Klassik schöpft Publikumspotential nicht aus
Am diesjährigen Deutschen Orchestertag haben sich die Kulturmanager zur Zukunft der klassischen Musik zuversichtlich gezeigt. Das Marktpotential sei enorm: Fast 90 Prozent der Deutschen bezeichneten sich als klassikaffin, aber nur ein Bruchteil davon besuche Konzerte.
Neue Vermarktungswege, insbesondere im Online-Bereich, spielten eine immer wichtigere Rolle, schreiben die Verantwortlichen. Die Qualität sei entscheidend, aber Marketing- und Vertriebsinstrumente aus der kommerziellen Wirtschaft müssten auch beim klassischen Konzert angewendet werden. Als exemplarisch wurde die erfolgreiche Marketingstrategie des Konzerthauses Dortmund und seines Intendanten Benedikt Stampa gezeigt. Ihm zufolge könne der Anteil von 3 Prozent aller Haushalte, die sich aktiv am Konzertleben in Deutschland beteiligen, durch entsprechende Veränderungen um das Doppelte gesteigert werden.
Dieter Haselbach, Professor am Zentrum für Kulturforschung in Berlin und Mitautor des Buches «Der Kulturinfarkt», stellte die behauptete Marktverdoppelung in Frage. Die Generation Pop gehe den Konzerthäusern verloren, auch durch entsprechende Marketing-Massnahmen und Emotionalisierungsstrategien könne dieser Verlust nicht aufgefangen werden. Er fordert eine entsprechende planvolle Gestaltung des Orchesterrückbaus.
Als Beispiel aus der Praxis für neue Vermarktungswege in Hinblick auf ein optimales Kundenbindungsmanagement gaben Experten für Software-Lösungen fundierte Einblicke in ihre Verkaufssysteme: Lutz Rosteck von der Firma eventim.Inhouse aus Hamburg, europäischer Marktführer im Vertrieb für Eintrittskarten, setzt einen besonderen Fokus auf eine erfolgreiche Besucherbindung. Sebastian Preuss berichtete über das Vertriebssystem der ROC GmbH, die bereits 90 Prozent des Publikums über den Onlineverkauf erreicht.
Mehr Infos: www.deutscher-orchestertag.de