Vogellaute können Sprachcharakter haben

Laut Evolutionsbiologen der Universität Zürich gleicht das Gezwitscher des Rotscheitelsäblers im australischen Outback der Art, wie Menschen sinnvolle Wörter bilden. Er kann seine Laute neu ordnen, um eine andere Bedeutung zu vermitteln.

Rotscheitelsäbler (Bild: Aviceda/Wikipdia),SMPV

Die Forscher bemerkten, dass der Rotscheitelsäbler, der im australischen Outback lebt, bei bestimmten Verhaltensmustern zwei unterschiedliche Laute «A» und «B» in verschiedenen Anordnungen nutzt. Beim Fliegen produziert der Vogel einen Flugruf «AB», beim Füttern der Jungen im Nest gibt er dagegen die Aufforderungsrufe «BAB» von sich.

Als die Forscher die Laute zurück spielten, konnten die Vögel die verschiedenen Rufarten unterscheiden. Sie blickten in die Nester, wenn sie den Aufforderungsruf zum Füttern hörten und suchten nach ankommenden Vögeln, wenn sie einen Flugruf hörten.

Diese Beobachtungen weisen laut Sabrina Engesser, Evolutionsbiologin an der Universität Zürich, darauf hin, dass die beiden Rufe aus einer Neuanordnung derselben Laute erzeugt wurden. Sie gehen davon aus, dass beim Rotscheitelsäbler das erste Lautelement «B» offensichtlich die Bedeutung zwischen Flug- und Aufforderungsvokalisierung unterscheidet, ähnlich wie «mein» und «ein» im Deutschen, wo das «m» das bedeutungsunterscheidende Element oder Phonem darstellt.

Frühere Studien wiesen darauf hin, dass Vögel verschiedene Laute als Teil eines komplexen Liedes aneinanderreihen können. Doch mangelt es diesen Liedern im Allgemeinen an einer spezifischen Bedeutung und die veränderte Lautanordnung in einem Lied scheint die Botschaft insgesamt nicht zu verändern. Im Gegensatz zu den meisten Singvögeln singen Rotscheitelsäbler nicht. Stattdessen zeichnet sich ihr umfassendes stimmliches Repertoire durch einzelne Rufe aus, die aus kleineren, akustisch getrennten einzelnen Lauten bestehen.

Originalartikel: Engesser S, Crane JMS, Savage JL, Russell AF, Townsend SW. Experimental Evidence for Phonemic Contrasts in a Nonhuman Vocal System. PLoS Biol 13(6). Doi:10.1371/journal.pbio.1002171
 

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