Musikalisches Zwiegespräch von Arvo Pärt

«L’Abbé Agathon» für Soli, Frauenchor und Streichorchester.

Arvo Pärt 2014. Foto: Birgit Püve / Arvo Pärt Centre

In diesem 15-minütigen, französischsprachigen Werk thematisiert Arvo Pärt die Versuchung des Abtes Agathon. Dieser begegnet einem Aussätzigen, der ihn bittet, ihn in die Stadt mitzunehmen für einen Einkauf. Der Aussätzige hat aber kein Geld. Schliesslich kauft ihm der Abt einen Kuchen und bringt ihn auch wieder zurück. Plötzlich entschwindet der Aussätzige aus seinen Augen und gibt sich am Ende als Engel Gottes zu erkennen.

Pärt führt das Zwiegespräch in kurzen Motiven, bestehend aus drei bis vier Tönen. Die Pausen im Gespräch verdeutlichen die Furcht vor Ansteckung, welche lange Zeit verbreitet war. Aussätzige waren weitgehend von der Gesellschaft ausgeschlossen und lebten in grosser Einsamkeit. Dem Chor ist die Aufgabe des Erzählers zugeteilt, und dies in einstimmiger Form. Die Bitten des Aussätzigen übernehmen die Solisten, sinnbildlich für die Stimmen von oben. Das Streichorchester ist mit zwei Violinen, vier Violen, drei Celli und einem Kontrabass besetzt. Die unsichere Stimmung zwischen den Dialogen wird in spannender Weise durch das Streichorchester überbrückt.

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Arvo Pärt, L’Abbé Agathon, für Sopran, Alt, Chor SA und Streichorchester, Studienpartitur (frz./engl.), UE 34672, € 26.95, Universal Edition, Wien 2011

Empfindsam statt kühn

Die «kleineren» Orgelwerke Carl Philipp Emanuel Bachs erstmals komplett in einem Band.

Carl Philipp Emanuel Bach. Kupferstich von Andreas Stöttrup, 1785. Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg / wikimedia commons

Obschon die Orgelmusik im Gesamtwerk des zweitältesten Bach-Sohnes nur einen marginalen Platz einnimmt, so kann sie doch in ihrer typischen «Empfindsamkeit» als beispielhaft für die stilistische Entwicklung vom Spätbarock zur Klassik betrachtet werden – oder, je nach Blickwinkel, für einen schmerzlichen Qualitätsverlust der Orgelmusik in ihrer «dekadenten» Phase.

17 Jahre nach Erscheinen der ersten Urtext-Ausgabe mit den sechs Orgelsonaten liegt nun in gleicher Aufmachung ein zweiter Band vor, der die «kleineren Werke» erstmals komplett enthält. Bislang waren sie nur in Teileditionen greifbar. Aus den sechs Fugen – immerhin zum Teil von Marpurg in seinen theoretischen Lehrwerken exemplarisch zitiert – ragt jene in c-Moll (mit vorangehender kurzer Fantasie) besonders hervor. Ihr stürmischer Gestus lässt etwas wehmütig an kompositorische Kühnheiten denken, die der Komponist in seiner übrigen Clavier-Musik wagt, sich an der Orgel aber mehrheitlich versagt. Ein Kuriosum ist das Choralvorspiel Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, das den bekannten Orgelbüchlein-Choral Johann Sebastian Bachs um «empfindsame» Vor- und Zwischenspiele erweitert.

Ergänzend enthält der Band (neben weiteren Werken wie dem bekannten Preludio in D, einem Trio und fünf Choralsätzen) eine Reihe von spieltechnisch teils äusserst delikaten Stücken für Spieluhren und Drehorgeln, die das Genre der «Flötenuhrstücke» auf willkommene Art erweitern. Eine überzeugende Interpretation all dieser Werke stellt hohe Ansprüche an die gestalterische und artikulatorische Fantasie des Spielenden. Das mustergültige Vorwort, der umfassende kritische Bericht, einige Alternativ-Fassungen sowie die interpretatorischen Hinweise von Gerhard Weinberger – eine kurze Zusammenfassung der für die vorliegenden Stücke relevanten Angaben aus Bachs Versuch über die wahre Art, das Clavier zu spielen – liefern die nötigen Informationen dazu und geben auch Anregungen zur Realisierung einiger nur akkordisch angedeuteter Passagen.Image

Carl Philipp Emanuel Bach, Kleinere Werke für Orgel (Sämtliche Orgelwerke II), herausgegeben von Jochen Reutter, UT 50149, € 24.95, Wiener Urtext Edition (Universal Edition/Schott), Wien 2012

 

Plattform für den Jazz-Nachwuchs

Im Rahmen der diesjährigen Langnau Jazz Nights vom 23. bis 27. Juli findet dieses Jahr zum zehnten Mal das International Junior Jazz Meeting statt – eine Open-Air-Konzertreihe, die jungen Talenten aus dem In- und Ausland ein Auftrittsplattform bietet.

zvg/Langnau Jazz Nights

Die Langnauer Jazznächte sind mehr als ein Jazzfestival: Die abendlichen Konzerte in der Kupferschmiede mit internationalen Top-Musikern werden ergänzt durch einen Jazz Workshop für Erwachsene, den Junior Jazz Workshop und das International Junior Jazz Meeting. Ziel dieser Veranstaltung ist die Förderung junger Musiker, gemeinsames Musizieren, Konzert-Auftritte vor Publikum und der Erfahrungsaustausch unter den Beteiligten.

Das International Junior Jazz Meeting, ein «Festival im Festival», will jungen Musikerinnen und Musikern bis 26 Jahre Gelegenheit geben, mit gestandenen Jazzmusikern und internationalen Stars auf ungezwungene und unkomplizierte Art zusammenzukommen.
Detailliertere Informationen und Anmeldeformulare sind unter www.jazz-nights.ch zu finden.
 

Jugendtag des Europäischen Musikrats

Im Rahmen des European Forum on Music in Glasgow organisiert der Jugendausschuss des Europäischen Musikrats am 18. April einen Tag für Nachwuchsmusiker zum Thema, wie der Sprung in die Arbeitswelt gemeistert werden kann.

© quka – Fotolia.com

Das European Forum on Music tagt in Glasgow vom 18. bis 21. April. Gleich zu Beginn treffen sich am Youth Day junge Menschen bis 30 Jahre, die in allen Bereichen des europäischen Musiklebens tätig sind, von der Administration über Musikpädagogik und Musikschaffen bis hin zur Aufführung. In Workshops werden Themen wie Faire Praktika und Lehren, Arbeiten in Europa und Selbstmarketing, Lebenslanges Lernen und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa erarbeitet.

Die nationalen Musikräte sind eingeladen, Repräsentanten aus ihrem Land an den Jugendtag und das Forum zu delegieren. Im Rahmen des Forums wird der Jugendausschuss neu gewählt. Kandidaturen können jetzt angemeldet werden.
 

Der baselstädtische Regierungsrat macht unter anderem für das Kammermusikfestival im Herbst 2013 im Landgasthof Riehen und das Tanzfest vom 4. und 5. Mai 2013 in Basel Gelder locker.

Der Regierungsrat hat für folgende Projekte Mittel bewilligt: Für die
Stiftung Christlich Jüdische Projekte, Projekt «Zelt Abrahams», für die Jahre 2012 und 2013 (50’000 Franken) und für die Organisation Imagine / terre des hommes schweiz, Durchführung von «Imagine 2013 – das Jugendfestival gegen Rassismus» (50’000 Franken).

Der Verein Inforel Basel erhält zur Erarbeitung eines elektronischen Führers «Christentum in Basel-Stadt und Basel-Landschaft» 40’000 Franken, die Trägerschaft Klangraum Riehen Marlboro für das Kammermusikfestival im Herbst 2013 im Landgasthof Riehen 25’000 Franken.

Das Reso – Tanzwerk Schweiz, Zürich wird für das Tanzfest vom 4. und 5. Mai 2013 in Basel mit 19’000 Franken und das Med Kultur Zentrum und Schweizerische Kurdische Gemeinschaft Basel, Kulturwiege für eine Kurdische Austauschwoche für den Frieden von Ende Februar 2013 mit 15’000 Franken unterstützt.

Urfer’s Märli-Theater Basel, Sommerproduktion 2013 «Kasperlis grosses Abenteuer» erhält 15’000 Franken und der Verein FoyersBasel für ein Geschichtsprojekt 2013 10’000 Franken.
 

Chance für Rockmusiker

Das Forum Werdenberg bietet mit dem Rock Music Contest vom 24. August 2013 Solokünstlern und Bands eine Auftrittsmöglichkeit. Die Bewerbungsfrist dauert bis zum 31. Mai.

© Gitti Moser / pixelio.de

Die Bewerberinnen und Bewerber, ob Solomusiker oder Band, wählen einen Song aus der Rockgeschichte aus und covern bzw. interpretieren ihn auf ihre Art. Die Aufnahme senden sie als Audio- oder Videodatei zusammen mit ihrer Biografie bis zum 31. Mai 2013 an die Veranstalter. Diese wählen fünf Finalistinnen und Finalisten aus, wobei das Hauptaugenmerk auf der persönlichen Umsetzung des präsentierten Stücks liegt.

Am 24. August findet der Rock Music Contest auf Schloss Werdenberg statt, an dem die fünf Finalisten ihren ausgewählten Song in der Original- und der Coverversion vortragen. Die Jury – Daniel Fäh (Konzertveranstalter), Armando Bianco (Journalist), Michael Sele (Musiker und Produzent) und Thomas Schifferle (Programmleiter Radio Grischa) – entscheidet, wer mit Live-Auftritten oder einem Tag im Aufnahmestudio ausgezeichnet wird.

Informationen und Anmeldeformular: www.schloss-werdenberg.ch
 

Die Fondation Suisa schreibt im Bereich «Music and Performance für/mit Kinder(n)» ein erstes Werkjahr aus, und zwar für die Zeitspanne 2013 bis 2014.

Das neue Werkjahr ist mit netto 80’000 Franken dotiert und wird alle zwei Jahre an Schweizer Komponistinnen oder Komponisten vergeben, welche mit innovativen Projekten zum schweizerischen Musikschaffen beitragen.

Ziel des Werkjahres ist, die Musiklaufbahn der Begünstigten zu unterstützen, indem es ihnen ermöglicht, sich während der Dauer des Werkjahres voll auf das musikalische Schaffen zu konzentrieren.

Die genaue Werkjahresperiode wird in Absprache mit der begünstigen Komponistin beziehungsweise dem begünstigten Komponisten festgelegt. Zur Kandidatur zugelassen sind SUISA-Mitglieder mit Schweizer Bürgerrecht oder Niederlassungsbewilligung. Die Kandidierenden dürfen zudem zum Zeitpunkt Ihrer Bewerbung das 40. Altersjahr noch nicht beendet haben.

Mehr Infos: www.suisa.ch/de/fondation-suisa/werkjahr/
  
 
  

Genfer Auktionshaus versteigert Liszt-Briefe

Das Genfer Auktionshaus Hôtel des Ventes versteigert unter anderem zahlreiche Briefe und ein Büchlein mit Klavierübungen von Franz Liszt.

Visitenkarte mit eigenhändigen Zeilen und Unterschrift Franz Liszts,SMPV

In den Briefen äussert sich Liszt über Wagner und Chopin, und er beklagt sich über mangelnde Wertschätzung in der Öffentlichkeit. Ebenfalls in den Verkauf gelangt ein acht Seiten umfassendes handgeschriebenes Büchlein Liszts aus dem Jahr 1832 mit Klavierübungen für seine Schülerin Valérie Boissier.

Hôtel des Ventes veranschlagt den Wert der Liszt-Dokumente auf mindestens 9750 Franken. Die Briefe stammen aus den Sammlungen der Familien Szigeti und Magaloff sowie des Genfer Musikwissenschaftlers Robert Bory.

In der Auktion gelangen  auch Manuskripte und Briefe von Bartok, Brahms, Puccini, Viotti, Wagner, Dukas und weiteren in den Verkauf.

Mehr Infos: www.hoteldesventes.ch/fr/ventes

Die diesjährigen Echo-Verleihungen geraten in den Fokus politischer Auseinandersetzungen: Die Deutsche Phono-Akademie hat die Band Frei.Wild von der Liste der Nominierten in der Kategorie Rock/Alternativ National gestrichen. Mit Folgen.

Die Streichung der österreichischen Gruppe ist erfolgt, nachdem die ebenfalls nominierte Berliner Band MIA mit Rückzug drohte, wenn Frei.Wild eine Echo-Plattform geboten werde.

Die Phono-Akademie erklärt, die Nominierungen erfolgten auf Basis der Charts-Auswertung. «Um zu verhindern, dass der Echo zum Schauplatz einer öffentlichen Debatte um das Thema der politischen Gesinnung» werde, habe sich der Vorstand «nach intensiven Diskussionen dazu entschlossen, in die Regularien des Preises einzugreifen» und die Band Frei.Wild von der Liste zu nehmen.

Nach der Streichung haben laut dem Mediendienst Meedia Fans der als rechtsradikal geltenden Gruppe — ein Vorwurf, der von Frei.Wild selber dezidiert bestritten wird — im Internet einen Shitstorm entfacht, allerdings aus Verwechslung gegen die britische Sängerin M.I.A., statt gegen die Berliner Gruppe.

Wie die deutsche Zeitung «Der Westen» schreibt, hat die rechtsextreme deutsche Partei NPD an den Echo-Verleihungen vom 21. März aus Protest gegen die Streichung der Nomination eine Mahnwache angekündigt.

 

 

Kaspar Zehnder wird Direktor Konzerte TOBS

Kaspar Zehnder wurde über sein Mandat in der Saison 2013/14 hinaus für drei Jahre bis Ende Saison 2016/17 zum Direktor Konzerte von Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) und zum Chefdirigenten des Sinfonie Orchesters Biel ernannt.

Foto: zvg/TOBS

Wie TOBS in der Medienmitteilung vom 8. März schreibt, ist Intendant Dieter Kaegi erfreut, dass er die Zusammenarbeit mit dem derzeitigen künstlerischen Leiter des Sinfonie Orchesters Biel langfristig fortsetzen kann. Mit der Besetzung Kaspar Zehnders als Direktor Konzert ist die neue Geschäftsleitung TOBS komplett: Neben Intendant Dieter Kaegi, der gleichzeitig auch Direktor Musiktheater wird, gehören der Geschäftsleitung TOBS zukünftig Carole Trousseau-Ballif als Verwaltungsdirektorin, Katharina Rupp als Direktorin Schauspiel und Kaspar Zehnder als Direktor Konzert an.

Kaspar Zehnder ist seit der Saison 2012/13 künstlerischer Leiter und erster Gastdirigent des Sinfonie Orchesters Biel. Seit seiner Berufung an die Spitze der Prague Philharmonia, welcher er als Nachfolger von Jiří Bělohlávek von 2005 bis 2008 als Chefdirigent vorstand und der er als Gastdirigent weiterhin eng verbunden ist, tritt Kaspar Zehnder regelmässig in wichtigen Europäischen Konzertsälen und an bedeutenden Festivals auf.
 

Wirre Entdeckungsreisen in weit auseinanderliegende Musikwelten

Die achte Ausgabe des Bieler Festivals für improvisierte Musik «Ear We Are» zog vom 7. bis 9. Februar mit einem kontrastreichen Programm verschiedene Generationen, Einheimische und Eingeflogene, Szenekenner und Partypublikum an.

Foto: Marcel Meier,Fotos: Marcel Meier

Was sind die Spuren eines gelungenen Festivals? Ein Zettel an der Stahltüre der alten Juragarage, auf dem «ausverkauft» steht? Oder die Tatsache, dass nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum verschiedenste Altersgruppen, Musiker und Musikinteressierte verschiedenster Stilrichtungen zusammenkommen? Das kleine, feine Festivals an der Sprachgrenze hat auf jeden Fall auch in der achten Ausgabe auf seine Weise bewegt und gezeigt, welche Wellen ein Festival schlagen kann, dessen Konzept und Durchführung hohe Eigeninitiative mit hoher Professionalität vereint. Es ermöglichte mitunter wirre Entdeckungsreisen in weit auseinanderliegenden Musikwelten, die mal erfrischten, mal ermüdeten, mal erfreuten und auch mal ärgerten.

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Einzigartig ist der Ort

Wenn nicht gerade Ear We Are zu Gast ist, wird in der alten Juragarage in Biel mit Stahl, Holz, Glas und Kunststoffen gearbeitet. Am Ear-We-Are-Wochenende ist davon nicht mehr viel zu sehen. Eine Bühne und eine Bar sind aufgestellt, Stühle aufgereiht, Licht und Technik installiert. Unter dem Einfluss der Alte-Garagen-Nostalgie und dank dem Einsatz der Beteiligten entsteht jene entspannte Atmosphäre, die einen Austausch ermöglicht, aber nicht erzwingt, die alles Gewünschte anbietet aber nicht aufdrängt.

Einzigartig ist die Art

Das Programm, für das die vier Musiker der Bieler Szene, Gaudenz Badrutt, Hans Koch, Christian Müller und Martin Schütz, verantwortlich zeichnen, lässt eine eigene Handschrift erkennen. Es ist geprägt von Kontrasten und von einer weiten stilistischen Spannweite, die neben freier improvisierter Musik, Jazz und Freejazz, Noise und konzeptueller Musik auch Chanson, Rock und Hip Hop einschliesst. Bekannte Musiker der freien Improvisation sind Teil des Experiments, aber auch junge, unbekanntere oder lokale Musiker gehören dazu. Dadurch kommt es zu Konzertabfolgen, die mit jedem neuen Auftritt neue Aufmerksamkeit erreichen.

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Roscoe Mitchell

Einzigartig ist das Ergebnis

Am Donnerstag begann es dieses Jahr entrückt. Roscoe Mitchell nahm mit seinen in sich ruhenden, nicht endenden Kantilenen vom ersten Ton an gefangen, um am Ende seines Auftritts in einem virtuosen Taumel seine unvergleichliche Energie entladen zu lassen. Weniger bei sich schien daraufhin das norwegische Duo der nimmermüden Elektro-Künstlerin Maja Ratkje und des Noise-Spezialisten Lasse Marhaug, deren Welten sich nur in kurzen Momenten zu versöhnen schienen. Der schwedische Saxofonist Mats Gustafsson machte das mit seiner Band The Thing zu späterer Stunde mit einer wunderbar wuchtigen, zugleich fein abgestimmten Show wieder wett.

Auch am Freitag ging es in Stil und Haltungen querbeet: Die gepflegte Darbietung der beiden Grössen Rüdiger Carl und Sven-Åke Johansson liess erleben, welche Poesie aus «einfachen» Klangquellen zu holen ist, wenn auf stil- und wirkungsvolle Art mit ihnen umgegangen wird. Das folgende Experiment von Jacques Demierre und Vincent Barras sieht – wie aus dem Programmtext zu schliessen sein mag – auf Papier vermutlich besser aus als es sich anhörte. Die «exakten Klangskulpturen» ihrer Poésie sonore vermochten die «Grenze bekannter Klanglichkeit» nicht zu verlassen und wirkten abgestanden. Sie entwickelte nicht einmal in der Dauer ihrer Belanglosigkeit eine Faszination. Mit Thomas Peters kurzer und feiner Klangimprovisation folgte ein herbeigesehnter Kontrast, nach dem die Show der Hip-Hop-Combo Shabazz Palaces von Ishmael Butler und Tendai «Baba» Maraire einen etwas langen, aber aussergewöhnlich feinsinnig gestalteten Schluss setzte.

Kontraste gab es auch am Samstagnachmittag mit zwei jungen Musikern: Die südkoreanische Cellistin Okkyung Lee überzeugte mit ihrer ursprünglichen Kraft und Eindringlichkeit, in der sie immer wieder gewaltige Klangtürme aufbaute. Kurz erfrischend, danach ermüdend waren im Gegensatz dazu Roman Nowkas Karikaturen eines Freizeit-Musikers. Am Abend gab es schliesslich auch volle Reihen mit Pascal Auberson, Christophe Calpini und Laurent Poget, dem Noise-enfant terrible Rudolf Eb.er, Keith Rowe und John Tilbury und mit Marc Ribots Trio Ceramic Dog.
 

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Trio Ceramic Dog

Musik-Pilotversuch an Neuenburger Grundschulen

Seit Sommer 2012 führt das Conservatoire de musique neuchâtelois
(CMNE) in Schulen des Kantons unter dem Titel «Orchestre en classe» einen Pilotversuch durch, zu dem nun erste Resultate vorliegen.

© rossler – Fotolia.com,SMPV

Das Ziel des vom kantonalen Musikdelegierten Luc Aeschlimann initiierten Versuchs: Den Schülerinnen ujnd Schülern soll während zwei Jahren die Gelegenheit gegeben werden, im Rahmen eines offenen Experimentierraumes Musizierpraxis in einem Ensemble zu erwerben.

An dem Versuch nehmen zur Zeit zwei Klassen teil, eine am Collège des Endroits (3e Harmos) in La Chaux-de-Fonds und eine zweite am Collège de Vauseyon (6e Harmos) in Neuenburg. Die Kinder in La Chaux-de-Fonds hatten die Wahl zwischen fünf Blasinstrumenten, Klarinette, Saxophon, Posaune, Trompete und Querflöte, diejenigen in Neuenburg zwischen den Streichinstrumenten Geige, Bratsche und Cello.

Mitte März sollen die ersten Resultate der Öffentlichkeit präsentiert werden. Falls sie positiv ausfallen, sollen weitere Schulklassen in den Versuch miteinbezogen werden.

HKB-Absolventin mit Innovationspreis geehrt

Mit ihrem Projekt «zeitgewoben» gewinnt Bettina Danielle Berger, Flötistin und Absolventin des Master of Composition & Theory / Théâtre Musical der Hochschule der Künste Bern (HKB) den 10. Burgdorfer Innopreis.

Das szenische Konzert mit Kompositionen von Morton Feldmann, Pedro Alvarez und Helmut Oehring ist vom Ensemble Interface am 9. März 2012 in der Dampfzentrale Bern uraufgeführt worden.

Bettina Danielle Berger ist Gründungsmitglied von ensemble interface und spielt als Gastmusikerin mit dem Ensemble Modern und dem Klangforum Wien. Sie hat an der ZHdK und der UdK Berlin zunächst Flöte studiert. An der HfMDK Frankfurt hat sie einen Master in zeitgenössischer Musik erworben. 2010 bis 2012 folgte ein Masterstudium in Musiktheater an der HKB.

Seit seinem Bestehen ist der Burgdorfer Innopreis zum zweiten Mal an eine Masterabsolventin aus dem Fachbereich Musik der HKB vergeben worden.

Minimalistische Auslegung in Basel

Die Fachschaften Musik in Basel-Stadt und Basel-Landschaft wehren sich gegen einen faktischen Abbau des Musikunterrichts auf der Sekundarstufe I. Moniert wird unter anderem, Musik und Bildnerisches Gestalten würden durch die Verschiebung in den Pflichtwahlbereich massiv abgewertet, was dem neuen, vom Stimmvolk angenommenen Bundesverfassungsartikel zur musikalischen Bildung zuwiderlaufe. Im Basler Volkshaus wurde am 27. Februar dieser Abbau diskutiert.

Manfred Walker / pixelio.de

Wer glaubte, die überaus deutliche Zustimmung der Stimmbürger zum Verfassungsartikel musikalische Bildung im vergangenen Herbst hätte die zukünftige Stellung des Fachs Musik an den Basler Schulen gestärkt, wird durch die aktuelle Planung der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft im Zuge der Umsetzung von HarmoS eines Besseren belehrt. Im Gegenteil: Der Musikunterricht wird vor allem in Basel-Stadt massiv reduziert und auf der Sekundarstufe zum (abwählbaren) Nebenfach heruntergestuft. Zudem sollen in Basel-Stadt die musikalischen Grundkurse der Ägide der Musik-Akademie entzogen werden, obschon sich dieses Modell über 40 Jahre bestens bewährt hat.

Grundkurslehrpersonen: Zuständigkeit neu bei der Volksschule
In Basel-Stadt standen die Grundkurslehrpersonen bis anhin, einzigartig in der Schweiz, unter der direkten Aufsicht der Musik-Akademie. Stephan Schmidt, Direktor der Musik-Akademie Basel verwies auf die langjährigen guten Erfahrungen mit dem jetzigen Modell und warnte vor einem absehbaren langfristigen Qualitätsverlust; müssten die Lehrpersonen in Zukunft auch andere Fächer unterrichten, würde sich kaum dieselbe Qualität erreichen lassen wie mit «Nur»-Musikern, die zudem auch hoch motiviert seien, ihr Fach zu unterrichten. Benno Graber vom Baselbieter Amt für Volksschulen erwiderte, diese Befürchtungen hätten sich in Baselland nicht bewahrheitet und betonte den Vorteil der Integration der Musiklehrpersonen in die jeweilige Schulhauskultur, den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen. Ausserdem könne bei Bedarf eine Nachdiplomausbildung in Musik absolviert werden. Schmidt relativierte: Ein kürzeres Nachdiplomstudium könne auf keinen Fall eine fundierte Ausbildung wettmachen. Ein grundsätzliches Problem ortete die Runde in der Lehrerausbildung selbst, wo Musik abgewählt werden kann.

Paris-Stipendien für Musikschaffende

Das Berner Amt für Kultur schreibt 2014 fünf kulturelle Auslandstipendien in New York, Paris und Berlin aus. Musikschaffende können sich für zwei sechsmonatige Aufenthalte in Paris bewerben.

H. D. Volz / pixelio.de

Für professionelle Berner Musikschaffende werden nächstes Jahr zwei Auslandstipendien in Paris vergeben. Die Künstler sind eingeladen, entweder vom Januar bis Juni oder vom Juli bis Dezember 2014 im möbilierten Studio des Kantons Bern in der Cité Internationale des Arts zu verbringen. Neben der freien Unterkunft umfasst das Stipendium einen monatlichen Betrag von 3000 Franken an die Lebenshaltungs- und Reisekosten. Das Stipendium ist nicht für den Aufenthalt mit Kindern geeignet.

Voraussetzung für die Zulassung zur Jurierung ist ein professioneller Leistungsausweis, gesetzlicher Wohnsitz und/oder professionelle kulturelle Tätigkeit seit mindestens zwei Jahren im Kanton Bern. Die Bewerbungen sind bis spätestens am 30. April 2013 einzureichen und werden von der Musikkommission juriert. Die Unterlagen sind auf der Website des Amtes für Kultur verfügbar:

www.erz.be.ch/kultur

Kontakt: lejla.sukaj@erz.be.ch

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