Bedeutendes Raff-Autograf in Wetzikon
Der Sammler und Unternehmer Paul Ruppert besitzt mit dem Arbeitsmanuskript der ersten Fassung der 10. Sinfonie das einzige zurzeit bekannte Autograf einer Raff-Sinfonie. Das Digitalisat ist im Lachner Raff-Archiv einzusehen. 2022 soll das Original als Schenkung ans Archiv übergehen.
Über die Beziehung zu einer Kulturschaffenden aus Deutschland erfuhr das Joachim-Raff-Archiv, dass der bedeutende Schweizer Unternehmer und Autografensammler Paul Ruppert ein Musikautograf von Joachim Raff (1822-1882) besitzt – quasi vor Lachens Haustüre, in Wetzikon! Die sofortige Kontaktaufnahme ergab, dass es sich in der Tat um ein Autograf von Joachim Raffs Sinfonie Nr. 10 op. 213 «Zur Herbstzeit» handelt. Paul Ruppert stellte den Archiv-Verantwortlichen diese einmalige, originale Handschrift für die Herstellung eines Digitalisats zur Verfügung, das im Archiv für Forschungs- und Publikationszwecke genutzt werden kann. Nach dem ausgiebigen Studium der bereits in Lachen vorhandenen Sammlerstücke war Ruppert voll des Lobes über die sorgfältige, systematische und leidenschaftliche Arbeit im Joachim-Raff-Archiv.
Nach einer Bedenkfrist hat sich das Ehepaar Ruppert dazu entschlossen, auf das Jubiläumsjahr hin – 2022 wird der 200. Geburtstag von Joachim Raff gefeiert – dem Joachim-Raff-Archiv dieses wissenschaftlich sehr bedeutsame Manuskript als Schenkung zu übergeben. Diese überaus grosszügige Absicht kann nicht genug gewürdigt werden. Lachen kommt damit in Besitz eines einmaligen Raff-Autografs, das Ruppert vor etwa 20 Jahren bei Sotheby’s in London ersteigert hat.
Arbeitsmanuskript von Raffs Sinfonie Nr. 10
Es handelt sich dabei um ein Arbeitsmanuskript der ersten Fassung der Sinfonie Nr. 10, die Raff im Sommer und Herbst des Jahres 1879 komponierte. Es weist zahlreiche Korrekturen und Eintragungen von Raffs und einer fremden Hand auf (wohl der des Dirigenten Louis Lüstner, der die Uraufführung im Jahre 1880 im Kurhaus Wiesbaden dirigierte). Für die zweite Fassung hat Raff den dritten Satz, der seiner Frau zu pathetisch schien, durch eine Neukomposition ersetzt. Auch den Schluss des Finales überarbeitete Raff nochmals. Die ursprüngliche Fassung war bisher nicht bekannt – mit dem vorliegenden Manuskript wird diese Lücke geschlossen.
Die Reinschriften von gedruckten Werken blieben in Raffs Fall meistens im Besitz des Verlages. Leider fielen zahlreiche Verlagsarchive den Turbulenzen des 20. Jahrhunderts zum Opfer und mit ihnen wohl auch ein grosser Teil von Raffs Reinschriften. Die meisten Arbeitsmanuskripte anderer Werke wird Raff hingegen verschenkt oder gar vernichtet haben. So kam es, dass Paul Rupperts Manuskript das momentan einzige bekannte einer Raff-Sinfonie überhaupt ist. Scans können ab sofort im Joachim-Raff-Archiv in Lachen besichtigt werden – immer samstags zwischen 10 und 17 Uhr oder auf Anfrage.