Wie gesprochen

Mit Streichquartetten von Jean-Jacques Dünki und Alexander von Zemlinsky stellt sich ein neues Label vor, das zur Hör-CD auch Videomaterial bietet.

Zemlinsky-Quartett. Foto: Tomáš Bican

Eine leise aufsteigende Linie in der zweiten Violine, die allmählich an Selbstbewusstsein gewinnt. Dann sind ein hohes Tremolo und vorsichtige Pizzicati zu hören. Jean-Jacques Dünkis Streichquartett Madrigaux beginnt tastend – als müsse sich das Zemlinsky-Quartett die Klangwelt erst nach und nach erschliessen. Die Musiker laden Töne mit Bedeutung auf; fast sprachähnlich wirkt die Interpretation. Der Basler Pianist und Komponist hat sich, wie man im Booklet erfährt, für das Werk von sieben verschiedenen Texten (von Giacomo Leopardi bis Franz Kafka) inspirieren lassen, die durch Hinfälligkeit und Vergänglichkeit geprägt sind. Wer mehr Informationen möchte, kann sich die halbstündige, ein wenig fahrige Einführung von Elmar Budde anschauen, die auf der beigelegten Blue-Ray-Disc (neben der Konzertaufnahme) zu sehen ist. In Auftrag gegeben hatte das Werk die Gesellschaft für Kammermusik Basel, deren künstlerischer Leiter Laurentius Bonitz auch das Label bmn-medien gegründet hat. Der hier vorliegende plastische Konzertmitschnitt ist die erste Produktion.

Im zweiten Satz «al pié» von Dünkis Quartett werden Tonrepetitionen mit grösster Wucht gehämmert, ehe ein Machaut-Zitat für eine ganz andere Klangwelt sorgt. Das Adagio «clave» weist tonale Anklänge und einen schwebenden Streichersatz auf. Insgesamt zerfällt Madrigaux ein wenig in seine Einzelteile. Es fehlen zwingende Entwicklungen und zusammenhangstiftende Elemente.

Die an die Sprache erinnernde Deutlichkeit der Interpretation setzt sich auch bei Zemlinskys erstem Streichquartett fort. Da wird nicht nur im melosgetränkten Kopfsatz genauestens artikuliert. Der schlanke, helle, genau ausbalancierte Klang des Ensembles dient der Transparenz. Das Furiant-Trio des Allegrettos platzieren die vier Tschechen, die sich auch nach Zemlinsky nenen, auf dem Tanzboden; im dramatisch auflodernden dritten Satz haben sie einen langen Atem. Auch wenn der erste Geiger František Souček nicht immer ganz höhensicher ist, überzeugt das Quartett insgesamt als homogenes Kollektiv. Die Mannschaft ist der Star.

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Jean-Jacques Dünki: Madrigaux (2011/12), Uraufführung. Alexander von Zemlinsky: Streichquartett Nr. 1 in A-Dur op. 4, Zemlinsky-Quartett (František Souček, Petr Střižek, Petr Holman, Vladimír Fortin), CD & Blue-Ray-Disc, bmn-medien 20131

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