Verschollene Brahms-Materialien wiederentdeckt
Musikwissenschaftler der Universität Bremen haben das bislang verschollen geglaubte Notenmaterial der Uraufführung des Triumphliedes op. 55 von Johannes Brahms im Archiv der Philharmonischen Gesellschaft Bremen wiedergefunden.
Anhand der historischen Abschriften der Chor- und Orchesterstimmen und im Vergleich zur bekannten, späteren Fassung des grossangelegten Werks sei es Ulrich Tadday und Katrin Bock gelungen, die Partitur der Uraufführung von 1871 vollständig zu rekonstruieren, schreibt die Universität Bremen.
Weit mehr als 300 Abweichungen, grössere und kleinere Veränderungen, prägen die Komposition: Im Unterschied zur bekannten späteren Fassung steht die Bremer Fassung des Triumphliedes nicht in D-Dur, sondern in C-Dur.
Sie verfügt über weniger Blasinstrumente, und die grossen Chorpartien sind in Rhythmik und Artikulation viel fliessender ausgesetzt. Insgesamt wirkt sie im musikalischen Satz wesentlich filigraner, weniger markant und martialisch.
Die Komposition unterscheidet sich so sehr von der bekannten, späteren Fassung, dass es gerechtfertigt sei, sie als eigenständiges Werk zu bezeichnen, so die Uni weiter: Die «Bremer Fassung des Triumphliedes» wird in die Johannes-Brahms-Gesamtausgabe aufgenommen und als Studienedition im Henle-Verlag veröffentlicht werden.