Die genetische Architektur des Taktgefühls
Liegt es in unseren Genen, dass wir uns im Rhythmus der Musik bewegen? Dieser Frage hat sich ein internationales Forschungsteam gewidmet.
Insgesamt 606’825 Versuchspersonen (VP) gaben Auskunft darüber, ob sie im Takt eines musikalischen Beats klatschen können. Zur Überprüfung der Zuverlässigkeit dieser Selbstauskunft führten die Teams unter der Leitung von Nori Jacoby vom MPIEA eine Reihe von Online-Experimenten durch.
Dazu nutzten sie bei einer kleineren, separaten Gruppe von VP eine neue Technologie zur Online-Messung von Klopfreaktionen in Echtzeit («REPP»): Während die VP an ihren Computern zu Hause Musik hörten, zeichnete das Team ihre Klopfreaktionen mit dem Computermikrofon auf und ermittelte genau, wann sie im Verhältnis zum musikalischen Takt klopften.
Der Forschungsdatensatz bot den Team die Gelegenheit, selbst kleine genetische Merkmale zu erfassen. So konnte es 69 unabhängige genetische Varianten identifizieren, die mit der Taktsynchronisation in Verbindung stehen. Das Rhythmusgefühl wird offensichtlich nicht nur von einem einzigen Gen, sondern von vielen verschiedenen Genen beeinflusst.
An der Studie beteiligt waren Teams von zehn Forschungsinstituten aus sechs Ländern, darunter des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main. Das interdisziplinäre Team bestand aus Fachleuten für komplexe Genetik, Musikkognition, Evolutionsbiologie, Evolution, Musik- und Neurowissenschaften.