die Initiative von Zentralpräsidentin Cristina Urchueguía wurde im Dezember 2022 mit der Universitätsbibliothek Basel, wo die Bestände der Ortsgruppe Basel schon lagern, ein Vertrag geschlossen, damit die SMG-Archivalien in deren Bestand übergehen können und für die Forschung zugänglich sind. Während die Bestände der Sektion Svizzera italiana bereits im Staatsarchiv des Kantons Tessin aufbewahrt werden, waren die restlichen Bestände bei den verschiedenen Sektionen in der Schweiz verteilt. Das Archivmaterial der SMG wurde meist in Ordnern, Kisten und Couverts aufbewahrt und musste für die Archivierung sortiert und neu verpackt werden. 

Nie wieder Bostitch: die Materialität des Archivs 

Dem Aufruf der SMG folgend fand sich dafür ein beherztes, fünfköpfiges Archivteam zusammen, bestehend aus Cristina Urchueguía, Tim Bösiger, Dominic Studer, Gabrielle Favre und Helen Gebhart. Im Juli folgte das Team der Einladung von Iris Lindenmann (Fachreferentin Musik) und Lorenz Heiligensetzer (Sammlungsverantwortlicher Archive) in die UB-Basel, wo eine Einführung in die Kunst der Archivierung geboten wurde. Zur grossen Freude des Archivteams wurden auch weisse Laborkittel zur Verfügung gestellt. Bald war klar, dass bei der Archivarbeit ständig Entscheidungen gefällt werden müssen: Welche Dokumente müssen archiviert werden und welche können getrost weggeschmissen werden? Soll eine übergrosse Seite in ein Sonderformat gepackt werden, oder besser gefaltet archiviert werden? Wie werden Papiere am besten verpackt, damit die ursprüngliche Ordnung von Forscher:innen wiedererkannt werden kann? Nach dem Workshop machte sich das Team an die Arbeit, die Archivalien der Sektion Basel, Zürich, Bern und der Zentrale zu sichten und neu zu verpacken. In den darauffolgenden Wochen kämpfte das Team intensiv gegen eingerostete Heftklammern, zusammengeklebte Seiten und viel Staub aus mehreren Jahrhunderten. Dominic Studer, der die Arbeit im ersten Moment eher als eintönig empfand, erzählt von seinen Erfahrungen: «Kaum etwas war so mühsam, wie dünnes Durchschreibepapier von den teilweise rostigen Bostitch-Klammern zu entfernen. Umso schöner war dafür, wenn man einen relativ «metallfreien» Ordner zum Archivieren erwischte. Auch die langfristige Wirkung von Klebeband auf Papier war recht erstaunlich. Das sind denke ich Dinge, die man sich beim Archivieren der eigenen Akten kaum überlegt. Seit dem Praktikum habe ich keinen Bostitch mehr verwendet!». 

Zum Vorschein kamen bei der Archivierung viele spannende Dokumente: kalligraphisch gestaltete Mitgliederausweise, handgeschriebene Briefe auf unterschiedlichstem Papier,  Veranstaltungsprogramme, darunter ein Vortragskonzert bei der Sektion Zürich von Wanda Landwoska «Cembalo und Clavichord bei J.S. Bach» aus dem Jahr 1922. Besonders aufregend war es zu entdecken, welche bekannten Musikwissenschaftler:innen in der Vergangenheit schon bei der SMG vorgetragen hatten. 

Auf den Spuren der Familie 

Neben der Geschichte der SMG liessen sich auch persönliche Spuren im SMG-Archiv verfolgen, wie Gabrielle Favre erzählt: «Meine Eltern waren beide Musikwissenschaftler und Mitglieder der SMG; mein Vater engagierte sich auch im Vorstand der Sektion Bern, und meine Mutter war über mehrere Jahre, in der gleichen Sektion als Rechnungsrevisorin tätig. Beide nahmen natürlich oft an den von der SMG angebotenen Veranstaltungen teil, an welche ich sie öfters auch begleitete. Von daher erwuchs mein historisches Interesse an der Archivierung der SMG-Dokumente, und es freute mich während der Projektarbeit ganz besonders, wenn wir im Team auf Dokumente stiessen, die «Spuren meiner Eltern» enthielten.»

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