Harmonik im Jazz unter der Lupe

Heute verbreitete Harmonielehren weisen Bass und Akkordgrundtönen eine spezielle Bedeutung zu. Grazer Musikpsychologen haben mit psychologischen Experimenten und Analysen von Datenbanken nun zumindest für den Jazz nachgewiesen, dass die Wahrnehmung komplexer ist.

Bild: Donald Giannatti/unsplash.com (s. unten)

Richard Parncutt und Lazar Radovanovic analysierten Datenbanken mit 100 Arrangements von Jazzstandards. Die Resultate zeigten unter anderem, dass Grundtöne, die theoretisch weniger mehrdeutig sind, im Bass häufiger verdoppelt werden, und Grundtöne von Moll-Akkorden mehrdeutiger interpretiert werden. Verminderte Dreiklänge werden oft als Fragment eines Septakkords interpretiert.

Die Ergebnisse stimmen mit Theorien des Psychoakustikers Ernst Terhardt überein, dass die Wahrnehmung musikalischer Akkorde Folge kultureller und historischer Prozesse ist.

Originalartikel:
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/10298649211062934

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