Tod des Komponisten Henri Dutilleux
Der französische Komponist Henri Dutilleux ist im Alter von 97 Jahren verstorben. Mit ihm verliere «die internationale Musikwelt eine ihrer grossen Persönlichkeiten», schreibt der Schott-Verlag.
Angesichts eines langen, erfüllten Musikerlebens, das er über viele Jahrzehnte mit seiner Frau, der 2009 verstorbenen Pianistin Geneviève Joy, teilte, hinterlasse er ein konzentriertes Oeuvre aus Orchesterwerken, Liedkompositionen, Ballett- und Kammermusik, so der Verlag weiter.
In eine Künstlerfamilie hineingeboren, erlebte Dutilleux das facettenreiche Musikleben des Paris der Zwischenkriegszeit mit. Zwar pflegte er als Student des Konservatoriums regen Kontakt zu Kollegen wie André Jolivet, Darius Milhaud oder Francis Poulenc, ein Mitglied der Groupe des Six oder der Jeune France wurde er jedoch nicht.
1942 wurde er vorübergehend Chorleiter der Pariser Oper. Mit Kriegsende besserten sich die äusseren Verhältnisse und Dutilleux wechselte zum französischen Rundfunk. Später unterrichtete er Komposition an der École Normale de Musique und am Konservatorium. Zwei Sinfonien (1951 und 1959) brachten die erhoffte internationale Anerkennung als Tonschöpfer.
Dutilleux war fasziniert von der feingliedrigen Polyphonie der franko-flämischen Meister; Bach-Choräle ließen ihn ein Leben lang nicht los und die späten Werke Beethovens waren ihm ein Refugium. Seinen eigenen, individuellen Umgang mit der Harmonik bezeichnete er als freitonale Kontinuität, die die klassische Akkordlehre mit Modalität, Polytonalität und Atonalität in Einklang bringt.