Ein strahlender Sieger aus Israel
Der 29-jährige Pianist Boris Giltburg gewann den diesjährigen Concours Reine Elisabeth. Seine Interpretation von Beethovens Klaviersonate Nr. 27 und Rachmaninows 3. Klavierkonzert begeisterte Jury und Publikum gleichermassen.
Im Alter von fünf Jahren wanderte Boris Giltburg mit seiner ganzen Familie aus der damaligen Sowjetunion nach Israel aus. Der sympathische und bescheiden auftretende Gewinner ist kein unbeschriebenes Blatt, hatte er doch bereits 2002 den 2. Preis beim Santander-Wettbewerb in Spanien, 2003 den 1. Preis beim Vendome-Wettbewerb in Lissabon sowie 2011 den 2. Preis beim Arthur-Rubinstein-Wettbewerb in Tel Aviv gewonnen. Er war auch schon mehrere Male in der Schweiz zu hören. Neben seiner begeisternden Musikalität beeindruckt Boris Giltburg durch die Fähigkeit, sich fliessend hebräisch, russisch, englisch, französisch und auch deutsch zu unterhalten. Sein Name deutet auf eine deutsche Herkunft, die Familiengeschichte lässt sich aber, wie er erzählte, nicht über mehr als drei Generationen durch die Wirren der Geschichte zurückverfolgen. Er zeigt neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Pianist und Musiker grosses Interesse an (deutscher) Literatur, Malerei und neuerdings an Fotografie. Diese interdisziplinäre Kunstbetrachtung spielt hörbar in seine musikalische Interpretation hinein. Sein berührendes Spiel ist äusserst differenziert und nuancenreich, sodass die Musik zum agogisch atmenden und sogar die Pausen zum klingenden Erlebnis werden. Dass dabei die Technik nie Selbstzweck ist, sondern immer zu Gunsten der Musik überlegt eingesetzt wird, hob Boris Giltburg weit von zahlreichen der zwölf Finalistinnen und Finalisten aus neun Ländern ab. Man darf gespannt sein, wohin sein Weg noch führen wird.
Rémi Geniet
Der 2. Preis ging an den erst 21-jährigen Franzosen Rémi Geniet, der mit poetischem Spiel und differenzierter Anschlagskultur bei Beethoven (Sonate Nr. 9 op. 14/1) und beim zeitgenössischen Pflichtstück In the Wake of Ea des jungen französischen Komponisten Michel Petrossian faszinierte und überzeugte. Er verstand es sehr schön, zwischen Melodik und Harmonik ein Gleichgewicht herzustellen und auch graduelle Abstufungen bei Dissonanzen hörbar zu realisieren.