Meilenstein der Talentförderung
Am 29. Oktober überreichten VMS und KMHS in Luzern sieben Schulen das Label «Pre-College Music CH».
«Qualität» und «Austausch» resp. «Kooperation» waren Schlüsselbegriffe dieses feierlichen Anlasses im Club Knox der Hochschule Luzern – Musik. Die musikalischen Beiträge der Nachwuchstalente aus erstmals mit dem Label «Pre-College Music CH» zertifizierten Schulen boten nicht nur den passenden Rahmen. Sie standen für die grosse Vielfalt potenzieller Professionalität und zeugten vom hohen Niveau des Ausbildungsmodells an der Schnittstelle zwischen Musikschule und Musikhochschule. Zudem hatten die jungen Musikerinnen und Musiker Gelegenheit zum direkten Austausch untereinander.
- Foto: Anicia Kohler (VMS)
Die Präsidentinnen der Label-Trägerschaft, Christine Bouvard-Marty, Verband Musikschulen Schweiz (VMS), und Noémie L. Robidas, Konferenz Musikhochschulen Schweiz (KMHS), schlugen in ihren Begrüssungs- und Schlussworten die Brücke zum Verfassungsartikel «Musikalische Bildung». Er ist die Grundlage für die jahrelange Arbeit von VMS und KMHS im Hinblick auf eine systematische Förderung musikalischer Talente mit Hochschulpotenzial in der Schweiz. Mit dem gemeinsam entwickelten Label Pre-College Music CH soll die Qualität des Einstiegs in die Berufsausbildung schweizweit auf ein vergleichbares, hohes Niveau gebracht, die Wahrnehmung des Berufs Musikerin resp. Musiker gestärkt und die Zusammenarbeit der ausbildenden Institutionen untereinander gefördert werden. Die erste Verleihung des Labels an sieben Ausbildungsstätten sei ein Meilenstein für die musikalische Bildung, besonders für die Förderung junger Musiktalente, die sich auf ein Hochschulstudium im Fach Musik vorbereiteten, sagte Bouvard. Das Schweizer Qualitätslabel, das sich an bestehenden internationalen Standards orientiert, verdiene nationale Anerkennung, gerade auch durch die Behörden. Damit sprach sie direkt die als Gäste anwesenden Lorenzetta Zaugg, Bundesamt für Kultur, und Marcel Schwerzmann, Regierungspräsident des Kantons Luzern, an. Weitere Themen im Bericht der Arbeitsgruppe zur Umsetzung von Art. 67a BV auf Bundesebene harrten nach wie vor der Verwirklichung. Oder, wie Valentin Gloor, Vize-Präsident KMHS, Gastgeber und Direktor der Hochschule Luzern – Musik, an anderer Stelle bemerkte: Von den rund 40 vorgeschlagenen Massnahmen seien bislang «gefühlt zwei» umgesetzt.
Wer, wie und wie weiter
- Foto: Anicia Kohler (VMS)
Die zentrale Rolle im Zertifizierungsprozess spielt die sogenannte Paritätische Kommission, deren Arbeit Anna Brugnoni vorstellte. Die Kommission (neben Brugnoni gehören ihr Valentin Gloor, Präsidium, Raphael Camenisch, Helena Maffli, Luca Medici und Béatrice Zawodnik an) sichtet die Zertifizierungsanträge, stellt fest, ob die Kriterien erfüllt werden, ob Dokumente fehlen. Das Highlight sei jeweils der Besuch von zwei Kommissionsmitgliedern vor Ort, wichtigster Leitstern immer die Qualität der Lehrenden und Lernenden. Alle Prozesse werden offengelegt, Fragen beantwortet. Diesen direkten Austausch, verbunden mit konstruktiver Kritik durch einen Blick von aussen, schätzen die Vertreterinnen und Vertreter der zertifizierten Schulen sehr. Thomas Saxer, Vorstand VMS, übergab die Zertifikate an sieben Ausbildungsstätten aus drei Sprachregionen: Conservatoire de musique neuchâtelois, Conservatoire de Lausanne, Conservatorio della Svizzera italiana, Hochschule Luzern – Musik, Konservatorium Winterthur, Musikschule Konservatorium Zürich und Zürcher Hochschule der Künste (die Verlinkungen führen direkt zu den jeweiligen Pre-College-Angeboten).
- Foto: Anicia Kohler (VMS)
Schliesslich wurde im Schnellverfahren öffentlich und unkompliziert der Verein «Schweizerische Konferenz Pre-Colleges Music CH» mit Sitz in Basel gemäss Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches ins Leben gerufen. Thomas Saxer begründete als Vorsitzender der Gründungsversammlung diesen Schritt: Der Austausch unter ähnlichen Organisationen garantiere eine langfristige Qualitätsentwicklung und sei somit weiterhin wichtig zur Stärkung der musikalischen Studienvorbereitung in der Schweiz. Neben Saxer unterzeichnete Christoph Brenner, KMHS, Direktor des Conservatorio della Svizzera italiana, als Protokollführer der Gründungsversammlung die Statuten. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben KMHS und VMS die sieben erstzertifizierten Schulen. Luca Medici und Christian Ledermann sitzen im von Thomas Saxer präsidierten Vorstand, in der Revisionsstelle Valentin Gloor und Christoph Brenner. Letzterer verwies auf die Einführung des Fachhochschulgesetzes Ende der 1990er-Jahre, als die professionelle Musikausbildung den Fachhochschulen zugeordnet wurde, wodurch die Bereiche Begabtenförderung und Berufsvorbereitung etwas unter die Räder geraten seien. Einige Musikschulen entwickelten entsprechende Angebote, für andere war das nicht möglich. Die Vorbereitungsarbeiten zur Musikinitiative und später die Aktivitäten in der vom Bundesrat eingesetzten Arbeitsgruppe führten zu einer Kooperation zwischen KMHS und VMS, die in der Erarbeitung eines Modells professioneller Studienvorbereitung und schliesslich im Label Pre-College Music CH gipfelte. Mit der Gründung der Schweizerischen Konferenz Pre-Colleges Music CH ist nun auch der direkte Austausch wieder institutionalisiert worden.
Informationen und Dokumente zum Label Pre-College Music CH
Das Label kann über ein Formular, das auf der VMS-Website aufgeschaltet ist, beantragt werden. Eine nächste Zertifizierungsrunde findet im Sommer 2022 statt.
Weblink zu Informationen und Unterlagen
Adresse
Label Pre-College Music CH
c/o Verband Musikschulen Schweiz VMS
Dufourstrasse 11
4052 Basel